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Nur für dich (German Edition)

Nur für dich (German Edition)

Titel: Nur für dich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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Stunden vergangen, während es für die restliche Welt sechs volle Tage waren. Bevor ich zu dir kam, warst du bereits rund eineinhalb Tage allein gewesen. Du hättest ohne Hilfe vielleicht noch fünfzehn Stunden lang durchgehalten, danach hätten Kälte, Wassermangel und die inneren Verletzungen dich getötet.“ Ricky zog ihn auf die Beine. Es verwirrte ihn, wie mühelos er sich bewegen konnte. Keine Verletzung war zu spüren, keine Schmerzen, keine Müdigkeit.
    „Ich bringe dich jetzt zum Ausgang. Die Suchtrupps sind gerade dabei aufzugeben. Du bist durch so viele Tunnel geirrt, dass die Hunde deiner Fährte nicht folgen konnten. Zudem hält sich in dieser Feuchtigkeit kein Geruch allzu lange.“
    „Ich wäre also tot und meine Leiche würde vielleicht irgendwann in zwanzig Jahren bei Wartungsarbeiten entdeckt werden, wenn überhaupt?“ Thomas schauderte bei der Vorstellung.
    Hand in Hand mit einem Schutzengel zu marschieren, der aus sich selbst heraus leuchtete und dabei über solche Dinge zu reden, das war so irrsinnig! Ihm war jedoch nicht zum Lachen zumute. Ricky hingegen lächelte auf jene Art, für die Thomas ihn immer geliebt hatte.
    „Warum rettest du mich? Ich habe dir nicht geholfen, als du mich brauchtest“, flüsterte er schließlich beschämt.
    „Du hättest mich nicht retten können, Sweet. Selbst wenn du direkt neben mir gestanden hättest, es lag nicht in deiner Macht. Ich hingegen kann dir helfen. Ich will, dass du lebst und glücklich bist, Tommy. Die letzten zehn Jahre hast du mit Schuld, Alpträumen und Arbeit verbracht, die du als Sühne aufgenommen hast. Ein Wunder, dass du nicht dem Alkohol verfallen bist.“
    Angewidert schüttelte Thomas den Kopf. „Es waren vollgedröhnte Junkies, die mir das Liebste auf dieser Welt geraubt haben. Ich habe seitdem keine Zigarette, kein Beruhigungsmittel, nicht einmal Kopfschmerztabletten angerührt. Nichts, keine Drogen, gar nichts.“
    „Nur Kaffee.“ Rickys Lächeln nahm der Situation den dramatischen Ernst, was Thomas nicht ganz recht war. „Ja, hm, Kaffee musste schon sein.“ Er musterte den Mann, diesem Engel, dem er sein Leben verdankte. Wie sollte er dieses selbstlose Geschenk annehmen? Es erwidern?
    „Ich habe dich nicht verdient“, flüsterte er unter Tränen, die er mit keiner Kraft der Welt noch hätte zurückhalten können.
    Ricky umarmte ihn, hielt ihn einfach nur fest, bis Thomas sich gefangen hatte, und küsste ihn dann zärtlich.
    „Ich muss dich jetzt verlassen, Sweet. Die letzten Meter zum Ausgang wirst du allein schaffen müssen.“
    „Nein, Ricky, bitte …“
    Licht und Wärme verschwanden. Sein Engel war fort. Ricky …
    Thomas brach zusammen, als alles über ihm zusammenschlug: Kälte, Durst, vernichtende Schmerzen, Einsamkeit. Ricky, er wollte ihn nicht noch einmal verlieren!
    Er sah dämmriges Licht in der Ferne und kroch darauf zu, auf dem Bauch rutschend. Er wollte es nicht, wollte lieber hier liegen bleiben und sterben, doch Instinkte zwangen ihn voran. Nach einer Weile hörte er Stimmen, die sich laut stritten:
    „… verdammte Scheiße! Ist mir egal, ob er tot ist oder nicht. Er ist einer meiner Jungs!“
    Mike in Aktion. Thomas hätte gelächelt, wenn er die Kraft dazu besessen hätte. Sein Teamleiter war jederzeit bereit, in die Hölle zu marschieren, um für seine Leute zu kämpfen.
    „Mr. Wilkox , zum letzten Mal: Es regnet, und nicht nur ein bisschen! In spätestens einer Stunde werden wir hier knietief im Wasser stehen. Eiskaltes Wasser. Schlecht für Hunde. Das endgültige Aus für jede Fährte, die bereits jetzt kaum noch vorhanden ist. Es tut mir leid, aber ich kann nichts mehr für diesen Mann …“
    Ein Hund schlug an. Dann ein zweiter. Thomas hatte keinen Willen mehr, länger durchzuhalten. Die beiden Spürhunde tauchten auf und schnüffelten hechelnd an ihm herum, laut bellend, bis Thomas glaubte, dass sein Kopf platzen musste.
    „Ricky, lass mich nicht allein …“, flüsterte er, während helfende Hände ihn aus dem Tunnel zerrten. Sein Bewusstsein schwamm davon, losgelöst von dem Körper, um den sich jetzt Sanitäter und Ärzte bemühten. War dort vorne nicht ein engelhaftes Leuchten? Thomas gefiel der Gedanke, dass Ricky in der Nähe war …

    ~*~

    „Das hast du gut gemacht.“
    Ricky drehte sich nicht um, er wusste, warum der Engel bei ihm war. Dem Himmel nähergekommen war er bislang noch nicht, zweimal hatte dieser Engel ihm bis jetzt aufgesucht, um ihn wählen zu lassen.
    „Muss ich

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