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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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einer Tour um ihn kreiste und hier und da ein winziges Stück von der Länge einer Wimper abschnitt. Bo biss die Zähne zusammen und schaute finster drein. Er wünschte, er hätte zum Lunch nicht so viel Wasser getrunken, denn allmählich musste er pinkeln wie ein Rennpferd.
    Der Schnitt war nur der Anfang. Mit Goldi als Regisseur tanzten kurz darauf ein paar Mädchen in pinkfarbenen Kitteln an und trennten mehrere Strähnen seiner Haare ab und schmierten sie mit einer giftig riechenden Substanz ein. Dann wickelten sie die Strähnen einzeln in Folie, sodass er aussah wie ein Nebendarsteller aus Star Trek . Er wurde in einen Stuhl verfrachte, in dem sie ihm eine Plastikkuppel über den Kopf stülpten und die Temperatur des Gebläses darin auf Backen stellten. Bo fühlte sich unter dem Trockner wie ein Gefangener und überlegte, was seine Geiselnehmer wohl mit ihm vorhatten. Er fragte sich, wann sie mit den anderen Folterinstrumenten kämen.
    Damit war der Spaß noch nicht vorbei. Seine Entführer unterzogen ihn außerdem einer Maniküre, bei der sie nicht nur seine Fingernägel einweichten und schrubbten, sondern seine ganzen Hände in heißes, geschmolzenes Paraffin tauchten, was eine ungeahnt sinnliche, wenn auch seltsame Erfahrung war. Die Nageltechnikerin – wer hätte geahnt, dass es so etwas gab? – feilte seine Nägel in Form. Bevor er wusste, wie ihm geschah, trug sie eine Schicht Nagellack auf. „Mein Gott“, sagte er und zog die Hand zurück. „Wollen Sie mich verarschen? Machen Sie das Zeug sofort ab.“
    Sie packte die Hand und drückte sie wieder auf den Tisch. „Halten Sie still, und lassen Sie mich meine Arbeit tun.“
    „Ich will keinen verdammten Nagellack.“
    „Kim hat mich schon gewarnt, dass Sie sich deswegen vermutlich anstellen werden wie ein Baby.“
    „Ich benehme mich nicht wie ein Baby, sondern wie ein Mann.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen, das ist nur ein Mattfinish und glänzt nicht.“
    „Ach so“, sagte er voller Ironie. „Das ist natürlich etwas ganz anderes. Kommen Sie schon, wir werden doch keine Fotos von meinen Händen machen.“
    „Das wissen Sie nicht. Sie sind Pitcher. Da geht es nur um Ihre Hände.“
    Also verbrachte er den halben Nachmittag umgeben von rechthaberischen Frauen, die ihn mit Produkten behandelten, von denen er roch wie ein Blumenladen. Sie lullten ihn so ein, dass jeder Widerstand dahinschmolz. Irgendwann pinselte eine von ihnen eine warme Flüssigkeit auf seine Augenbrauen. Und dann – autsch! – rissen sie ihm die Härchen aus und sagten: „Wir säubern nur die Form der Brauen.“ Als wenn das alles gutmachen würde. Er versuchte, in Gedanken woanders hinzureisen – eine Zentechnik, die er normalerweise beim Sport einsetzte. Es gab unterschiedliche Begriffe dafür: die Zone, der Mechanismus, der sichere Ort. Für ihn war es ein Bewusstseinsgrad, der ihn aus sich heraustreten ließ. Er hatte damit schon als Kind angefangen – es war sein Versuch gewesen, einem Leben zu entfliehen, das ihm Angst machte. Coach Holmes, sein Mentor, hatte ihm später gezeigt, wie er diese Technik gezielt anwenden konnte, um sich auf die Ausführung des perfekten Wurfs zu konzentrieren.
    Hier im Salon jedoch gelang es ihm nicht, die Realität auszublenden.
    Die Folie und die Wärme der Trockenhaube hatten die Strähnen beinahe weiß gefärbt. Als er das Ergebnis nach dem Waschen sah, hätte er sich am liebsten übergeben. Goldi hingegen schwang seinen Föhn ungerührt wie ein Krieger sein Schwert. Bo schloss die Augen. Nach einer Weile legte Goldi den Föhn beiseite und sagte ohne einen Hauch Ironie: „Der Rest ist jetzt Fingerstyling.“
    „Nur zu, das macht jetzt auch nichts mehr.“ Er wappnete sich gegen das, was nun kommen würde. Fingerstyling beinhaltete, wie er bald herausfand, die Anwendung einer durchsichtigen Substanz, die als „Produkt“ bezeichnet wurde, gefolgt von einer erniedrigenden Menge Haarspray. Bo konnte es nicht glauben. Haarspray? Wenn jemand ihm erzählt hätte, dass Baseball in der Major League bedeutete, Haarspray zu benutzen, hätte er das für einen Witz gehalten. Doch es war keiner.
    Die Tortur endete mit dem zeremoniellen Abnehmen des Friseurumhangs.
    Ein paar Minuten später kehrte Kim zurück. Sie blieb in der Tür stehen und riss den Mund auf. „Oh. Mein. Gott“, hauchte sie auf eine Weise, die er unglaublich sexy fand. „Du siehst fantastisch aus.“
    Okay. Das war cool. Er grinste und hakte seine Daumen in die hinteren

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