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Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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begann einen Brief an seine Großmutter.

6. KAPITEL
    “Señorita
Kate”, rief Carlos vom Flur her. “Hier ist etwas für Sie.”
    Kate trat zurück und betrachtete befriedigt ihr Werk. Mithilfe von Millie und Florence, den Bauernmädchen, hatte sie den Raum auffallend verschönt. Die alten, nicht zusammenpassenden Möbel sahen viel gepflegter aus, nachdem sie sie mit Bienenwachs auf Hochglanz poliert hatten. Die verstaubten Vorhänge waren gewaschen, die Fenster geputzt, die Eichendielen glänzten, und der alte Perserteppich war im Freien geklopft worden, bis seine satten Farben wieder zur Geltung kamen.
    Hausarbeit gehörte zwar nicht zu Kates Lieblingsbetätigungen, sie zeitigte aber Resultate, auf die man stolz sein konnte. Der Raum wirkte nun warm und wohnlich und brauchte als Blickpunkt nur eine Schale mit Blumen oder Blättern. Vielleicht fand sich etwas im verwilderten Garten. Kate sammelte ihre Putzlappen zusammen und trat in den Flur hinaus.
    “Was ist, Carlos?”
    “Das ist gerade für Sie gekommen.” Er deutete mit der Hand auf einen Stapel umfangreicher Pakete auf dem länglichen Dielentisch.
    “Für mich?”
    “Soll ich sie hinauftragen?”, bot der Bedienstete an. Er begegnete ihr äußerst respektvoll, seit er miterlebt hatte, wie das zierliche Mädchen gegen seinen Herrn aufbegehrte.
    “Das wäre sehr nett, Carlos”, murmelte Kate in Gedanken. Diese unerwartete Sendung war ihr ein Rätsel. Sie folgte ihm in ihr Zimmer, die Arme voller Pakete, während er noch schwerer beladen war.
    Als er gegangen war, machte sich Kate ans Öffnen, langsam zunächst, dann immer schneller. Was zum Vorschein kam, ließ ihr Herz höherschlagen: Eine wundervolle warme Pelisse aus Merinowolle, Kleider aus feinem Tuch in gedeckten Farben – Lavendel, Grau, Schwarz und ein schönes weiches Taubenblau – nichts, was sich mit ihrer Trauer nicht vertragen hätte.
    Dazu Wäsche aus feinem weichem Leinen, mit Spitze besetzt, aus Seide und Satin, Sachen, wie Kate sie noch nie gesehen oder angefasst hatte.
    Wie betäubt starrte sie das Durcheinander auf ihrem Bett an. Natürlich hatte Jack alles ignoriert, was sie gesagt hatte, und all diese Sachen für sie gekauft … und wie schön sie waren! Es war lange her, seitdem sie etwas Neues bekommen hatte, und dies war eine Ausstattung von feinster Qualität. Sie würde nichts davon tragen, aber es konnte nicht schaden, sich damit im Spiegel zu betrachten und sich vorzustellen, dass sie einem gehörten.
    Sie griff nach dem taubenblauen Kleid und stellte sich vor den Spiegel. Es war sehr elegant – mit hoher Taille und einer gestickten Rankenborte am Saum – ganz schlicht, aber schön geschnitten. Sie drückte ihre Wange an den weichen, warmen Stoff und atmete den neuen, köstlichen Duft ein.
    Kate hielt die Kleider eines nach dem anderen an ihre schlanke Gestalt, drapierte sie auf verschiedene Weise und versuchte sich vorzustellen, wie sie darin aussehen mochte.
    Dann griff sie nach einem Nachthemd. Feine Seide glitt durch ihre Finger. Als sie es in die Höhe hielt, errötete sie. Das Hemd aus hauchfeinem Stoff war in unanständigster Weise durchsichtig. Hastig legte sie es hin und griff wieder nach dem grauen Kleid.
    “Die Farbe steht Ihnen”, hörte sie eine tiefe Stimme vom Eingang her.
    Kate schnappte nach Luft und fuhr herum, das Kleid an sich drückend, als sei sie nackt. In der Tür lehnte Jack Carstairs lässig am Rahmen.
    “Wie lange stehen Sie schon da?”, stotterte sie.
    Er gab keine Antwort, sein träges Lächeln aber sagte ihr alles, und ihr Erröten vertiefte sich. Er hatte beobachtet, wie sie das Nachthemd betrachtete.
    “Ich bringe Ihnen einen Brief.”
    “Was sagten Sie?”, murmelte sie verlegen.
    “Für Sie ist ein Brief gekommen”, sagte er. “Und wie ich sehe, noch einiges mehr.”
    Jack konnte es sich nicht versagen, sie aufzuziehen. Die Vorstellung des hauchzarten Nachthemdes an ihrer Haut hatte bewirkt, dass er sich verspannte. Und ihre Verlegenheit zeigte ihm, dass sie seine Gedanken erriet. Da Kate Farleigh nicht leicht aus der Fassung zu bringen war, genoss er es. Sie war anbetungswürdig, wenn sie verlegen errötete und Unsicherheit zeigte.
    “Bitte geben Sie mir den Brief”, sagte Kate noch immer verwirrt durch die Belustigung, die aus seinem Ton sprach. Er reichte ihr den Umschlag, doch als sie danach greifen wollte, entzog er ihn ihr wieder.
    “Erst müssen Sie Danke sagen”, forderte er gedehnt und noch immer

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