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vorstellen, dass mein Vater kein Mann von großer Geduld ist. Das mit den K.O.-Tropfen war natürlich seine Idee, nicht meine. Aber ich dachte mir, es wäre besser, wenn ich das in die Hand nehme und dann bei dir bin, als wenn er einen seiner Schlägertypen auf dich ansetzt. Immerhin habe ich dir nur eine sehr niedrige Dosis verpasst, ich wolle wirklich nicht, dass dir etwas passiert!“
Er wirkt so ehrlich, so aufrichtig, dass ich fast schon so etwas wie Dankbarkeit empfinde. Meine Gefühle fahren in den letzten Tagen die reinste Achterbahn und ich fühle mich total erschöpft und weiß überhaupt nicht mehr, wem ich was glauben soll.
So wie Markus mich ansieht, tendiere ich aber in der Tat dazu, seine Version zu glauben. Einen lebhaften Einblick in den desolaten Geisteszustand seines Vaters habe ich immerhin bekommen. Und bei dem Gedanken, schon am Montag von ein paar Schlägertypen verschleppt worden zu sein, bin ich letztendlich doch fast froh, dass Markus die Sache übernommen hat. Bisher ist mir noch nichts Schlimmes passiert, außer dass ich in diesem Kellerloch sitze und nicht weiß, wie ich jemals heil hier raus kommen soll.
„ Und deine Privat-Führung durch eure Villa?“, will ich wissen. „War die auch Teil des Plans?“ Markus lächelt und schüttelt den Kopf.
„ Nicht direkt. Da habe ich eher improvisiert. Ich wollte meinem Vater unbedingt zeigen, dass ich alles im Griff habe und er seine Bluthunde nicht auf dich ansetzen muss. Und da dachte ich, wenn du freiwillig und in Begleitung herkommst, bist du nicht in Gefahr und er kann sich in Ruhe ein Bild von dir und dem Armreif machen. Es hätte ja auch sein können, dass es doch eine Kopie ist.“
Auch das finde ich gar nicht so unvernünftig, immerhin waren George und Florian dabei. Wehmütig erinnere ich mich daran, wie schön ich es bei meinem ersten Besuch hier fand. Naja, Dinge ändern sich eben.
„ Ich hatte kein gutes Gefühl dabei, dich mit ihm allein zu lassen“, erzählt Markus dann weiter. „Aber andererseits wusste ich, dass dir nichts passieren kann, da zu viel Personal im Haus war und um euch herumschwirrte. Und ich wollte nicht lange mit meinem Vater diskutieren. Doch als ich auf einmal hörte, dass du ihn anschreist, habe ich das Schlimmste befürchtet.“
Stimmt ja, da war diese seltsame Situation. Nun wird mir einiges klar.
„ Ich dachte schon, dass er den Verstand komplett verloren hat und du in Gefahr bist. Deshalb bin ich so schnell auf die Terrasse gekommen. Aber es war zum Glück nichts passiert, außer dass mein Vater den Armreif nun doch schon etwas näher betrachten konnte und so richtig Blut geleckt hatte. Er war sich zwar noch immer nicht sicher, ob es das Original ist, aber das wollte er unbedingt herausfinden.“
„ Und da hast du dich mal schön an meine Fersen geheftet und mich tagelang gestalkt“, stelle ich trocken fest.
„ Ja, das habe ich tatsächlich, ich habe dich beobachtet und wusste zu fast jedem Zeitpunkt, wo du dich aufhältst. Aber da war ich nicht der Einzige. Mein Vater hatte kein großes Vertrauen in meine Fähigkeiten und hat es sich deshalb nicht nehmen lassen, trotzdem ein paar von seinen Leuten auf dich anzusetzen. Ich wollte in deiner Nähe sein, damit er nicht in einer Kurzschlussreaktion irgendeine Anweisung gibt und seine Bluthunde zuschlagen. Ich wollte da sein, falls dir etwas geschieht.“
„ Oh prima“, antworte ich sarkastisch, „und damit ich auch schön ängstlich bin, hast du dann bei mir eingebrochen und mir dämliche Nachrichten hinterlassen! Toller Beschützer!“ Beim Gedanken daran, wie sehr mich diese Nachrichten geängstigt haben, wallt wieder eine enorme Wut in mir auf.
Markus seufzt und starrt ins Leere. Draußen scheint es schon seit einiger Zeit hell zu sein, doch durch den schmalen Lüftungsschacht fällt nur ein schwacher Lichtschein. Es bleibt seltsam zwielichtig hier unten. Die Situation erscheint so unwirklich, ich habe ständig das Gefühl, ich müsste gleich aus einem schlechten Traum erwachen.
Als Markus weiterspricht, zucke ich zusammen, denn seine Stimme ist nun härter, nicht mehr bittend und entschuldigend.
„ Hilda, pass auf. Ich habe mich mehrmals entschuldigt. Ich habe dir gesagt, dass ich selbst weiß, dass mein Verhalten absolut nicht richtig war. Wenn du mich jetzt verachtest und nichts mehr mit mir zu tun haben willst, dann verstehe ich das.“ Er macht eine kleine Pause.
„ Aber ich versichere dir: Alles, was ich getan habe, habe ich
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