Nur eine Ohrfeige (German Edition)
seist die ganze Zeit wütend.«
Hector sah geradeaus zu den Kindern, sie hörten sie lachen.
»Ich komme schon damit klar. Aber sie nicht.« Er drückte die Zigarette im Sand aus. »Sie kann an nichts anderes mehr denken.«
»Das kann ich verstehen. Dich wegen Körperverletzung anzuzeigen,ist totaler Quatsch. Gary braucht immer ein Drama in seinem Leben. So ist er eben.«
»Und Rosie ist unschuldig?«
Hector zögerte. »In diesem Fall ist niemand unschuldig.«
Du Wichser.
»Du meinst mich.«
»Du hättest ihn nicht ohrfeigen sollen.«
»Scheiße, Hector. Dieser kleine Mistkerl hat es nicht anders verdient. Ich habe meinen Sohn verteidigt. Ich habe ihn beschützt. Das machen Väter.«
Harry hatte die Fäuste geballt. Die Sonne brannte, der Himmel hing über ihm, und beides drückte wie eine schwere Last auf seine Brust. Er spürte Hectors Hand auf seiner Schulter und schüttelte sie ab.
»Harry, hör zu. Du bist ein guter Mensch. Du hast das nicht verdient.«
»Aber?«
»Aber du hättest ihn nicht schlagen dürfen.«
Er hätte am liebsten geweint. Wenn er doch nur die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen könnte. Dieses verdammte Scheißkind.
Panagia
, flüsterte er, ich wünschte, der Junge wäre tot. Die warme Sonne schien ihm in den Nacken. Er hörte Rocco lachen. Wie immer holte Rocco ihn zurück auf den Boden.
»Alles klar. Du hast recht. Ich entschuldige mich bei ihnen. Kannst du das arrangieren?«
Hector schüttelte den Kopf. »Ich kenne ihn, Mann. Es wird nichts nützen.«
»Ich lass es drauf ankommen. Sandi zuliebe. Aber sie kommt nicht mit – ich will nicht, dass sie in diese Sache mit reingezogen wird. Also, arrangierst du das für mich?«
Hector nickte langsam.
»Erzählst du es Aish?«
»Natürlich erzähle ich es ihr. Sie erfährt es sowieso von Rosie. Mach dir um Aish keine Sorgen.«
Harry sah wieder zu den Kindern. »Ich bin froh, dass sie sich so gut verstehen.« Er räusperte sich. »Es tut Rocco gut, er hat ja keine Geschwister. Gut, dass er Adam und Lissie hat.«
»Sie gehören zur Familie«, antwortete Hector nur.
Harry lachte und zeigte aufs Meer. »Erinnern sie dich nicht auch an uns, als wir klein waren?« Er griff nach einer Zigarette. »Bist du sicher, dass du keine willst?«
»Bring mich nicht in Versuchung, du elender Hund.« Hector drehte sich zu Harry um. »Wann hörst du endlich auf?«
»Sobald es mir nicht mehr schmeckt. Was bisher nicht der Fall war«, sagte er und fügte mit aufgesetztem Gangsterakzent hinzu: »Mein ganzes Geld geht für Alkohol, Nikotin und Benzin drauf.«
»Stimmt«, lachte Hector. »Wer hätte gedacht, dass es am Ende wahrscheinlich das Benzin ist, das uns den Rest gibt.«
Harry stöhnte. »Herrgott, du denkst zu viel nach.« Er legte ihm den Arm um die Schulter. »Denk nicht so viel an den ganzen Mist, Erderwärmung, Terrorismus, Krieg, die Scheißaraber und die Scheißamis. Scheiß auf den ganzen Haufen.« Harry nickte in Richtung des gleißenden Wassers und des messinggelben endlosen Himmels. »Wir haben es echt gut. Man muss sich mal überlegen, wie gut wir es haben.«
Schweigend saßen sie da und sahen den Kindern beim Spielen zu.
Als er vom Strand zurückkam, war er immer noch geladen, aber er riss sich zusammen und blieb höflich und zuvorkommend. Er war überzeugt, einen zufriedenen Eindruck zu machen und höchstens ein bisschen abwesend vom Kiffen zu wirken. Den ganzen schier endlosen Nachmittag über hielt er seinen Zorn im Zaum und blieb vollkommen locker. Er stürzte sich bewusst in seine Rolle als großzügiger Gastgeber, um nicht durchzudrehen, seine Frau zu packen und sie durchzuschütteln, bis ihre Zähne klapperten, ihr die Augen aus dem Kopf traten und sie auf Knien um Verzeihung bat. Auf den Knien! Er verabschiedete sich liebevoll von seinem Cousinund den Kindern, riss Witze und lächelte während des gesamten Abendessens, das Sandi für Van, Alex und Annalise gezaubert hatte. Wollten diese Arschlöcher denn nie gehen? Er las Rocco eine Gutenachtgeschichte vor. Van bot Alex an, ihn mitzunehmen, und Harry war froh, ein klein wenig zu viel getrunken und gekifft zu haben, um sich verpflichtet zu fühlen, Annalise noch nach Frankston zu fahren. Lächelnd begleitete er sie auf die Straße bis zu ihrem Taxi. Sie küsste ihn unbeholfen auf den Mund, und er dachte: Was für eine Schlampe du doch bist.
»Sandi kann sich wirklich glücklich schätzen«, rief sie, als das Taxi quietschend auf die Beach Road
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