Nur einen Kuss, Kate!
Blick zu. “Aber Mr. Carstairs …”
“Entschuldige, Millie”, sagte Jack leise und ging an ihr vorbei auf Kate zu. Da ihr sein Blick nicht gefiel, wich sie zurück, auf die andere Seite des Bettes, während er die Schranktür öffnete und daranging, ihre alten Kleider herauszunehmen und sie Millie zuzuwerfen.
“Lassen Sie das!”, stieß Kate entrüstet hervor.
Ohne sie zu beachten, ging er an die Kommode, deren Inhalt er ebenfalls Millie zuwarf.
“Wie können Sie es wagen?”, rief Kate und lief zu ihm, um ihm Einhalt zu gebieten. Er drehte sich um und umfasste ihre Schultern mit festem Griff. Sekundenlang trafen ihre Blicke aufeinander, und seine Hände glitten langsam herab und packten ihre Gelenke, leicht und dennoch fest. “Lassen Sie mich los, Sie herrschsüchtiger Flegel!”
“Ich dachte, ich hätte mich unmissverständlich ausgedrückt.” Er warf einen vielsagenden Blick auf ihr altes Kleid.
Kates Mund war wie ausgedörrt. Er hatte doch nicht etwa die Absicht, ihr eigenhändig eines der neuen anzuziehen? Sie versuchte vergebens, sich seinem Griff zu entziehen.
“Millie, das wäre alles. Schaffe die alten Sachen fort, und wirf sie ins Feuer”, hörte sie ihn sagen.
“Lassen Sie mir wenigstens eines der alten Kleider”, rief Kate verzweifelt aus. “Ich kann doch meine Arbeit nicht in so eleganter Aufmachung tun.”
“Welche Arbeit meinen Sie?”, erkundigte Jack sich in sanftem Ton.
“Nun, schrub…” Kate sprach nicht weiter und sah ihn finster an.
“Genau”, sagte er triumphierend. “Nimm doch alles mit, Millie.”
Das Mädchen wagte keinen Ungehorsam. “Tut mir leid, Miss”, wisperte es aufgeregt, ehe es Kates Sachen nahm und verschwand.
Kate kämpfte noch einen Moment gegen Jacks Griff, um dann ihre Taktik zu ändern. Sie blieb ganz steif und zwang sich, dem Blick seiner blauen Augen standzuhalten.
“Lassen Sie mich los, Sir”, forderte sie ihn auf. Aus ihren Augen blitzte Empörung.
“Die Frist ist abgelaufen.”
“Wie können Sie es wagen, mir alle meine Sachen zu nehmen?”
“Nicht alle.” Er warf einen Blick auf das Kleid, das sie anhatte. “Ich habe Sie gewarnt.”
In diesem Moment nahm sie den Kampf wieder auf, er aber hielt mühelos mit einer Hand ihre Arme hinter ihrem Rücken fest, sodass sie eng an ihn gedrückt wurde.
“Und nun, Miss Katherine Farleigh”, sagte er leise an ihrem Ohr, “werden Sie die Sachen von meiner Großmutter annehmen oder nicht?”
“Nein, und Sie können mich nicht dazu zwingen.”
“Nein?” Mit seiner freien Hand griff er in ihren Nacken, und sie spürte entsetzt, dass er einen Knopf öffnete. Er sah sie unverwandt an, während er ihren Nacken streichelte. Kate starrte ihn trotzig an, entschlossen, Haltung zu bewahren und nicht zuzulassen, dass ihr Körper auf dieses köstliche Gefühl reagierte.
Da löste er den zweiten Knopf und wartete, indem er mit den Fingern auf ihrer Haut Kreise beschrieb. Seine Augen verdunkelten sich, und es bedurfte Kates ganzer Selbstbeherrschung, sich nicht an ihn zu lehnen. Und er weiß es, dieser Kerl, sagte sie sich, verzweifelt den kleinen Liebkosungen Widerstand leistend. Seine Taktik war unfair und respektlos, deshalb versuchte sie ihn zu treten, doch wurden ihre Beine von seinen kraftvollen Schenkeln festgehalten. Als er nach dem dritten Knopf griff, hatte Kate genug.
“Nun gut denn. Ich nehme die Sachen”, sagte sie kalt, und setzte leise hinzu: “Sie gemeines Muskelpaket!”
Er lachte. “Nun, Miss Farleigh, das gemeine Muskelpaket trägt immerhin den Sieg davon. Und Ihnen ist es besser ernst mit Ihrer Zusage, denn wenn Sie sich mir noch ein Mal widersetzen …”
“Sie haben mein Wort.”
“Eben.” Sein Blick verspottete ihren Zorn.
Kate starrte ihn hitzig an, von dem Wunsch erfüllt, ihr möge etwas einfallen, das dieses aufreizende Lächeln zum Verschwinden brächte. “Hinaus jetzt”, befahl sie.
Sein Grinsen wurde breiter. “Schlechte Verliererin”, sagte er leise und ging.
In einem Wutanfall riss Kate sich die alten Kleider vom Leib und zog sich um – neue Wäsche und das weiche taubenblaue Kleid, das ihr so gut gefallen hatte. Dazu wählte sie einen grauen Spenzer mit schwarz-goldener Litze. Der Genuss, die neuen Sachen auf sich zu spüren, minderte freilich nicht ihre Wut. Was bildete er sich ein? Wenn die Sachen wirklich von Lady Cahill kamen, durfte sie diese bedenkenlos annehmen – aber nur, weil sie es wollte, und nicht, weil er sie dazu
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