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Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Nur eine Ohrfeige (German Edition)

Titel: Nur eine Ohrfeige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christos Tsiolkas
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wohnte, nach draußen gegangen und hatte den ganzen Tag in dem kleinen verwilderten Park auf der anderen Straßenseite gespielt.
    Hector bog in eine andere Straße ab, und Harry war sich sicher, dass sie an genau jenem Park vorbeifuhren. Damals hatte es weder Schaukeln noch Bänke gegeben, gar nichts. Eigentlich war es eher ein unbebautes Grundstück als ein Park gewesen. Als sie in der Dämmerung wieder nach Hause zurückliefen, hatten überall vor den Häusern Leute gesessen, Kaffee getrunken, geraucht und sich mit den Nachbarn unterhalten. Auch jetzt brach der Abend ein, aber überall herrschte Stille.
    Hector parkte den Wagen. Harry sah aus dem Fenster, und sein Cousin zeigte auf ein kleines Holzhaus, das einsam zwischen zwei frisch renovierten Backsteinhäusern stand. Die Bretter waren ursprünglich mal weiß gewesen, aber Wind und Regen hatten imLaufe der Jahrzehnte ein schmutziges Gelb daraus gemacht. Der kleine Vorgarten war mit Unkraut zugewachsen und der einzige Rosenstock so gut wie tot.
    »Hier wohnen sie?«
    Hector nickte.
    Das war ja klar, dachte Harry, diese Arschgesichter hatten nicht mal so viel Stolz, ihr eigenes Zuhause in Ordnung zu halten. Er an ihrer Stelle würde sich schämen. Die Nachbarn mussten ja denken, er sei zu faul oder womöglich noch nicht mal in der Lage, diesen kleinen Pseudogarten in Ordnung zu halten.
    »Gehört ihnen das?«
    »Sie haben es gemietet.«
    Natürlich. Was auch sonst. Sie waren die Art von Leuten, die ihr Leben lang zur Miete wohnten. Aber trotzdem war es ihr Zuhause. Waren sie wirklich so verwahrlost, dass es ihnen nichts ausmachte, wie es dort aussah? Und was war mit dem Jungen? Was für ein Vorbild wollten sie ihm sein? Oder war ihnen das auch egal?
    »Komm schon, bringen wir es hinter uns.«
    Harry hatte sich nicht mal abgeschnallt. Er blieb noch einen Augenblick sitzen und nickte dann.
    »Okay.«
     
    Die Klingel funktionierte nicht, Harry schlug mit der flachen Hand gegen die dicke rote Holztür. Sie hörten ein Kind rufen, dann schnelle Schritte im Flur. Gary öffnete die Tür. Er trug eine Latzhose. Das mit Farbe bespritzte Hemd war aufgeknöpft. Es war eine unangenehme, angespannte Situation. Harry streckte die Hand aus. Gary sah sie an, er wirkte verunsichert. Sie tauschten einen schlaffen Händedruck.
    Es roch nach Räucherstäbchen. Harry ging hinter den anderen her und spähte in die Zimmer. In allen war es dunkel und unordentlich. Im Schlafzimmer war das Bett nicht gemacht, und ein Kinderzimmer schien es gar nicht zu geben. Sie betraten eine hell erleuchtete Küche, in deren Mitte ein großer Tisch stand. Siesaß am einen Ende, auf dem Schoß das Kind, das an ihrem Busen saugte. Sein Lächeln ignorierte sie.
    »Hallo«, grummelte er. »Danke, dass ich kommen durfte.«
    Ihre Stimme war kalt und distanziert. War sie etwa stoned? »Ich war dagegen.«
    Sie war eine eiskalte Schönheit, eine auffallend gut aussehende Blondine mit kristallblauen Augen. Aber er fand sie kein bisschen attraktiv. Sie hatte etwas Hinterhältiges im Blick. Die Augen einer Schlange.
    Der Junge sah zu ihnen hoch, fragend, aber freundlich. Es hatte etwas Obszönes und zugleich auch Erotisches, ein schon so großes Kind an der Brust seiner Mutter trinken zu sehen. Was würde sie wohl machen, wenn der Kleine in die Schule kam?, dachte Harry. Würde sie ihm ihre Zitzen durch den Zaun entgegenstrecken?
    »Wie geht’s, Hector?«
    Auch seinem Cousin gegenüber war ihr Ton kühl. Gary kam mit drei Bieren aus einer kleinen Kammer neben der Küche, in die offenbar nicht einmal ein Kühlschrank passte. Wie konnten Menschen so leben? Erst jetzt bot Gary ihnen an, Platz zu nehmen.
    Harry setzte sich, trank einen Schluck aus seiner Flasche, merkte dann aber, dass er keinen Durst hatte.
    »Erinnerst du dich an den Mann, Hugo?«
    Der Junge war ein hellhäutiger Typ wie seine Mutter, und er hatte dieselben matten, glasigen Augen. Weder Wut noch Angst waren darin zu erkennen. Er nickte langsam.
    »Das ist der böse Mann, der mich gehauen hat. Er kommt ins Gefängnis.«
    Die Männer lachten, als hätten Hugos ehrliche Worte einen Bann gebrochen, indem sie die Sache beim Namen nannten. Überrascht über ihre Reaktion, sah Hugo sie einen nach dem anderen freudig an. Rosies Blick blieb steinern. Sie rückte Hugo auf ihrem Schoß zurecht, ließ ihre eine Brust im BH verschwinden und holte dann die andere raus. Hugo machte sich sofort darüber her. Dieses Miststück. Harry konnte nicht hinsehen. Er warf

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