Nur eine Ohrfeige (German Edition)
Kabel, du Penner? Der Whisky ging gut runter. Harry kam zurück, setzte sich im Schneidersitz neben seine Frau und stopfte die Wasserpfeife.
»Tja, mein Lieber, mit
The West Wing
kann ich heute leider nicht dienen.« Van warf einen Blick in die Runde, blinzelte Nadia zu und grinste. »Ich bin nicht davon ausgegangen, dass sich jemand dafür interessiert. Aber nächstes Mal bringe ich dir sämtliche Folgen mit.«
»Abgemacht«, sagte Hector. »Hast du
Six Feet Under
?«
Das musste man seinem Cousin lassen, der Spinner ließ sich von Vans offensichtlicher Verachtung für seinen miesen trendigen Geschmack nicht einschüchtern.
»Griechenmann, Griechenmann«, sang Van mit überzogen asiatischem Akzent. »Harry, ich glaube, dein Cousin ist ein
Pousti Malaka
.«
Harry prustete in seine Bong. Hector lächelte nur. Er klappte das Album zu, gab es Van zurück und stand vom Sofa auf.
»Sandi, ich gehe mit den Kindern an den Strand.«
Van nahm Harry die Bong ab. »Hey, Mann, sollte keine Beleidigung sein.«
»Hab ich auch nicht so verstanden. Besorgst du mir
The West Wing
?«
Van zog den Rauch ein, das Bongwasser sprudelte und gluckste, dann stieß er ihn wieder aus. »Sicher, Mann. Geht klar!«
»Für mich auch? Ich wollte das schon immer mal sehen.«
Harry schmunzelte. Annalise war definitiv scharf auf seinen Cousin.
»Du auch? Gern, Schätzchen.« Van reichte die Bong an Annalise weiter. Er klang wie der reinste Unschuldsengel. »Du kannst ja Hector anrufen, dann trefft ihr euch und besprecht, welche Staffel die beste ist.«
Harry brach in Gelächter aus und tat so, als müsse er husten.
»Kommst du mit mir, Harry?«
Harry sah zu seinem Cousin hoch. Er fühlte sich gut, er war stoned und ein bisschen angetrunken, saß neben seiner Frau und hatte eigentlich vor, demnächst ins Bett zu gehen. Um noch an den Strand zu gehen, fehlte ihm die Energie. Aber Hectors Blick ließ ihm keine Wahl.
»Klar«, sagte er und kam wankend auf die Füße. »Gehen wir.«
»Der Typ ist ein Arschloch.«
Alex hatte beschlossen, ihnen Gesellschaft zu leisten.
»Van ist in Ordnung.«
»Dieses dämliche Schlitzauge ist das Letzte. Und du lässt zu, dass er so mit deinem Cousin redet?«
Harry war überrascht. Es hatte immer so ausgesehen, als kämen Alex und Van gut miteinander aus. Er wartete darauf, dass Alex weiterredete, aber der verfiel wieder in sein übliches Schweigen. Sie gingen an der Ampel über die Straße und liefen durch die Büsche runter zum Strand. Die Kinder rannten voraus, in Badesachen, die Handtücher über die Schultern geworfen. Unten angekommen warteten sie ungeduldig darauf, dass Hector und Harry sie eincremten, und jagten dann kreischend ins Wasser. Harry war stolz auf seinen Sohn. Rocco stürzte sich, ohne zu zögern, in die kleinen, tänzelnden Wellen. Der dicke Adam dagegen stand zitternd da und brauchte eine Ewigkeit, bis er sich hineintraute. Selbst Melissa war vor ihm im Wasser. Harry zündete sich eine Zigarette an und streckte sich auf dem Handtuch aus. Alex hatte dieSchuhe ausgezogen, stand bis zu den Knien im Wasser und sah den Kindern zu – oder wahrscheinlich eher den beiden blonden Frauen, die oben ohne in der Nähe schwammen.
»Sandi will, dass ich ein Treffen zwischen euch beiden und Rosie und Gary arrangiere.«
Er stöhnte. Die Lüge hatte also doch nicht funktioniert. Harry setzte sich wieder auf und blickte aufs Meer. Rocco kannte keine Angst, er war weiter draußen als jeder andere Schwimmer. Er schwankte zwischen Stolz und Sorge. Fast wäre er aufgestanden und hätte ihm etwas zugerufen, aber da tauchte Rocco auch schon unter, und als er wieder hochkam, schwamm er auf seine Cousins zu.
»Wann hat sie das gesagt?«
»Vor dem Mittagessen.«
Wie konnte sie nur?
»Sie macht sich wirklich Sorgen, Harry. Aber dieser Gary ist wirklich ein echtes Arschloch. Er lässt sich einfach nicht zur Vernunft bringen. Ich halte es für keine gute Idee, dass ihr vier euch zusammensetzt.«
Es sei denn, ich könnte den verdammten Scheißkerl am Ende umbringen.
»Was hat sie noch gesagt?«
Hector warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Zigaretten am Handtuchrand. Es bereitete Harry ein perverses Vergnügen, sich gleich die nächste anzuzünden, obwohl er gerade erst eine ausgedrückt hatte. Der Rauch und das Nikotin beruhigten ihn.
»Na los«, wiederholte er auf Griechisch. »Was hat sie noch gesagt?«
»Sie macht sich Sorgen um dich. Sie glaubt, dass du nicht damit klarkommst. Sie sagt, du
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