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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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gegenübersahen.
    „Irgendetwas sagt mir, dass Sie alles andere als ignorant sind. Haben Sie ein geheimes Talent für Finanzen?“
    „Nein, leider nicht. Ich war allerdings selber mal pleite. Da lernt man eine ganze Menge über sich. Und wenn man klug ist, lernt man auch, wie man es anstellt, dass so etwas nicht noch mal passiert.“ Er blätterte in seinem Ordner. „Wenn Sie das Gefühl haben, Ihre Mutter sei hereingelegt worden, können Sie den Justizminister anrufen.“
    Er reichte ihr eine Seite aus seinen Unterlagen, und Kim schrieb sich Name, Telefonnummer und E-Mail-Adresse ab. „Meine Mom tut mir so leid“, gestand sie. „Sie sollte sich entspannen und ihren Ruhestand genießen. Stattdessen steckt sie dank meines Vaters bis zum Hals in Schwierigkeiten. Und es sieht aus, als hätte sie mit dieser fürchterlichen Hypothek alles noch verschlimmert.“
    Kim fing Bos Blick auf. „Mein Vater war kein schlechter Mann“, sagte sie. „Er war nicht einmal ein schlechter Vater, aber wie sich herausgestellt hat, war er ein lausiger Geschäftsmann, der gut darin war, seine Spuren zu verwischen.“
    „Hat er etwas Illegales gemacht?“
    „Nein. Er hat nur über seine Verhältnisse gelebt. Weit über seine Verhältnisse.“
    „Das ist der american way “, sagte Bo und lächelte ironisch.
    „Im Fall meines Vaters war es einfach sein Stolz, der Amok gelaufen ist. Ich wünschte, ich hätte das gewusst, aber ich habe nie wirklich sein Herz gesehen. Gott, es gab eine Zeit, in der hätte ich alles getan, um ihn zufriedenzustellen.“ Sie hatte ihr Leben gelebt, um eine Vision zu erfüllen, die ihr Vater für sie hatte. Sie hatte gedacht, wenn sie die Tochter wäre, die er gerne hätte, wäre ihr Leben perfekt. Ihr Vater hatte so viel Platz in ihrem Leben eingenommen, doch die ganze Zeit über standen die Werte, die sie schätzte, auf einer falschen und wackeligen Basis. Sie fragte sich, wie viel er mit den Entscheidungen zu tun hatte, die sie in ihrem Leben getroffen hatte. Er war so stolz auf ihre Karriere gewesen; es hatte ihn gefreut zu wissen, dass sie einen aufregenden, dynamischen Job hatte, der gleichzeitig glamourös und angesehen war. Die Tatsache, dass er von ihrer Karriere so beeindruckt gewesen war, hatte vermutlich dazu beigetragen, dass sie in dem Job blieb, selbst als er ihr keinen Spaß mehr machte.
    „Er hat viel von mir erwartet“, gestand sie. „Er wollte, dass meine Zwei plus eine Eins wurde. In Sport- und Musikwettkämpfen musste ich immer unter den Ersten sein. Soziale Beziehungen waren ihm ebenfalls sehr wichtig. Je älter ich wurde, desto stärker drängte er mich, mir die richtigen Freunde zu suchen.“ Sie war nicht nur wegen der Ausbildung auf die beste Privatschule Manhattans gegangen, sondern auch, weil das ihren Aufstieg in der Gesellschaft fördern würde.
    „Vielleicht wäre das irgendwie in Ordnung gewesen“, überlegte sie laut, „wenn wir das Geld wirklich gehabt hätten, das er zu haben vorgab, doch es war alles nur vorgetäuscht. Er wollte die Welt glauben machen, er könne sich diesen Lifestyle leisten – und warum? Ich frage mich, ob er je daran gedacht hat, was nach seinem Tod passieren würde.“ Sie blätterte in einer alten Akte, deren Seiten alle seine Unterschrift trugen. „Jetzt finde ich Dinge über ihn heraus, die ich niemals wissen wollte.“
    „Seien Sie froh, dass Sie ihn wenigstens ein bisschen kannten“, sagte Bo. „Mein Vater war fast nie da. Mein Bruder Stoney und ich wuchsen halb wild auf. Unsere Mom hatte es nicht so mit Kindererziehung.“
    Sie versuchte, sich ihn und seinen Bruder – Stoney – als wilde Kinder vorzustellen, und vor ihrem inneren Auge tauchte ein Bild von den beiden auf mit langen Haaren, Skateboards, schwarzen T-Shirts und zerrissenen Jeans. Als Mädchen hätte sie das fasziniert. Aber in der Highschool und auf dem College war sie nur mit sehr konventionellen Jungen ausgegangen. Sie wusste instinktiv, dass Bo nicht die Art Junge gewesen war, die man seinen Eltern vorstellte. Ihr Vater hatte immer nur die Eckpunkte über ihre Freunde wissen wollen – wer waren seine Eltern, welches College hatten sie besucht, in welcher Branche arbeiteten sie, in welchen Klubs waren sie Mitglieder und welche politische Einstellung hatten sie?
    Einmal hatte sie ihn auf seine Besessenheit, was Beziehungen anging, angesprochen. Sie hatte erwartet, er würde abwinken, doch er hatte tatsächlich eine Weile überlegt. „Sicherheit und

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