Nur in deinen Armen: Roman
Mörder ist, dann …«
Lucifer warf einen Blick auf die Uhr, dann stand er auf und kam um den Schreibtisch herum. »Komm.« Er streckte ihr die Hand entgegen.
Phyllida sah zu ihm auf, sie legte ihre Hand in seine, auch wenn er die Frage in ihrem Blick nicht beantwortet hatte.
»Du hast vergessen, dass heute Abend der Ball in Ballyclose ist.«
»Du liebe Güte!« Phyllida sah zum Fenster. »Das habe ich wirklich vergessen.« Sie warf Lucifer einen Blick zu. »Vielleicht …?«
»Wir müssen vorsichtig sein, aber wir können ganz sicher Cedrics Interesse an Horatios Büchern testen und auch alles, was vielleicht damit zusammenhängt.«
Fünf Stunden später stand Phyllida modisch in blassblaue Seide gekleidet an einer Seite des Ballsaales von Ballyclose und beobachtete den einzigen ihrer Verehrer, der sie dazu gebracht hatte, über eine Ehe mit ihm ernsthaft nachzudenken. Er stand auf der anderen Seite des Ballsaales und beeindruckte die beiden Misses Longdon mit seinem Charme. Phyllida drückte sich in den Schatten einer großen Palme und bewunderte seine große Gestalt, die dunklen Locken, die wagemutig in seine Stirn hingen, den eleganten schwarzen Rock und die Hose, zu denen die elfenbeinfarbene Krawatte und eine Weste aus elfenbeinfarbener Seide in elegantem Kontrast standen. Wie die meisten anderen Frauen genoss sie die Aura von Kraft und männlichem Selbstvertrauen, die er so mühelos auszustrahlen schien.
Sie hoffte, dass die Entfernung ihr dabei helfen würde, die richtige Perspektive zu finden. Mit einer leichten Verachtung für ihre eigene Empfänglichkeit zwang sie ihren Blick von ihm weg und schaute durch den Raum. Sie hatte Basil weggeschickt, um ihr ein Glas Orangenlimonade zu holen, sie hoffte nur, dass er auf dem Weg irgendwie abgelenkt würde.
Sie brauchte Zeit, um nachzudenken. Tag um Tag an Lucifers Seite zu verbringen war sehr angenehm, doch es fiel ihr immer schwerer, vernünftig über ihn nachzudenken. Und nachdenken musste sie ganz sicher, über ihn und darüber, ihn zu heiraten. Darüber, was sie wollte, ob sie das überhaupt wollte.
Seine Erklärung, dass er sie niemals verführt hätte, wenn er nicht die Absicht gehabt hätte, sie zu heiraten, hatte ihr die Augen geöffnet, nicht nur für seine eigenen Motive, sondern auch für ihre. Sie hätte es ihm niemals erlaubt, sie zu verführen, wenn sie ihn nicht bereits geliebt hätte, auch wenn sie damals noch gar nicht begriffen hatte, was Liebe wirklich war.
Sie hatte das Thema Liebe - Liebe zwischen einem Mann und einer Frau - schon immer verwirrend gefunden.
Ihre Mutter hatte nicht lange genug gelebt, um ihr einen nützlichen Eindruck über die Ehe ihrer Eltern zu vermitteln. Das einzige andere verheiratete Paar, das sie kannte, waren die Farthingales, und deren Beziehung basierte auf gemeinsamer Akzeptanz und nicht auf stärkeren Gefühlen. Lady Fortemains offensichtliche Ausflüge außerhalb ihrer Ehe machten die ganze Sache nur noch undurchsichtiger - dabei hatte sie die Lady immer als Ausbund einer Frau der gehobenen Gesellschaft gesehen.
Niemand hatte ihr die Liebe je erklärt. Und was ihre Reaktion auf Lucifer betraf, so hatte sie unter einer selbstgerechten Blindheit gelitten, sie war überzeugt gewesen, dass eine solche gefühlsmäßige Entwicklung - eine Entwicklung wie die, die Mary Anne und Robert für den Rest ihres Lebens aneinander binden würde - ihr niemals zustoßen würde.
Aus heiterem Himmel war Lucifer gekommen und hatte ihr Leben wie ein Sturm durcheinander gewirbelt - alles hatte sich verändert und veränderte sich noch immer. Die neue Landschaft ihrer Gefühle hatte ihre endgültige Form noch nicht angenommen, das hatte sie nicht zugelassen.
Verlangen benebelte vielleicht im Augenblick ihre Sinne - momentan genügte nur eine einzige Berührung oder ein Blick aus diesen mitternachtsblauen Augen -, aber sie war noch immer eine eigenständige Frau, hatte ihr Leben noch im Griff. Die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen, wie sie es bei ihren anderen Verehrern getan hatte, war bei Lucifer nicht möglich. Sie konnte ihn nicht einfach ignorieren, er hatte einen Platz in ihrer Welt eingenommen, den niemand der anderen für sich beansprucht hatte. Er war ihr Geliebter.
Er war noch eine ganze Menge mehr.
Ein rücksichtsloser Pirat, ein beschützender Tyrann - all das war nicht schwer festzustellen. Sie hatte auch seine Sanftheit erlebt, seine Zärtlichkeit. Indem er ihr sein Verlangen und auch ihr eigenes
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