Nur eine Ohrfeige (German Edition)
sagte:
»Komm, wir gehen in mein Zimmer spielen.« Das ließ sich Angeliki kein zweites Mal sagen.
Die Jungs drehten sich um und sahen Hector an. Er blickte in ihre glänzenden Gesichter, ihre leuchtenden erwartungsvollen Augen, und musste lachen. Adam hielt sein Geschenk fest umklammert.
»Können wir damit spielen?«
Hector nickte. Unter wildem Geschrei stürzten sie ins Haus.
»Du verwöhnst sie viel zu sehr.«
»Red keinen Unsinn, Schwesterherz, das sind Kinder.«
Aisha war nicht beleidigt. Hector wusste, wie sehr sie sich freute, dass ihr Bruder in Melbourne war und bei ihrer Party dabei sein konnte. Ravi legte Hector den Arm um die Schulter und schlenderte mit ihm zum Grill.
Gary hatte schon wieder eine Diskussion angefangen, diesmal mit Rhys und Anouk.
Manolis stieß Hector an und sagte auf Griechisch: »Geh und hol die Koteletts.«
»Ist es schon so weit?«
»Jawohl. Dieser Australier trinkt, seit er hier ist. Er muss etwas essen.«
Garys Gesicht war tatsächlich schon rot. Leicht lallend bombardierte er Anouk mit Fragen und tippte ihr dabei anklagend mit dem Finger gegen die Brust. »Das ist totaler Quatsch. So läuft das nicht ab im wahren Leben.«
»Das ist Fernsehen, Gary, kommerzielles Fernsehen.« Anouk schaffte es, gleichzeitig bissig und gelangweilt zu klingen. »Nein, du hast recht, so läuft das nicht ab im wahren Leben.«
»Aber der Mist, den ihr da verzapft, beeinflusst Millionen von Menschen auf der ganzen Welt! Jeder denkt, in australischen Familien geht es zu wie in eurer Serie. Willst du nicht etwas Sinnvolleres mit deiner Schreiberei anfangen?«
»Doch. Deswegen schreibe ich ja diese Drehbücher. Damit ich das finanzieren kann, was ich eigentlich schreiben will.«
»Und wie viel bringst du davon zustande?«
»Vierzigtausend Wörter bisher.«
Anouk drehte sich zu ihrem Freund um. »Halt den Mund, Rhys.«
»Warum? Stimmt doch.« Er wandte sich an Hector. »Das hat sie mir heute Morgen erzählt. Sie hat schon vierzigtausend Wörter von ihrem Roman geschrieben.«
Gary schüttelte den Kopf und starrte traurig in sein Bier. »Ich verstehe einfach nicht, wie du diesen Scheiß schreiben kannst.«
»Das ist ganz leicht, Gary. Du könntest das auch.«
»Ich will es aber nicht. Ich will nicht Teil dieser üblen Schwanzlutscher-Industrie sein.«
Harry zwinkerte Anouk zu. »Ich mag die Serie.«
»Was magst du daran?«
Harry ignorierte Gary.
»Was magst du daran?« Gary wurde lauter.
Was für eine Nervensäge. Von ihm hatte Hugo das also. Jetzt blinzelte Harry Hector zu. »Man kann gut dabei abschalten. Manchmal ist es genau das, was man braucht, eine halbe Stunde Unterhaltung.«
Sandi hakte sich bei ihrem Mann unter. Sie lächelte Rhys an, der zurücklächelte. »Ich finde dich sehr gut in der Serie«, sagte sie schüchtern.
Hector unterdrückte ein Lachen. Er sah rüber zu den anderen, die auf Gartenstühlen saßen und aufmerksam zuhörten. Dann fiel sein Blick auf Dedjan, und er musste vor Freude schmunzeln, als er ihn die Worte wiederholen sah: Ich finde dich sehr gut in der Serie. Hector, der die Frau seines Cousins wirklich mochte, sagte nichts dazu. Er sah wieder in die Runde und lächelte Sandi herzlich zu. Sie war schlank und fast so groß wie ihr Mann. Die Kombination aus Model-Körper und dem Stil einer Südeuropäerin – das toupierte, gefärbte Haar, die langen, lackierten Nägel, das zu starke Make-up – bewirkte, dass die Leute sie für ein hübsches Dummerchen hielten. Was sie nicht war. Sandi hatte vielleicht keinen Uni-Abschluss, aber sie war klug, warmherzig und loyal. Harry konnte sich glücklich schätzen. Ein paar Tage die Woche arbeitete sie immer noch an der Kasse einer seiner Werkstätten. Das hätte sie nicht gemusst. Harry schwamm in Geld, er ritt auf der scheinbar endlosen Welle des Wirtschaftsbooms. Sein Cousin hatte verdammtes Glück.
Hector warf einen Blick zum Tor, das den Garten von der Einfahrt trennte. Wo war sie? Sie hätte längst hier sein sollen.
»Warum findest du ihn gut darin?« Gary biss sich gern in etwas fest, er wollte einfach nicht aufgeben. Er blickte Sandi direkt in dieAugen, was sie irritierte. Sie wusste nicht, ob er sich über sie lustig machte. Hector vermutete, dass er es ernst meinte. Gary lebte in einer anderen Welt, und das war einer der Gründe, warum er nicht allzu viel mit ihm zu tun haben wollte und ihm lieber aus dem Weg ging. Mit Gary gab es keinen Smalltalk, keine Leichtigkeit. Selbst wenn die Gespräche
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