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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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Verlaub, glaube ich dem Verfasser dann doch nicht ganz, auch wenn er es zu seinem Haupttitel gemacht hat.
    Denn unerreichbar blieb zwar auch die letzte Wahrheit des kapitalen Falles; bei diesem Eingeständnis scheint das Gericht, daß sein hier im Leserinteresse nicht vorweggenommenes Urteil über Pekalski verkündete, vom biblischen König Salomon persönlich beraten worden zu sein.
    Die Tatsache aber, daß niemand in Polen und in der übrigen Welt die erschreckenden Konturen des Falles Leszek Pekalski und den erbärmlichen, gewiß zutiefst zu bemitleidenden Un-Menschen hinter den Verbrechen auch nur annähernd so verdeutlichen konnte wie Buval, überführt den Autor in diesem einzigen Punkt zweifelsfrei einer gewissen Koketterie. Der über Nacht angereiste Biograph, der dem vermutlichen Massenmörder ohnehin wie ein Wesen von einem anderen Planeten erschienen sein muß, dürfte seinen unheimlichen Gesprächspartner in einer weit stabileren, ihm bislang total fremden Währung dafür bezahlt haben, daß er sich öffnete; zu unser aller Nutzen mit Menschlichkeit und Vertrauen.

    München, am 15. September 1997
    Rolf Bossi Rechtsanwalt

Leszek, der »kleine Junge«
Ein Mädchen wird vergewaltigt
    Der Himmel ist verhangen über dem kleinen nordpolnischen Dorf Osieki. Schwarzgraue Wolken, fast zum Greifen nah, reihen sich am Firmament aneinander, als sich der katholische Geistliche des Ortes noch vor der Morgenmesse die Füße vertritt. Er ist ein kleiner, sehr schlanker Mann; seine tief-schwarzen Haare sind streng nach hinten gekämmt. Seine Kirche ist wie jeden Sonntag bis auf den letzten Platz gefüllt – eigentlich nichts Ungewöhnliches in Polen, denn dies ist der einzige Ort, an dem die hart arbeitende Landbevölkerung alle Neuigkeiten austauschen kann. Die Kirche ist ein Ort des gegenseitigen Austauschs und der Informationen.
    Und dieses System funktioniert. Von der Dorf-Hebamme sind alle unterrichtet: Heute, am 12. Februar 1966, wird die Magd Cecylia niederkommen. Daß sie arm ist und mit ihrer Mutter auf einem kleinen, etwas heruntergekommenen Hof lebt, ist nichts Außergewöhnliches, denn mit Reichtum ist niemand in diesem Ort gesegnet. Aber daß sie als Ledige ein Kind erwartet, ist vor allem für die alten Frauen und natürlich für den Geistlichen unmöglich. Noch unmöglicher allerdings ist eine Abtreibung – dann soll ein junges Mädchen lieber seine Schande austragen, gleich, wie sich dies auf ihre Zukunft auswirkt.
    An diesem 12. Februar 1966 weiß das ganze Dorf, daß Cecylia durch eine jugendliche Sünde schwanger wurde. Die genauen Hintergründe kennt zwar nur sie allein, aber es kursieren die verschiedensten Versionen. Eine davon besagt sogar, daß Cecylia Opfer eines Verbrechens geworden ist. Eines Verbrechens der abscheulichsten Art. Man spricht von Vergewaltigung.
    Auch dem Pfarrer kommt dies zu Ohren – und er predigt an  diesem Tag von einer »Begegnung mit Satan, dem Herrn alles Bösen«, als wolle er deutlich machen, welche furchtbare, unverzeihliche Sünde hier begangen worden ist. Doch es war nicht Satan, der dieses Mädchen schwängerte. Es war Jozef, ein einfacher Landarbeiter und Tagelöhner des Dorfes, den jeder kannte. Er ist von kleiner Statur, untersetzt, und: verheiratet. Er wohnte im selben Haus, in dem auch Cecylia mit ihrer Mutter lebte.
    Wie ein räudiger Hund schleicht Jozef am 12. Februar 1966 um das Haus von Cecylia und deren Mutter, in sicherem Abstand, damit ihn niemand sehen kann – vor allem nicht seine Ehefrau. Schon in aller Frühe war er aus dem Haus gegangen.
    Er hielt es nicht mehr aus in seinen vier Wänden, das Gezeter seiner Frau, die natürlich längst wußte, was vorgefallen war, raubte ihm den letzten Nerv. Im oberen Stockwerk hätte er an diesem kalten Februartag sicher wärmer erlebt, was sich im Erdgeschoß abspielt.
    Genau verfolgt er, was im Haus geschieht, denn er weiß, obwohl Cecylia und ihre Mutter schon lange kein Wort mehr mit ihm sprechen, daß heute der Tag sein würde, an dem seine Cecylia sein Kind zur Welt bringen soll. »Sein Kind«, durchfährt es ihn. Sein Kind, das er wohl nie sehen darf, geschweige denn, je in seinem Arm wiegen würde. Dem sonst so hart wirkenden Jozef laufen Tränen übers Gesicht; blinder Haß verursacht diesen für ihn unbekannten Gefühlsausbruch.
    Grenzenloser Haß – vor allem gegen die Mutter Cecylias, die Frau, die nun ihrer Tochter hilft, sein Kind zur Welt zu bringen.
    Ein Jahr zuvor war für die unbedarfte

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