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nur aus einem einzigen Grund getan: Um dich zu beschützen. Hätte ich mich meinem Vater nicht aufgedrängt, dann hätte er seine Interessen auf seine Art durchgesetzt. So hatte ich wenigstens Einblick in seine Pläne und konnte sie immerhin dahingehend ändern, dass dir nichts Ernstes zugestoßen ist. Ich weiß, die Nachrichten haben dir Angst gemacht. Aber ehrlich gesagt, das sollten sie auch. Ich wollte, dass du die Stadt auf schnellstem Wege verlässt. Deshalb habe ich im Hotel eingebrochen und dir auch diese Nachrichten auf die Mailbox gesprochen. Du solltest wieder nach Hause fahren.“
Jetzt bin ich doch verdutzt, damit hätte ich nicht gerechnet. „Warum? Ich dachte, du magst mich? Du wolltest mich kennen lernen?“ Ha! Da hat sich wohl jemand in seiner eigenen Lüge verheddert.
„ Ja, eben deshalb ja!“ Seine Stimme wird lauter. „Ich wusste, dass mein Vater keine Sekunde Ruhe geben würde, so lange du hier bist. Und ich hoffte, dass du auf der Stelle abreisen würdest und mein Vater deine Spur verlieren würde. Mein Plan war, ihm falsche Informationen über deinen eigentlichen Wohnort zukommen zu lassen, und ihn damit zu verwirren.“
Er nimmt meine Hand und ich lasse es zu. So vernünftig wie er klingt, fällt es mir unglaublich schwer, ihm gegenüber weiterhin misstrauisch zu sein.
„ Als wir im Krankenhaus waren, habe ich versucht, George davon zu überzeugen, dass du schnell nach Hause abreisen musst, du kannst ihn fragen. Aber er wollte nichts davon hören. Und dann habe ich euch in einem anderen Hotel unterbringen lassen, weil ich hoffte, meinen Vater so noch länger hinhalten zu können. Ich erzählte ihm, dass das alles von mir so geplant war und er dich nun quasi unter seinem Dach hätte. Damit fühlte er sich sicher und ich hatte Zeit gewonnen.“ Noch immer hält er meine Hand und sein Blick wird wieder weicher. Mein Kopf schwirrt.
„ Und warum solltest du dich plötzlich gegen deinen Vater stellen? Lisa hat mir erzählt, dass er dich total kontrolliert und dass du keinen eigenen Willen hast.“ So. Das ist verletzend und geht vielleicht ein bisschen unter die Gürtellinie, aber ich finde, in meiner Situation darf ich mir das herausnehmen.
Markus scheint auch gar nicht Böse zu sein, im Gegenteil, er nickt.
„ Sie hat Recht.“ Wie bitte? Also will er mich schon wieder manipulieren? Spielt er jetzt den Retter in der Not und sein Vater sitzt oben im Wohnzimmer, im Salon, und hört alles mit? Und lacht sich ins Fäustchen?
„ Dann weißt du ja schon, dass ich mit Lisa zusammen war. Vermutlich hat sie dir erzählt, dass ich sie nicht geliebt habe. Das stimmt aber nicht. Ich habe sie geliebt, sehr sogar.“
Ähm, das will ich jetzt eigentlich nicht hören. Um ehrlich zu sein, versetzt es mir sogar einen ziemlichen Stich. Doch als ich ihn unterbrechen will, legt Markus vorsichtig einen Finger auf meine Lippen.
„ Lass mich ausreden. Ich HABE sie geliebt, aber das ist vorbei. Ich habe es ihr damals nicht gezeigt und daran ist unsere Beziehung zerbrochen. Zu dieser Zeit hatte ich meinen Vater noch nicht durchschaut. Damals dachte ich noch, er wäre vielleicht ein bisschen zu interessiert an dieser ganzen Nibelungen-Sache, aber ansonsten fand ich ihn im Großen und Ganzen in Ordnung – immerhin war er mein Vater. Ich bin hier mit großem Druck aufgewachsen und es wurden, seit ich denken kann, große Erwartungen an mich gestellt. Und ich war immer bemüht, es allen recht zu machen, weil ich hoffte, mein Vater wäre dann endlich einmal zufrieden.“
Ein Junge, der die Anerkennung seines Vaters sucht, und das mit allen Mitteln. Kein Märchenprinz, kein Hugh Jackman, kein Retter.
„ Mein Vater fand, Lisa wäre keine passende Freundin für mich. Sie war zu gewöhnlich. Keine reiche Familie, kein Einfluss, keine besondere Herkunft. Das sind die Maßstäbe, die mein Vater an andere Menschen anlegt, und Lisa ist durchgefallen. Er ließ sie immer spüren, dass sie nicht gut genug für mich war, und ich habe sie nicht verteidigt. Deshalb ging unsere Beziehung in die Brüche.“
Das deckt sich mit dem, was Lisa mir erzählt hat. Viel war es zwar nicht, aber es passt.
„ Erst nach der Trennung wurde mir klar, wie wichtig Lisa mir gewesen ist, und wie schlecht ich sie behandelt habe. Und da begann ich auch erst, meinem Vater genauer auf die Finger zu schauen. Ich durchschaute nach und nach seine Machenschaften und löste mich innerlich immer mehr von ihm. Ich versuchte auch, mich mit Lisa
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