Nur für dich (German Edition)
gehen?“, fragte er niedergeschlagen. Sein Blick blieb an Tommys totenbleichem, ausgezehrtem Gesicht haften. Selbst mit seiner Engelsmacht war es schwer gewesen, seinen Liebsten zu retten. Er spürte deutlich, dass Tommy nicht glücklich werden würde. War es die falsche Entscheidung gewesen?
„Du hättest ihn sterben lassen können, dann wärt ihr bereits jetzt vereint gewesen“, sagte der Engel sanft.
„Tommy hat so sehr gelitten, nur weil er sich schuldig fühlte. Er hat es verdient zu leben.“
„Und du? Du hattest dein Leben kaum begonnen und lange vor deiner Zeit schuldlos verloren.“
Langsam wandte sich Ricky der leuchtenden Frauengestalt zu.
„Noch eine Wahl?“, fragte er ungläubig. „Du bist hier, um mich noch einmal wählen zu lassen?“
„Drei ist die Zahl Gottes.“ Der Engel lächelte fast ein wenig schelmisch, wie es Ricky schien.
„Welche Wahl also?“, fragte er zittrig.
„Du kehrst zurück ins Leben, als Colin Thorpes, 29 Jahre alt, frisch aus der Ausbildung zum Detective . Du wirst ein natürliches Menschenleben führen, das jederzeit durch Krankheit, Unfall oder Mord enden kann. Keine Garantien, keine Vergünstigungen, keine Himmelsmächte. Nach deinem Tod kehrst du unverzüglich in die Ewigkeit ein, ob mit oder ohne Thomas. Oder du gehst sofort.“
„Werde ich es bereuen? Wenn unsere Liebe nicht standhält, weil zehn Jahre Trennung, Schuld und Sühne zwischen uns steht?“, wisperte Ricky innerlich zerrissen. Er wollte es, er wollte es so sehr!
Der Engel trat dicht an ihn heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ricky nickte ernst und traf seine Wahl.
~*~
„Wie geht es ihm, Doc?“ Thomas hörte das Geflüster zwischen Mike Wilkox und dem Stationsarzt. Sie glaubten, er würde fest schlafen, darum gaben sie sich nicht allzu viel Mühe leise zu sein.
„Unverändert, Detective . Sein physischer Zustand macht gute Fortschritte, es ist immer noch ein Wunder, wie er so lange durchhalten konnte. Psychisch hingegen ist alles beim Alten. Er scheint sich regelrecht nach dem Tod zu sehnen, nicht auf die übliche ich ertrage dieses Leben nicht mehr- Weise, wie es normal wäre, sondern so, als würden ihn alle Schätze dieser Welt im Jenseits erwarten.
Nur ein einziger Schatz …, dachte Thomas müde. Er wollte dieses Leben nicht. Auch wenn Ricky alles gegeben hatte, um ihn zu retten, er wollte sterben. Mit Ricky vereint sein …
Es klopfte zaghaft an der Tür.
„Stör ich?“
Ricky? Das war …
Thomas riss die Augen auf. Colin stand dort, nur ohne die übernatürlich schöne Stimme. Ricky, zum Mann gereift. Und er sprach mit Mike, der ihn offensichtlich kannte!
„Kommen Sie herein, Colin. Vielleicht können Sie unser Sorgenkind motivieren, sich mit der Genesung anzustrengen! Oh, Tom ist wach – Tom, dein neuer Partner, sobald du deinen Hintern aus dem Bett schwingen kannst. Glaub nicht, dass wir DiMarris mit dem Mord an Ian davonkommen lasse. Der Kleine ist noch grün, wir brauchen dich, um ihn einzuschleifen!“
Ungläubig starrte Thomas in das strahlende Gesicht, das er so sehr liebte.
„Wenn Sie mich zum Partner haben wollen, Sir“, sagte Ricky – Colin – mit vorgetäuschter Schüchternheit und zwinkerte ihm zu.
„Willkommen im Team“, hauchte Thomas mühsam und streckte haltsuchend die Hand nach Ricky aus. Er wollte ihn niemals mehr loslassen …
~*~
Der Engel draußen auf der Fensterbank betrachtete zufrieden die beiden Liebenden, die nun, da man sie endlich allein gelassen hatte, gar nicht aufhören wollten sich zu küssen.
Ihre Aufgabe war nun beendet. Ricky, der dank der Tatsache, dass es für Engel keine zeitliche Beschränkungen gab, die Ausbildung zum Polizisten und Ermittler absolviert hatte, Ricky war nun endgültig zurück im Leben. Dort, wo er hingehörte, nachdem er viel zu früh ermordet worden war. Für ihn war sie zurückgeblieben, man hatte ihr die Wahl gelassen, ihrem Sohn zu helfen. Nur für ihn …
Zeit, heimzukehren.
Ende
Sandra Gernt , Jahrgang '76, schreibt Geschichten, in denen Charaktere und Gefühle im Vordergrund stehen. Auch wenn sie für das Setting häufig Fantasywelten wählt, sind magische Exzesse und episches Schlachtengetümmel bestenfalls Randerscheinungen – sofern überhaupt vorhanden.
Action und Spannung dürfen nicht fehlen, doch dafür braucht es kein sinnloses Blutvergießen.
Sie legt Wert auf emotionale Entwicklungen, niveauvolle Sprache und detailliert geschilderte Welten, in denen der Leser sich heimisch
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