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Nur Engel fliegen hoeher

Nur Engel fliegen hoeher

Titel: Nur Engel fliegen hoeher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Westfield
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keen Spaziergänger. Und uff dieser Nebenstraße fährt um die Zeit garantiert nischt.«
    »Sehe ich auch so. Lass uns auf Ostwind warten, Fred, dann ist das hier der ideale Idiotenhang.«
    Bevor der Spaziergänger mit dem Pudel heran ist, steigen sie ins Auto und fahren wieder in Richtung Berlin. In Finowfurt gehen sie im Gartenlokal an der Schleuse etwas essen. Abends sind sie wieder in Pankow.
    Da sie nicht wissen, wann es Ostwind geben wird, lassen sie Drachen und Werkzeug im Kofferraum liegen, stellen den Lada wieder in die Garage im benachbarten Häusergeviert und schlendern dann um das Karree in die Wollankstraße. Als sie um die letzte Ecke biegen, bemerkt Jonas, dass gegenüber der Ladenwohnung ein weißer Wartburg parkt. Darin sitzen zwei junge Männer. Jonas stößt Fred mit dem Ellbogen an. Der antwortet halblaut: »Muss nischt zu sagen haben. Solchet Gesindel treibt sich hier öfter rum.«
    Fred schließt die Ladentür auf.
    »Scheiße, das Schloss schließt anders. Da war jemand dran.«
    Sie treten in die Werkstatt. Fred schließt ab. Jonas findet einen Brief, vermutlich hat ihn jemand unter der Tür durchgeschoben. Daraufsteht handschriftlich mit Faserschreiber: »Für Jonas von Bibi«. Jonas reißt ihn auf. Innen steckt ein doppelt gefaltetes und ringsum mit Tape zugeklebtes Blatt eines karierten Schreibblocks. Von außen sind nur die Worte »An Jonas« zu lesen.
    »He Alter, ick hab das unjute Gefühl, dass hier jemand in der Wohnung war.«
    Jonas reagiert nicht, sondern löst vorsichtig die Klebestreifen. Fred schielt durch einen Spalt zwischen den zugezogenen Vorhängen zur Straße. Die zwei Männer steigen aus dem Wartburg, zeitgleich fährt ein Kleintransporter vom Typ Barkas vor und hält direkt vor der Ladenwohnung. Vier junge Männer in Wind-Jacken steigen aus. Insgesamt sechs Männer gehen auf Freds Wohnungstür zu.
    »He Alter, es jeht los. Die kommen, um uns zu holen.«
    Es klopft laut an der Ladentür.
    »Sofort aufmachen!«
    »Come on, Alter!«, sagt Fred. Jonas steckt den Brief in die Tasche. Beide rennen in die Küche. Die Stasi-Männer versuchen, die Wohnungstür einzutreten. Fred reißt das Küchenfenster auf. Beide flüchten auf den Hinterhof, springen über die niedrige Mauer. Auf dem nächsten Hinterhof reißt Jonas die Garagentür auf, während Fred ans Steuer des Lada hastet.
    Sekunden später rasen sie in Richtung Prenzlauer Allee. Jonas beobachtet die Fahrzeuge hinter ihnen. Es folgt niemand. Fred fährt jetzt langsamer, um nicht aufzufallen. Vermutlich hat die Stasi nicht mehr sehen können, wie und mit welchem Fahrzeug sie geflohen sind.
    »Warum Jährst du ins Zentrum?«
    »Mensch, Alter, soll ick etwa nach Rostock fahren, wo sie dir auflauern? Wenn die das Auto nich erkannt haben, sind wir in der City am sichersten.«
    »Fred, wir haben keine Bleibe mehr.«
    »Aber zwei Flugzeuge im Kofferraum.«
    »Wir wollten mindestens einen Probeflug machen ...«
    »Alter, dit dauert keene 24 Stunden mehr, dann haben die uns und lochen uns ein.«
    »Willst du damit sagen, dass wir heute Nacht starten?«
    »Dit ist die letzte Chance, die wir haben.«
    Fred fährt bis zum Alexanderplatz und parkt den Lada auf dem breiten Mittelstreifen vor dem Interhotel Stadt Berlin. Sie gehen rüber zum Alex, kaufen sich Bockwurst und Cola und setzten sich auf eine Bank, von der aus sie Jonas' Lada aus sicherer Distanz beobachten können. Nichts passiert.
    »Was war das für ein Brief, den du in meiner Bude gefunden hast?«
    Jonas zieht den Brief von Julia aus der Tasche, öffnet ihn und liest:
     
    Mein Liebster,
    ich habe gestern ein Mädchen zur Welt gebracht. Es kam ein paar
Tage zu früh, aber wir sind beide gesund und wohlauf und kön
nen schon bald nach Hause. Es wiegt 2 800 Gramm und sieht aus
wie Du. Freust Du Dich? In Liebe, Dein Engel
     
    Darunter steht die Telefonnummer des Krankenhauses, sonst nichts. Jonas reicht das Blatt schweigend Fred.
    »Gratuliere, Alter. Dafür hättest du dir auch einen besseren Tag aussuchen können.«
    Jonas ist in Gedanken versunken und kann nicht antworten.
    »Sag mal, Jonas, wenn du sie am Telefon erwischst, könntest du ihr durch die Blume vermitteln, was wir vorhaben?«
    »Denke schon.«
    »Dit is sicher nich janz ohne, 'ne saubere Landung hinzulegen. Kann sein, dass sich eener von uns die Gräten bricht. Wäre gut, wenn jemand in der Nähe wäre, um sofort den Notarzt zu rufen.«
    Während Fred auf der Bank sitzen bleibt, um den Lada im Blick zu behalten,

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