Nur Fuer Schokolade
Magd Cecylia, einem Mädchen vom Lande, die Welt noch in Ordnung. Ihr karges Leben mit ihrer Mutter erfüllte sie mit Freude. Mit ihrer kleinen, etwas pummeligen Figur glich sie so ganz der Mutter, die nur eines im Sinn hatte: das Beste für ihre Tochter. Schon früh verstarb Cecylias Vater, so daß die beiden Frauen sehrbald lernen mußten, ihr Leben ganz allein zu meistern, ein Leben, das sehr hart ist und nur aus körperlicher Arbeit besteht.
Die beiden waren froh, daß sie sich gegenseitig haben, und so gab es auch keinerlei Geheimnisse zwischen ihnen.
Cecylia hatte gerade ihren 19. Geburtstag gefeiert, als sie an einem Sonntag nach der Kirche bemerkte, daß ein Mann sie verfolgte. Sie drehte sich nach ihm um und sah, daß es wieder einmal Jozef, der verheiratete Mann aus der Wohnung über ihnen, war. Als sie weit genug von der Kirche entfernt waren, trat er neben Cecylia. Mit seinem dämlichen Grinsen, das sie so sehr haßte, fragte er sie: »Na, war es schön in der Kirche?«
Dabei hielt er verlegen die Hand am Mund, eine Geste, die seiner Unsicherheit noch mehr Ausdruck verlieh. Weit nach vorne gebeugt stand er vor ihr, seine Arme reichten fast bis zur Erde, jedenfalls kam es Cecylia so vor. Von vielen Männern hätte sie es sich gewünscht, daß sie nach dem Kirchgang auf sie warten würden, aber ausgerechnet Jozef, der nun gar nicht Gegenstand ihrer Wünsche war …?
»Wo gehst du denn jetzt hin?« wollte er weiter wissen, und sie antwortet, daß sie – natürlich – nach Hause gehen will.
Seinem Vorschlag, mit ihm an einen nahegelegenen Teich zu gehen, begegnete sie mit Spott, doch Jozef gab nicht auf.
Immer mehr verstrickte er sie in eine Unterhaltung. Arglos, noch bevor sie sich versah, sind sie geradewegs in Richtung des kleinen Weihers unterwegs. Schließlich war sie mit ihm ganz allein an diesem einsamen Ort, einem Platz, der zwar nur wenige hundert Meter von ihrem Elternhaus entfernt, aber dennoch menschenleer war.
Sicher konnte die Mutter nicht verstehen, warum ihre Tochter an diesem Tage nicht pünktlich von der Kirche nach Hause kommt. Warum sie überhaupt mitgegangen ist, weiß sie ja selbst nicht zu sagen, vielleicht, weil die Männerwelt des Dorfes so gar keine Notiz von ihr nimmt und sie so gerne einen Freund hätte. Jozef ist verheiratet und hat eine Familie.
Selbstverständlich wußte sie das und trotzdem war sie mit ihm allein an diesem einsamen Platz. Für beide gilt eines gemeinsam: das Leben zeigt sich ihnen nicht von der Sonnenseite.
Ein ganz klein wenig Wärme, vielleicht ein Berühren der Hände, ein zartes Streicheln des Handrückens, eine Berührung der Wangen, davon träumte Cecylia immer. Einmal Zärtlichkeit verspüren, einmal das Gefühl erleben, gestreichelt zu werden, das war ihr sehnlichster Wunsch. Einen Mann an der Seite zu haben, einer, der ihr gegenüber aufmerksam ist, der ihr Aufwartungen macht – sie blieb. Unbemerkt rückte Jozef ein wenig näher an Cecylia, ohne daß sie es wahrnahm oder wahrnehmen wollte. Sie merkte nicht einmal, daß sein Atem immer lauter wurde und seine Augen einen Glanz bekamen, der eine erfahrenere Frau sicher zur Vorsicht veranlassen würde. Daß der Druck seiner Arme, die auf ihren Schultern lagen, eine völlig andere Bedeutung für ihn als für sie hatte, konnte oder wollte sie sich nicht vorstellen. Viel zu unbedarft verhielt sie sich. Zwar hat ihre Mutter sie immer vor heimlichen Treffen mit Männern gewarnt – welche Mutter tut das nicht –, doch sie nahm derlei Warnungen nicht allzu ernst.
Was soll schon geschehen in Osieki, wo jeder jeden kennt.
Mit starker Erkältung wartete ihre Mutter zu Hause und war natürlich schon neugierig, von ihrer Tochter zu erfahren, was sie an Neuigkeiten aus der Kirche zu berichten hatte. Endlich hörte sie die Eingangstüre knarren, und noch bevor Cecylia etwas sagen konnte, fragte die Mutter: »Hast du dem Pfarrer noch geholfen, die Gebetsbücher einzusammeln?« Und: »Geht denn so ein starker Wind heute, weil du so zerzauste Haare hast?«
»Ja, ich geh jetzt in mein Zimmer. Mir geht es heute nicht so gut.« Cecylias Stimme zitterte, sie verschwand schnell. Der Mutter schien sie verworren. »Irgendwas stimmt da nicht«, mochte sie gedacht haben.
Sie ging zur Kammer ihrer Tochter und wollte gerade die Tür öffnen, als sie ein leises Weinen hörte. Sie wollte hineingehen und sie trösten, doch ihr weiblicher Instinkt hielt sie davon ab. Sie beschloß, in der Wohnstube so lange zu
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