Nur eine Ohrfeige (German Edition)
Beine gestellt hatte. Er hörte eine Wagentür zuschlagen und sah erwartungsvoll hoch, er zählte die Schritte über die Einfahrt mit und sprang dann auf, um das Tor zu öffnen. Tasha küsste ihn auf die Wange. Connie und ihre Tante hatten nur wenig Ähnlichkeit miteinander. Tasha war klein, untersetzt und hatte glattes schwarzes Haar. Connie trug einen zu großen blauen Pullover, der ihren Körper komplett verbarg. Als Hector sie zur Begrüßungküssen wollte, wich sie zurück und prallte gegen einen ängstlichen Teenager, der hinter ihnen stand. Erst erkannte Hector den Jungen nicht, dann wurde ihm klar, dass er der Sohn von Tracey sein musste, der Tierarzthelferin aus Aishas Praxis. Er war extrem schüchtern und mit Pickeln übersät, die Augen waren kaum zu sehen unter dem rotblauen Baseballcap, das er sich tief in die Stirn gezogen hatte. Mechanisch schüttelte Hector ihm die Hand. Seine Augen waren auf Connie gerichtet, die ihm einen herausfordernden Blick zuwarf. Die Hitze schoss ihm durch die Glieder.
Er führte die drei in die Küche. »Es gibt jede Menge zu essen«, sprudelte es aus ihm heraus. »Hier, ich hol euch was.«
»Das können sie auch alleine, du kannst dich um die Getränke kümmern.« Aisha küsste sie der Reihe nach. Der Junge wurde knallrot, seine Pickel glühten regelrecht.
»Wo ist deine Mutter, Richie?«
Tasha antwortete für ihn. »Trace kann nicht kommen. Ihre Schwester aus Adelaide ist zu Besuch.«
»Aber ich hab ihr doch gesagt, sie soll sie mitbringen. Es ist genug zu essen und zu trinken da. Hectors Eltern haben dafür gesorgt.«
Richie nuschelte irgendetwas Unverständliches, danach herrschte betretenes Schweigen. Der Junge räusperte sich und startete einen neuen Versuch. Seine Sätze waren kurz und wirr.
»Nur einen Abend. Danach zu Freunden nach Lakes Entrance. Hat nur einen Abend. Mum und sie müssen reden.«
Aisha fand seine seltsamen Äußerungen amüsant und lächelte ihn freundlich an, bis er plötzlich zurückstrahlte.
»Na ja, aber schön, dass du wenigstens da bist.« Aisha wandte sich an Hector. »Wie wär’s mit etwas zu trinken?«
Richie wollte Saft, und Connie bat zaghaft um ein Bier. Hector warf einen Blick in Tashas Richtung, die offenbar gar nicht zugehört hatte. Er sah wieder zu Connie rüber und hatte das Gefühl, leichte Enttäuschung in ihrem starren Lächeln auszumachen. Es war ein Fehler gewesen, ihre Tante um Erlaubnis fragen zu wollen.Seine Blicke folgten ihr. Er sah, wie sie ihren Teller auffüllte, beobachtete die Bewegung ihres langen weißen Halses, als sie das Bier trank. Sie aß bedächtig, langsam, aber mit sichtbarem Genuss. Völlig ungezwungen wischte sie sich den Mund ab. Der Junge hatte offenbar großen Appetit, innerhalb kurzer Zeit glänzten seine Lippen und sein Kinn. Plötzlich wurde Hector eifersüchtig. Connie und Richie hatten sich in den hinteren Teil des Gartens zurückgezogen und saßen auf den Basaltsteinen am Rand des Gemüsebeets. Schweigend aßen und tranken sie unter dem riesigen Feigenbaum. Doch so schnell wie sie gekommen war, verschwand die Eifersucht auch wieder. Es gab keinen Grund, den Jungen als Konkurrenten anzusehen. Er steckte ganz offensichtlich noch tief in den Wirren der Pubertät. Er hatte die helle, sommersprossige Haut seiner Mutter geerbt. Irgendwann würde ein ansehnlicher Mann aus ihm werden. Er hatte stark ausgeprägte, feine Züge, hohe Wangenknochen und hübsche, freundliche Augen. Aber von all dem hatte der Arme keinen blassen Schimmer. Hector steckte sich eine Zigarette in den Mund. Ein Stück weiter stand Ari und rauchte. Auch er hatte nur ein paar Bissen von dem Essen probiert. Leanna schien ebenfalls keinen großen Appetit zu haben. Als Hector sie anlächelte, machte sie ein entschuldigendes Gesicht.
»Das Essen ist toll«, flüsterte sie. »Ich hab nur einfach keinen Hunger.«
Er setzte sich neben sie auf die Decke. Ihre Augen, die ganz dezent ihre birmanische Herkunft verrieten, funkelten schelmisch.
Er tippte ihr auf die Nase. »Ich weiß, warum du keinen Hunger hast.«
Sie kicherte und sah rüber zu Dedjan, der sich gerade zum zweiten Mal den Teller vollgeladen hatte. »Dedj ist nicht zu stoppen.«
Dedjan schlang sein Essen geradezu hinunter. Bei der Arbeit machten sie Witze darüber, wie viel er in sich hineinschaufeln konnte, ohne dabei zuzunehmen. Obwohl die Jahre auch an ihm nicht unbemerkt vorübergegangen waren, dachte Hector, als er zuihm rübersah. Die Wangen waren schon etwas
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