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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Nähe keinen Alkohol zu trinken. Es war ganz allein seine Aufgabe, trocken zu bleiben. Trotzdem fühlte sie sich schlecht.
    „Okay. Sie haben bereits nach ihm gefragt. Komm, mein Großer.“
    Daisy sah den beiden hinterher. Ihre Gefühle verwirrten sie. Trotz des steinigen, ungeplanten Anfangs hatte Logan sich als liebevoller Vater herausgestellt. Manchmal, wenn sie drei zusammen waren, konnte sie sich sogar vorstellen, mit ihm zusammenzubleiben. Sie schaute erneut zu Jenny und Rourke, die ihr Baby gemeinsam erwarteten und bald eine richtige Familie sein würden.
    „Erinnere mich noch mal“, neckte Julian sie. „Was tun die O’Donnells auf meiner Abschiedsparty?“
    Sie schlug ihm spielerisch auf den Arm. „Das ist eine Familienangelegenheit, das weißt du genau. Und dank Charlie gehören sie zur Familie.“
    „Das ist cool. Ich habe selber nie eine richtige Familie gehabt.“
    „Jetzt hast du eine.“ Sie deutete auf die Menschen im Raum. Julian und sein Bruder Connor hatten vor ein paar Jahren Kontakt miteinander aufgenommen und Julian damit eine neue Welt eröffnet. Er hatte ihr ein wenig von seiner Kindheit erzählt und wie es war, von einer alleinstehenden Mutter aufgezogen zu werden, und zugegeben, dass es sehr einsam gewesen war.
    Sie stellte ihr Bier ab. Auf einmal hatte sie keinen Durst mehr.
    „Alles okay bei dir?“, fragte er.
    „Klar. Ich bin nur ein wenig neidisch. Du machst dich auf ins nächste Abenteuer und Sonnet studiert im Ausland.“ Sie dachte an ihre beste Freundin, die ein Semester in Frankfurt verbrachte. „Als sie und ich klein waren, haben wir immer gesagt, dass wir gemeinsam die Welt bereisen wollen. Ich bin neidisch, weil das für mich jetzt nicht mehr zur Option steht.“ Sie lächelte ihn an. „Und dann gucke ich meinen Jungen an, und das Gefühl verfliegt. Du musst mich also nicht bemitleiden.“
    „Ich empfinde auch kein Mitleid für dich.“
    Was empfindest du dann? Sie wünschte, sie hätte den Mut, ihn zu fragen. Sie dachte an all das Unausgesprochene zwischen ihnen, dachte an das eine Mal, als er sie geküsst hatte. Das war ein Jahr her, doch es war ein Kuss gewesen, den sie nie vergessen würde. Sie wünschte, er würde es noch einmal tun, aber irgendwie hatten sie ein schlechtes Timing.
    „Los, misch dich unter die Leute“, sagte sie und scheuchte ihn davon. „Die sind alle nur deinetwegen hier.“
    „Was ist mit dir? Bist du nicht meinetwegen gekommen?“
    Sie war kurz davor, ihm eine ehrliche Antwort zu geben, ließ es aber. „Wir sehen uns nächsten Montag vor deiner Abreise am Bahnhof.“
    Er schenkte ihr ein halbes Lächeln und einen Blick, der so viel mehr ausdrückte als Worte. „Es kommt mir vor, als wenn ich mich immer nur von dir verabschiede.“

10. KAPITEL
    In dem knallbunten Herrenhaus fühlte Bo sich wie ein Elefant im Porzellanladen. Er war umgeben von zerbrechlichem Schnickschnack, der in Zimmern ausgestellt war, die Namen hatten, die an ein altes Brettspiel erinnerten – der Salon, die Bibliothek, die Rotunde. Der Butler tat es mit dem Fleischklopfer in der Speisekammer. Das Dienstmädchen tat es mit dem Staubwedel in der Wäschekammer. Der Baseballspieler tat es mit Kimberly van Dorn im Schlafzimmer …
    Trotz der verschnörkelten Möbel war es erstaunlich angenehm, im Fairfield House aufzuwachen. AJ schlief im Alkovenbett wie ein Toter, und Bo achtete darauf, ihn nicht zu wecken. Schlaf war die einzige Flucht des Jungen vor den Sorgen um seine Mutter.
    Auf dem Nachttisch neben seinem Bett lag ein kleines Foto in einer Plastikhülle. Das war alles, was AJ von ihr besaß. Auf dem Bild hatten sie die Arme umeinander geschlungen und grinsten breit in die Kamera. Offenbar war die Aufnahme auf einem Jahrmarkt gemacht worden. Bo versuchte, in der dunkelhaarigen, lächelnden Frau das Mädchen wiederzuerkennen, das er einst geliebt hatte, doch inzwischen war so viel Zeit vergangen, dass sie eine Fremde für ihn war. Die Verbindung zwischen ihr und AJ dagegen war in dem Foto beinahe greifbar. Das Kind himmelte seine Mutter sichtlich an, und ihr entrissen zu werden war vermutlich das emotionale Gegenstück zu einer Amputation. Er hoffte, dass er die Situation bald lösen und dem Schmerz des Jungen ein Ende setzen konnte.
    Bo ging in die Küche hinunter, um sich einen Kaffee zu holen, und traf auf Kimberly van Dorn. In dem Augenblick, in dem er sie sah, fühlte er sich sofort zu ihr hingezogen – ein Reflex, der so automatisch kam wie das Atmen, denn

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