Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur einen Kuss, Kate!

Nur einen Kuss, Kate!

Titel: Nur einen Kuss, Kate! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
Vom Netzwerk:
ihre Anwesenheit peinlich war, war ihre Anspannung verflogen. “Seien Sie nicht albern. Ich sagte schon, dass es nicht allein darum geht, etwas Öl einzumassieren. Es handelt sich um eine besondere Technik, die man erst lernen muss.”
    Sie bemerkte seine Röte und sagte leise: “Stellen Sie sich einfach vor, ich wäre einer der Pfleger, die Ihre Wunden in Spanien versorgten.”
    Damit war seine Fantasie überfordert. Der Letzte, der seine Wunde in Spanien berührt hatte, war ein alter Haudegen gewesen, kahlköpfig, zahnlos, mit Tätowierungen übersät und mit einem unerschöpflichen Wortschatz an Unflätigkeiten ausgestattet.
    Er wappnete sich, und als sie nach der Decke greifen wollte, zog er diese noch enger um sich.
    “Seien Sie nicht töricht”, sagte sie mit Nachdruck. “Ich muss mir Ihr Bein ansehen, wenn ich das Öl richtig auftragen soll.” Leicht errötend setzte sie leiser hinzu: “Ich sagte schon, dass mich der Anblick Ihres Beines nicht in Verlegenheit bringen wird.”
    Jack brachte es nicht über sich, die Decke loszulassen. Dabei fürchtete er nicht so sehr, ihr mädchenhaftes Schamgefühl zu beleidigen, als vielmehr ihren Abscheu, wenn sie sein übel zugerichtetes Bein sah.
    Entschlossen entriss sie ihm die Decke. In Erwartung ihrer angewiderten Miene biss Jack die Zähne zusammen, als sie sich wortlos über ihn beugte. Das Bein war weiß und von hässlichen dunkelroten Narben durchzogen, die Muskeln verkümmert und an manchen Stellen merkwürdig verspannt.
    Sie nahm eine genaue Untersuchung vor, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Er war schlimm zugerichtet, aber von den Narben abgesehen sah das Bein nicht zu arg aus. Sie strich sanft darüber und ertastete den Verlauf der Muskeln. Er zuckte unter ihrer Berührung zusammen.
    “Schmerzt das?”
    Er beobachtete sie mit sonderbarem Blick. Sie hatte weder Entsetzen oder Ekel gezeigt, aber auch kein Mitleid.
    “Was ist … habe ich Ihnen wehgetan?”, wiederholte sie ihre Frage.
    “Ihre Hände sind kalt. Das kam unerwartet.”
    “Ach so.” Kate fuhr mit ihrer Untersuchung fort.
    “Also, Carlos”, sagte sie. “Zuerst werde ich diese Muskeln bearbeiten.” Carlos beugte sich neugierig über das Bein. “Hier sind sie vom Narbengewebe fest zusammengezogen. Deshalb lassen sie sich so schwer beugen. Nun sehen Sie her …” Sie trug Öl auf die Haut auf und massierte es ein. Jack Carstairs ließ ein leises Stöhnen hören und veränderte seine Lage.
    “Ist das Öl zu heiß?”
    “Nein … das ist es nicht”, murmelte er, ohne sie anzuschauen.
    Kate fuhr mit der Behandlung fort, nicht ohne Carlos ununterbrochen alles zu erklären. Ihre schlanken Finger rieben und klopften und kneteten die verkümmerten Muskeln. Jacks Miene verriet völlige Beherrschung, als sie nach kleinen gezielten Kreisbewegungen das ganze Bein entlangstrich. Einmal ließ Jack ein gedämpftes Stöhnen hören. Kate fuhr auf. Ihre Behandlung sollte entspannend und beruhigend sein und nicht schmerzhaft.
    “Habe ich Ihnen wehgetan?”
    Jack lief rot an. “Nein … aber glauben Sie nicht, Carlos könnte Sie ablösen?”
    “Nein, noch nicht. Er muss erst eine ganze Behandlung mit ansehen. Es dauert höchstens noch eine Viertelstunde.”
    “O Gott!”, stöhnte Jack und veränderte abermals seine Lage unter der Decke.
    “Ich muss Ihnen wehgetan haben”, sagte Kate bekümmert. “Das tut mir leid, weil dieser Teil der Behandlung nicht schmerzhaft sein soll. Vielleicht habe ich etwas übersehen. Können Sie mir genau sagen, wo der Schmerz sitzt?”
    Er sah sie finster an und suchte nach Anzeichen von Bosheit in ihrer Miene, sie aber erwiderte seinen Blick in aller Unschuld. Nein, sie hatte keine Ahnung, was ihre Berührung in ihm bewirkte.
    “Verdammt! Nein!”, knurrte Jack ungehalten. “Sie tun mir nicht weh. Bringen Sie es rasch hinter sich.” Er warf über ihre Schulter Carlos einen vernichtenden Blick zu, den Kate erstaunt registrierte.
    Sie biss sich auf die Lippen. Natürlich schmerzte es ihn, warum hätte er denn sonst gestöhnt? Männer waren zuweilen sehr stur. Ob er fluchte oder stöhnte, kümmerte sie wenig, doch musste sie wissen, ob und wo die Behandlung wehtat. Sie fuhr wortlos in ihrem Tun fort, während er unter ihren Händen immer angespannter wurde. Plötzlich stöhnte er wieder auf und drehte sich mit einem Schwung samt seiner Decke auf den Bauch, wobei Kate aufs Bett fiel.
    Verlegen und verblüfft setzte sie sich auf. “Was sollte das denn?”, fragte

Weitere Kostenlose Bücher