Nur wenn du mich hältst (German Edition)
war mir gegenüber sehr auskunftsfreudig, was seine Vergangenheit angeht. Ganz sicher war er kein Heiliger, doch ich finde ihn einfach wunderbar.“
„Und ich denke, er ist ein echter Glückspilz, dass er mit dir zusammen sein darf.“ Kim freute sich für ihre Mutter. Für sich selbst fand sie Frieden in dem Gedanken, dass ihr Glück zum ersten Mal in ihrem Leben nicht davon abhing, dass sie einen Mann zufriedenstellte, dass sie sich nicht überschlagen musste, um ihn gut dastehen zu lassen. Eine völlig neue Erfahrung.
In L.A. hatte sie nur daran gedacht, was für Lloyd gut wäre – von seinen Wünschen im Bett bis zu seinem Aussehen vor den Kameras. Es war demütigend zu erkennen, dass sie sich ihr Verhalten schöngeredet hatte. Nie wieder, dachte sie jetzt. Nie, nie wieder.
Sie kauften im Supermarkt ein, und wie versprochen hielt Penelope sich an ihr Budget.
Obwohl sie es nicht erwartet hatte, gewöhnte Kim sich immer mehr an das Kleinstadtleben und sogar an die Zustände im Fairfield House. Es war alles nur eine Frage der Anpassung. Sie achtete einfach darauf, ausreichend bekleidet zu sein, wenn sie ihr Zimmer verließ. Anfangs war ihr die Idee ihrer Mutter, ihr Heim mit lauter Fremden zu füllen, vollkommen irrsinnig vorgekommen, aber inzwischen verspürte sie eine gewisse Verbundenheit mit den Bewohnern des großen, weitläufigen Hauses. Nun ja, zumindest mit den meisten von ihnen.
Bei einigen stand das Urteil noch aus.
Nicht jetzt, ermahnte sie sich. Sie würde nicht anfangen, über Bo Crutcher nachzudenken. Sie sollte überhaupt nicht an ihn denken, aber aus irgendeinem Grund ertappte sie sich immer wieder dabei. Ihre vorsichtig optimistische Stimmung wurde von einem beunruhigenden Gefühl verdrängt. Sie wollte sich neuen Themen und Aufgaben zuwenden, kehrte jedoch ständig zu dem zurück, worin sie brillant war – das Beste an jeder Situation zu sehen. Darum war es in ihrem Beruf gegangen, und darin war sie richtig gut. Sie sollte sich selbst auch einen positiven Dreh verpassen, schließlich vertiefte sie die Beziehung zu ihrer Mutter auf nie gekannte Weise, sie half Penelope durch eine finanzielle Krise, sie fand das Kleinstadtleben charmant.
Als sie und ihre Mutter vom Einkaufen zurückkamen, kehrte Daphne gerade von der Arbeit heim. Wie immer hob sich Kims Laune bei ihrem Anblick. In der kurzen Zeit waren sie gute Freundinnen geworden. Unter anderen Umständen hätten sie vermutlich nie etwas miteinander zu tun gehabt, und oberflächlich betrachtet wirkte es auch so, als hätten sie keine Gemeinsamkeiten. Eine Erkenntnis, die Kim zu dem Gedanken veranlasste, wie viele Leute sie wohl in der Vergangenheit schon übersehen hatte.
„Kann ich euch tragen helfen?“, fragte Daphne.
„Gerne. Danke.“ Kim reichte ihr eine Tasche und nahm selber zwei. Sie gingen in die Küche und fingen an, die Einkäufe wegzupacken. Kim entdeckte ein Puzzlespiel und zeigte es ihrer Mom. „Guck mal“, sagte sie und zog ein kleines Flugzeug aus Balsaholz, das sie gekauft hatte, aus einer anderen Tüte. „Wir haben wohl beide an AJ gedacht.“
„Dann sind wir schon zu dritt.“ Daphne griff in ihre Handtasche und holte einen faustgroßen Ball heraus, der aus lauter Gummibändern bestand. „An dem habe ich zwei Jahre gearbeitet. Heute beschloss ich, ihn AJ zu geben.“
Alle im Haus schienen fest entschlossen, sich dem Jungen aufmerksam zu widmen. Dass er weggelaufen war, war ein Akt der Verzweiflung gewesen, und die Traurigkeit und die Sehnsucht des Kindes nach seiner Mutter berührte sie alle tief.
„Wir schenken ihm alles, wenn er nachher nach Hause kommt“, schlug Penelope vor. „Dino ist mit ihm Pizza essen. Bo und Early sind mit Freunden aus, also sind wir drei heute Abend allein.“
„Dann solltest du wegen des Abendessens keinen allzu großen Aufwand betreiben“, sagte Daphne. „Mir reicht auch ein Müsli.“
„Oh nein, mein Fräulein“, widersprach Penelope. „Ich dachte, ich mach einen Salat mit Spinat und Mandarinen. So etwas essen die Männer sowieso nicht.“
„Au ja, ein Mädchensalat.“ Kim war begeistert.
Daphne ging auf ihr Zimmer, um sich umzuziehen, was normalerweise bedeutete, dass sie ihre Netzstrümpfe und Ugg Boots gegen eine schwarze Jeans und Doc Martens tauschte. Kim packte die restlichen Lebensmittel weg. Sie bemerkte, dass ihre Mutter den Bon genau studierte, wobei sie die Lippen fest zusammenpresste, dann steckte sie ihn weg.
„Mom, ich kann dir helfen. Ich habe
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