Nur weil ich dein Chef bin
ihren Versuch, durch stundenlanges Joggen den sexuellen Frust abzureagieren, nicht als Verabredung bezeichnete, wohl eher nicht. „Nein, ist schon okay.“
„Gut. Um es dir leichter zu machen, habe ich die Dateien auf meinem Computer abgespeichert. Du kannst gleich hier in meinem Büro arbeiten, das ist wohl das Beste. Du hast doch nichts dagegen, oder?“
Und ob sie etwas dagegen hatte. Sie würde in seinem Sessel sitzen müssen, umgeben von seinem Duft und seiner unglaublichen Aura.
Vor allem aber störte es sie, dass sie noch immer nicht die geringste Ahnung hatte, wovon er sprach.
„Äh … Parker, welche Arbeitsblätter noch mal?“
Er lachte leise. „Du scheinst mir heute nicht bei der Sache zu sein, Linda. Alles okay?“
„Ich … ich habe nur …“ Sie fuhr sich nervös mit einer Hand durchs Haar. „Es hat mich ein bisschen aus dem Konzept gebracht, dass ich deine Sitzung heute Abend vergessen habe.“
Er winkte ab und schlüpfte wieder in sein Jackett. „Ich meine den monatlichen Bericht für das geschäftsführende Komitee. Die gesamten Einnahmen all unserer Firmen müssen dort aufgelistet werden. Ich habe morgen früh ein Meeting mit meinen Geschwistern, wo wir die Papiere zusammen durchgehen.“
„Oh, natürlich.“ Linda runzelte die Stirn, da sie sich an keinen solchen Bericht erinnern konnte. Brachte nicht jeder der Garrisons die Berichte über seine Profite selbst mit und teilte die Ergebnisse den anderen erst am Morgen des Meetings mit? Warum machten sie es dieses Mal anders?
Parker packte einige Unterlagen zusammen – Linda war so verwirrt, dass sie gar nicht mitbekam, welche Unterlagen es waren – und warf ihr einen rätselhaften Blick zu. Fast so, als wäre er ein wenig enttäuscht. Er hatte wohl auch allen Grund dazu, so unzuverlässig, wie sie in letzter Zeit gewesen war.
„Dann sehen wir uns also morgen, Linda.“ Was war das nur für ein seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht? Erwartung? Hoffnung? Unsicherheit? Irgendetwas ging in ihm vor. Hoffte er, sie würde ihre Meinung über eine mögliche Beziehung ändern, oder interessierte er sich gar nicht mehr für sie?
Nein. Sie konnte sich die elektrisierende Atmosphäre, wann immer sie in seiner Nähe war, doch nicht einbilden!
„Ich werde morgen früh rechtzeitig hier sein“, versprach sie.
Er kam um seinen Schreibtisch herum und blieb dicht vor ihr stehen. Linda spürte, dass er ihr etwas sagen wollte, und hielt unwillkürlich den Atem an.
„Gibt es noch etwas, Parker?“ Konnte er die Sehnsucht in ihrer Stimme hören?
„Nein.“ Er hob die Hand und strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. Die federleichte Berührung ließ Linda erschauern. War ihm aufgefallen, dass sie das Haar offen trug? „Ich wollte nur … Es tut mir leid.“
„Was tut dir leid?“, fragte sie verwirrt.
„Dass du so lange arbeiten musst.“
Sie war fast erleichtert, dass es nichts Ernsteres war. „Ich arbeite immer lange. Und du musst ja schließlich auch noch zu einer Sitzung.“
Er lächelte, machte aber immer noch keine Anstalten, zu gehen. Lindas Herz klopfte schneller. Parker würde sie küssen! Sie umklammerte die Papiere in ihren Händen, der Blick wie magisch angezogen von seinen sinnlichen Lippen.
Er würde sie küssen, und sie würde seinen Kuss erwidern!
„Gute Nacht“, sagte er heiser. Sekunden später war er aus der Tür.
Linda stand minutenlang regungslos da. Ihr armes überreiztes Herz klopfte ihr noch immer bis zum Hals. Erst nach einer Ewigkeit ließ sie sich langsam in Parkers Sessel sinken und holte tief Luft.
Sie hatte die ganze Nacht lang Zeit, die Berichte vorzubereiten, und sie war froh darüber. Im Moment konnte sie jede Ablenkung gebrauchen. Obwohl sie wahrscheinlich nichts vor dem Verlangen retten würde, das sie regelrecht zu verbrennen drohte.
„Ich habe ihr absolut freie Hand gelassen“, sagte Parker und nahm einen tiefen Schluck von seinem Bier. Er schmeckte nichts außer Bitterkeit.
„Du hast ihr natürlich die falschen Daten gegeben, oder?“ Stephen lehnte sich auf einem der bequemen Sofas im „Brittany Beach“ zurück. Er schien vollauf zufrieden.
Natürlich ist er zufrieden, dachte Parker trocken. Stephen hatte ja nicht gerade eine hinterhältige Falle konstruiert, um eine Frau zu ruinieren, die er gern hatte – und die er so sehr begehrte, dass er kaum noch eine Nacht ruhig schlafen konnte.
„Ja doch“, antwortete er seinem Bruder ungeduldig. „Jede Zeile ist gelogen.“ Er sah
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