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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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meinte: »Seht ihr? Diese blöden Computerspiele machen nur Ärger.«
    Adam stieg die Wut ins Gesicht. »Das ist nicht wahr,
Giagia
, wir haben ganz normal gespielt.« Er zeigte mit dem Finger auf Hugo, der sich noch in Rosies Armen verkroch. »Er ist nur ausgerastet, weil er es nicht kann.«
    »Er ist ja auch noch klein«, platzte Rosie heraus. »Wie wäre es, wenn ihr es ihm einfach beibringt?«
    »Wird er bestraft?«, wollte Rocco wissen.
    Hector schüttelte warnend den Kopf, aber der Junge achtete nicht auf ihn.
    »Er hat es verdammt nochmal kaputtgemacht. Dafür muss er doch bestraft werden.«
    »Er hat es nicht mit Absicht getan.«
    Rocco bebte vor Zorn. »Das ist so was von unfair.«
    Inzwischen war auch Sandi dazugekommen. Als sie ihren Sohn zurechtweisen wollte, flüchtete er ins Zimmer seines Cousins. Adam warf einen kurzen Blick auf die Erwachsenen, und als Hector ihm unauffällig zunickte, lief er Rocco hinterher. Sonja fing anzu schluchzen. Ihre Mutter eilte herbei, um sie zu trösten. Während Aisha und seine Mutter versuchten, die Mädchen zurück in Melissas Zimmer zu schicken, drehte sich Hector um und ging. Er hätte Rosie am liebsten geschüttelt, er konnte ihren Anblick nicht länger ertragen. Er hatte die Schnauze voll von Kindern. Sollten die Frauen sich doch darum kümmern.
    Gary hatte sich nicht von der Stelle gerührt und stand immer noch neben dem Grill. Er hatte sich ein neues Bier aufgemacht und guckte mürrisch.
    »Was war los?«, fragte Anouk.
    Hector zuckte mit den Schultern und antwortete nicht. Sie wandte sich an Gary. »Willst du nicht reingehen?«
    Hector hatte das Gefühl, dass Gary nicht mehr konnte. Er hatte einen Scheißjob, war nicht sein eigener Herr und musste eine Familie ernähren. Anouk hatte keine Ahnung, was das bedeutete.
    »Das kann Rosie machen. Sie lässt ihm ja alles durchgehen, also soll sie es auch ausbaden.« Er klang jetzt sanfter, eine leichte Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit. »Du hattest recht, Anouk, ich hätte kein Kind bekommen sollen. Ich tauge nichts als Vater.«
    »Unsinn. Du bist ein guter Vater. Dein Sohn liebt dich.« Manolis nahm ein angekohltes Würstchen vom Grill und reichte es Gary. Hector stand neben seinem Vater, sie berührten sich. Er war viel größer als sein alter Herr. Es gab eine Zeit, da war sein Vater ein Riese für ihn gewesen. »Kann ich dir helfen?«, fragte er auf Griechisch.
    »Es ist fast fertig. Sag deiner Mutter Bescheid.«
    In der Küche hantierten die Frauen mit Tellern und Gläsern und machten die Salate an. Rosies Gesicht war verheult, genau wie das ihres Sohnes, der gierig an ihrer Brustwarze saugte.
    »Dad sagt, das Fleisch ist fertig. Wir können essen.«
    Im Wohnzimmer tummelten sich die Jungs auf dem Sofa und sahen eine neue DVD. Es war
Spiderman
. Hector war nicht sicher, wie sich ihre Wut gelegt hatte, nahm aber an, dass Aisha etwas damit zu tun hatte.
    »Ausmachen«, befahl er. »Es gibt Essen.« Die Jungs gehorchten. Plötzlich hörte er von irgendwoher Rhythmusfetzen und einen sinnlich wummernden Bass. Eine Melodie von früher, ein Lied, das er zum letzten Mal vor Jahren gehört hatte, als er noch keine Kinder hatte und keine grauen Haare, weder auf dem Kopf noch auf der Brust. Es war Neneh Cherry. Jemand hatte die CD gewechselt, wahrscheinlich Anouk. Gut so.
     
    Es war ein Festessen. Knusprig gegrillte Lammkoteletts und saftige Filetsteaks. Es gab einen Auberginen-Tomaten-Eintopf, gespickt mit cremig geschmolzenem Feta. Ein Dal aus schwarzen Bohnen und im Ofen gebackenen Pilaw mit Spinat. Krautsalat, eine Schüssel griechischen Salat mit Cherry-Tomaten und dicken Scheiben Schafskäse, einen Kartoffel-Koriander-Salat und eine Schale fette Riesengarnelen. Hector hatte vom Treiben in der Küche nichts mitbekommen. Seine Mutter hatte Pasticcio mitgebracht, Aisha ein kardamomgetränktes Curry mit Lamm gekocht, und zusammen hatten sie zwei Hähnchen und Zitronen-Röstkartoffeln zubereitet. Es gab Zaziki und Zwiebel-Chutney, rosa duftendes Taramosalata und eine Platte gegrillte rote Paprikaschoten, die in Olivenöl und Balsamico schwammen. Kaum jemand unterhielt sich, alle waren zu sehr mit Essen und Trinken beschäftigt und blieben höchstens kurz stehen, um seine Frau und seine Mutter für die Köstlichkeiten zu loben.
    Hector knabberte an allem herum, schmeckte aber nichts. Das Speed rauschte noch durch seine Blutbahnen, alles empfand er als fade und trocken. Aber er war stolz darauf, was seine Frau auf die

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