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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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sowieso von ihm. Nur wenn er wieder einmal zuviel getrunken hat, fühlt er sich allein und es wäre ihm dann lieber, sein Neffe würde sich nicht immer in diesem Zimmer verkriechen.
    Leszek genießt die Ruhe dieses Raumes, sein Gefühl, »zuhause« zu sein. Alles was er besitzt, befindet sich in diesem Raum. Den Bettkasten hütet er besonders; braucht aber andererseits keine Angst zu haben, daß entweder sein Onkel oder einer von dessen Saufkumpanen nach oben kommen und seine Schatztruhe entdecken könnten.
    Leszek erhält eines Tages vom Gericht die Vorladung zur Verhandlung in Sachen Bernadetta B., der 51jährigen Bäuerin.
    Leszek wartet achtundzwanzig Monate bis zu dem Tag, an dem er vor Gericht zu erscheinen hat. Achtundzwanzig lange Monate kann er sich frei bewegen. Niemand außer ihm weiß wirklich, was er in dieser langen Zeit getrieben hat. Am 21.November 1992 hat Leszek Pekalski vor dem Kreisgericht in Bytow wegen Vergewaltigung von Bernadetta B. zu erscheinen.
    »Zum Aufruf kommt die Sache Leszek Pekalski«. verkündet der Gerichtsdiener auf dem Gang und betrachtet den Mann, der soeben den Gerichtssaal betreten will. »Sie sind Leszek Pekalski?« fragt der Beamte und Leszek nickt. »Bitte treten Sie ein.«
    Er öffnet ihm die Tür zum Sitzungssaal, wobei er darauf achtet, daß der Abstand zwischen ihnen möglichst groß bleibt.
    Leszek tritt nach vorne ans Richterpult und verneigt sich ehrfürchtig vor dem hohen Rat. So steht er vor seinem Richter, der ihn von oben bis unten mustert.
    Der Staatsanwalt, ein dunkelhaariger Mann mit grauen Schläfen, verliest die Anklageschrift, nicht ohne ständig den vor ihm sitzenden Angeklagten zu beobachten. »Was sagen Sie zu den Vorwürfen des Staatsanwaltes, Angeklagter?« lautet die Frage des Gerichts.
    Leszek, den Kopf zum Boden geneigt, die Arme auf dem Rücken verschränkt, als hätte er größte Ehrfurcht vor dem Gericht, spricht leise, fast verschämt.
    »Ich bereue es so sehr, Herr Rat, es war, weil ich nie eine Frau bekam, und da überfiel es mich einfach. Wahrscheinlich habe ich zuviel getrunken an diesem Tag«, lügt er, denn er hat noch nie getrunken. Leszek verabscheut Alkohol. Für ihn eine Schutzbehauptung, die mangels genauerer Informationen über ihn niemand widerlegen kann.
    »Es tut mir ja so leid, daß ich dieser braven Frau so wehgetan habe, ich will es auch nie wieder tun«, versucht er in fast kindlicher Art, den Richter zu beeindrucken.
    »Sie geben alles zu, was Ihnen der Staatsanwalt vorwirft?«
    Der Richter ist leicht verwirrt, es scheint ihm zu mühelos.
    »Ja, Herr Richter, alles gebe ich zu und ich bereue es auch ganz fest«, gibt Leszek zur Antwort.
    Als ihn der Staatsanwalt danach auffordert, etwas über sein Leben zu erzählen, leuchten seine Augen auf – er weiß, das ist seine Stunde. Er beginnt, weit ausholend seine Jugend zu schildern, mit allen Facetten des Elends, die er erlebt hat. Und Leszek hat viel zu erzählen. Er merkt sehr schnell, wie gut das bei Gericht ankommt, wenn er von seiner unheilvollen Kinderzeit berichtet. Alle im Gerichtssaal sind beeindruckt von den Worten dieses einfachen, etwas verwahrlosten Menschen.
    Am Ende seiner Ausführungen sind alle Anwesenden voller Mitleid. Und verblüfft von der Freundlichkeit und Reue dieses so leidgeprüften Mannes. Selbst der Vorsitzende Richter, der in seiner langen Dienstzeit sehr viele Erfahrungen gesammelt hat, ist beeindruckt von den Ausführungen des Angeklagten. Wie ein Häufchen Elend steht er vor ihm.
    Keiner im Saal zweifelt auch nur einen Augenblick daran, daß dieser einfältige Mensch niemals wieder zu solch einer Tat fähig wäre. Die Beratung des Gerichts für die Urteilsfindung dauert daher nicht lange. Der Richter sieht es als erwiesen an, daß es sich bei der Tat des Angeklagten um eine einmalige Verfehlung handele. Da Leszek Pekalski noch nicht vorbestraft ist. verkündet er das Urteil: »Zwei Jahre Gefängnis auf fünf Jahre Bewährung!«
    Leszek geht langsam, vornübergebeugt, in seiner für ihn typischen Art zum Ausgang des Gerichtssaales. Noch einmal richtet sich sein Blick zurück, zum Vorsitzenden Richter und ganz leise, mit großer Erleichterung, sagt er: »Danke« – so, daß es jeder hören kann. Dann verläßt er zufrieden den Raum. Der Staatsanwalt blickt ihm angestrengt nach. Er kann ihn noch nicht einordnen. Kein ständig volltrunkener Penner, obwohl er optisch diesen Eindruck macht, ein Vagabund, mit ein paar Mark Rente jeden Monat …
    »Ein

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