Nur Fuer Schokolade
Bäuerin vergewaltigt und ihr schwere Verletzungen durch Schläge beigefügt hat. Und sie findet den Untersuchungsbefund der psychiatrischen Klinik.
Die letzten Sätze beunruhigen sie: Die Ärzte stellten fest, daß es sich bei ihm nicht um eine primitive Persönlichkeit handelt, er vielmehr sehr berechnend sei. Er könne als äußerst brutal angesehen werden. Er sei zu weit schwereren Verbrechen fähig. Ein solches Verbrechen sei ihm jederzeit wieder zuzutrauen. Immer stärker keimt in ihr der Verdacht, daß dieser Täter etwas mit dem Mord an Sylwia R. zu tun haben könnte, sie sieht Parallelen, wo es strenggenommen doch eigentlich keine gibt. Leszek hat eine 51jährige Bäuerin vergewaltigt, aber niemanden getötet. Dennoch: der Gedanke an diesen Mann läßt die Sekretärin nicht los. Sie sucht weiter und stellt verwundert fest, daß man Leszek Pekalski in Sachen R. nicht einmal vernommen hat – dabei war er doch auch ein Sexualtäter.
Beim Vergleich der ärztlichen Berichte, als sie die Verletzungen der beiden Opfer gegenüberstellt, beschleicht sie ein merkwürdiges Gefühl. Die Verletzungen weisen die gleiche Handschrift auf. Das äußerst brutale Vorgehen, die Schläge ins Gesicht, der Mißbrauch des bewegungslosen Körpers. Soll sie zugeben, daß sie Akten studiert hat, obwohl dies gar nicht ihr Aufgabengebiet ist, oder soll sie schweigen? Schließlich vertraut sie ihrem Chef ihre Vermutungen an. Er hat zunächst nur ein müdes Lächeln für sie übrig – zu grotesk erscheint ihm, daß die vielen damit beauftragten Kriminalisten den Täter nicht ermitteln konnten, aber nun seine Sekretärin den Fall gelöst haben will.
Am 17. Dezember 1992 fahren drei Polizeiwagen vor dem bescheidenen Haus des Bogdan Pekalski vor. Die Beamten gehen geradewegs auf das Haus zu. Er ahnt nichts Gutes, zu streng sind die Blicke der Beamten. Er tritt vor die Tür und erschrickt, als die Männer Punkt 17 Uhr ohne Gruß ins Haus stürzen. Ohne gefragt worden zu sein, zeigt Bogdan zur Eisen-treppe, die zur Dachkammer führt. Es ist die Dachkammer, in der Leszek wohnt. Er ahnt, wen sie suchen.
»Dort oben ist er.« Bogdan weist mit einer Geste die Treppe hinauf, in den ersten Stock. Leszeks zeitweilige Bleibe. »Er schläft«, sagt Bogdan. »Hat er etwas getan?« Er ist noch nicht einmal richtig angezogen; steckt sein Hemd in die Hose, fährt mit den Fingern durch seine Haare und schlüpft in seine Pantoffeln, die im Zimmer verstreut liegen. Wieder einmal hat der Mann eine lange Nacht hinter sich. Seine Freunde waren gekommen und man hatte manche Flasche Wodka geleert. Mit seinem mächtigen Kater kann er kaum verstehen, was man von seinem Neffen will. Er hat doch erst Verhandlung gehabt und war wieder freigelassen worden. Was sollte denn nun wieder sein?
»Wollen Sie mir nicht einmal sagen, was los ist? Ich komm gar nicht mit!«
»Das brauchen Sie auch nicht«, fährt ihn einer der Beamten an. »Zeigen Sie uns das Zimmer von Leszek, alles andere erklären wir Ihnen später.«
Die Beamten gehen mit Bogdan die Treppe hinauf, zum Dachgeschoß.
»Hopp, aufstehen Leszek Pekalski. Sie sind verhaftet!« ist alles, was man zu dem eben noch Schlafenden sagt.
Schlaftrunken steht Leszek auf und kann gar nicht fassen, daß man ihm sofort Handschellen anlegt. Er wird sofort aus dem Zimmer geführt.
»Hier also wohnt Leszek? Sieht ja toll aus«, sagt einer der Beamten verächtlich zu Bogdan, der wie versteinert im Raum steht und auf die Kleidungsstücke deutet, die im ganzen Raum umherliegen.
»Lüften dürftet ihr auch mal«, sagt er nur, geht zum Fenster und reißt es auf, daß die Pappe aus dem Rahmen springt. Eifrig durchsuchen die Beamten das ganze Zimmer, bis einer den Bettkasten freilegt und aufgeregt verkündet: »Ja, da schau her!
Was haben wir denn da?«
Er zeigt auf den Inhalt des Kastens. Seine Kollegen hören auf der Stelle mit ihrer Suche auf. Sie starren auf das, was im Bettkasten liegt. Es ist nicht etwa die dreckige Wäsche Leszeks, die hier zum Vorschein kommt. Jeder der Beamten erkennt, daß sie einen Fund ganz besonderer Art gemacht haben. »Sofort zwei Mann an die Eingangstür, laßt niemanden herein«, befiehlt der Leiter der Untersuchungskommission und fügt noch hinzu: »… und Leszek sofort in die Zelle unseres Reviers bringen!«
Die beiden angesprochenen Beamten verlassen mißmutig den Raum und gehen die Treppe hinunter zum Hauseingang.
Zu gerne wären sie oben geblieben und hätten verfolgt, was es in
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