Nur weil ich dein Chef bin
saß Parker in seinem Wagen und fuhr ins Büro zurück. Er schaffte den Weg in Rekordzeit, parkte in der Tiefgarage und war mit wenigen Schritten im Aufzug. Sein Herz schlug heftig.
Sollte er Linda sagen, dass er ihr eine Falle gestellt hatte? Würde sie überhaupt noch da sein? Der Aufzug schien im Zeitlupentempo die zweiundzwanzig Stockwerke nach oben zu fahren. Parkers Ungeduld stieg ins Unerträgliche.
Als die Tür aufglitt, hallte der leise Klingelton im leeren Flur wider. Der Empfangsbereich lag fast völlig im Dunkeln und wurde nur von dem schwachen Licht des Firmenlogos an der Wand beleuchtet.
Einen Moment lang stand er regungslos neben Sheilas Schreibtisch und lauschte. Es war nichts zu hören. Ebenso leise setzte er den Weg bis zu seinem Büro fort. Lindas Schreibtisch war leer, ihr Computer ausgeschaltet. Der Ordner mit den Arbeitsblättern, den er ihr vorhin gegeben hatte, lag auf einem Stapel Papiere. Neugierig öffnete er ihn. Er war unverändert. Sie hatte die Arbeit noch nicht erledigt? Nach zwei Stunden? Hatte sie die ganze Zeit damit zugebracht, seinen Computer zu durchforsten?
Er steuerte auf die Tür zu seinem Heiligtum zu und drückte vorsichtig die Klinke hinunter. Es war abgeschlossen! Schnell steckte er seinen Schlüssel ins Schloss und öffnete mit dramatischem Schwung.
Der Raum war leer. Der Bildschirmschoner mit dem Garrison-Logo hüpfte hin und her, was bedeutete, dass der Computer seit mindestens einer halben Stunde nicht benutzt worden war.
Parker ging auf seinen Schreibtisch zu, und da, plötzlich, hörte er es. Linda schmetterte mit ihrer hohen, völlig unmusikalischen Stimme ein Lied, mit dem sie der Welt mitteilte, dass sie die ganze Nacht durchtanzen wollte.
Audrey Hepburn hätte sich im Grabe umgedreht, wenn sie Lindas eigenwillige Version ihres Songs aus „My Fair Lady“ gehört hätte. Parker Garrison jedoch erstarrte, als ihm klar wurde, in was für eine Situation er geraten war: Die Frau, die er mehr als alles auf der Welt begehrte, stand höchstwahrscheinlich nackt unter seiner Dusche.
Wenn sie eine Spionin war, würde er sie feuern. Wenn nicht, würde er jetzt und hier all seine Bedenken über Bord werfen und tun, was er sich so lange verboten hatte.
Schnell beugte er sich über seinen PC und tippte das Passwort ein. Noch ein paar Tastenschläge, und schon erschienen die Ergebnisse der neuen Durchsuchungssoftware. Parker blinzelte und ging näher an den Bildschirm heran, um sicherzugehen, dass er sich nicht täuschte. Nein, er las richtig: Linda hatte noch nicht einmal die Tastatur berührt, obwohl sie ganze zwei Stunden Zeit gehabt hatte, die Dateien einzusehen.
Linda Cross war keine Spionin.
Langsam erschien ein Lächeln auf Parkers Lippen. Er war so froh, dass er Linda auf der Stelle hätte küssen können. Kurz entschlossen ging er auf das Badezimmer zu, legte die Hand auf die Türklinke und sagte sich, dass er genau das tun würde. Und noch viel mehr, wenn sie es ihm erlaubte.
Linda hob die Arme und legte die Handflächen an die glatten Marmorwände der Duschkabine. Das heiße Wasser aus den Massageköpfen prasselte heftig auf ihren Rücken und ihre Brüste herab, sodass sie bei geschlossenen Augen das Gefühl hatte, sie stünde unter zwei Wasserfällen. Sie ließ den Kopf in den Nacken sinken und schmetterte die letzte Note mit einem Schwung, der selbst für sie ungewöhnlich war.
Ein plötzliches Geräusch – so als würde jemand genau vor der Duschkabine in die Hände klatschen – ließ sie zusammenfahren. Sie schnappte erschrocken nach Luft und stellte die Dusche ab.
„Wegen mir musst du nicht aufhören!“
Ach du liebe Güte. Parker!
Sie erzitterte. Parker konnte sie durch die vom Wasserdampf beschlagene Scheibe nicht sehen, trotzdem bedeckte sie instinktiv ihre Brüste.
Mühsam riss sie sich zusammen und sagte so ruhig sie konnte: „Du hast gesagt, ich könnte die Dusche benutzen, wann immer ich will.“
„Stimmt. Und wie ich sehe, hast du die erste Gelegenheit beim Schopf ergriffen.“
Ihr fielen ihre Shorts und das T-Shirt ein, die sie vor der Dusche auf den Boden geworfen hatte, und sie errötete verlegen. Parker reichte ihr ein flauschiges Tuch über den Rand der Kabine. „Hier.“
Linda sah an sich herab. Ihre Haut war rosig von der Hitze, das Wasser lief ihr noch immer über Brüste und Bauch und von dort in die feuchten Locken zwischen ihren Schenkeln.
Sie erschauerte. Parker war da. Sie brauchte nur die Tür zu öffnen und ihn
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