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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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Traceys Mutter einer sexuellen Beziehung zu einer anderen Frau nicht abgeneigt war. Insofern ist die sexuelle Orientierung der Zeugin sehr wohl ein Thema.«
    »Ich lasse die Frage zu«, entschied der Richter nach längerem Nachdenken.
    »Ich habe drei Kinder«, flüsterte Chris.
    »Sind Sie homosexuell?«, wiederholte Vicki und hasste den Klang ihrer eigenen Stimme.
    »Tu das bitte nicht.«
    »Es geht um das Leben einer jungen Frau.«
    »Und um meins«, sagte Chris leise.
    Richter Fitzhenry beugte sich vor und wies die Zeugin an, die Frage zu beantworten.
    Chris schloss die Augen und atmete langsam aus. So blieb sie etliche Sekunden sitzen, während Vicki sich erneut fragte, was sie machen würde, wenn Chris die Behauptung leugnen würde. Konnte sie sie wirklich mit den Erkenntnissen des Privatdetektivs konfrontieren, der Chris in ihrem Auftrag seit Wochen beschattet hatte, mit dem fotografischen Beweis für die Affäre mit der Kollegin aus ihrer Agentur? Bitte zwing mich nicht, dir das anzutun, drängte Vicki stumm, spürte Susans brennende Verachtung, die ein Loch in den Rücken ihres dunkelblauen Kaschmirjacketts zu sengen schien, und hörte Tonys bösartiges Lachen, das sich metastasenartig im Saal ausbreitete.
    »Sind Sie homosexuell, Mrs. Malarek? Ja oder nein?«
    Chris schlug die Augen wieder auf, und ein Ausdruck großer Gelassenheit breitete sich auf ihrem herzförmigen Gesicht aus, als wäre sie endlich versöhnt damit, wer sie war, und des Weglaufens ein für alle Mal überdrüssig. »Ja«, gab sie mit fester und kräftiger Stimme zu. »Ja, das bin ich.«

34
    »Vicki, das war das Gericht«, meldete sich ihre Sekretärin über die Gegensprechanlage. »Die Geschworenen sind zurück.«
    »Was? Das ist unmöglich.« Vicki blickte auf ihre Uhr. »Das waren nicht einmal drei Stunden!«
    Das war zu schnell,
viel
zu schnell, dachte Vicki, schnappte sich ihren Mantel und rannte zum Parkplatz. Es war undenkbar, dass die Geschworenen in weniger als drei Stunden zu einem Urteil gekommen waren, nachdem der Prozess beinahe fünf Wochen gedauert hatte. Was hatte das zu bedeuten?
    »Ist es gut, dass sie so schnell zurückkommen?«, fragte Tracey, als sie ihre Plätze im Gerichtssaal wieder einnahmen.
    Statt einer Antwort hob Vicki ratlos die Hände. Geschworenenprozesse waren immer ein Glücksspiel. Man konnte nie vorhersagen, was die Geschworenen machen würden, egal, wie viele Spezialisten man engagierte und wie sorgfältig man die potenziellen Geschworenen durchleuchtete. Eine Jury entwickelte ihre eigene Dynamik, ihre eigene Logik und ihre eigenen Regeln. Es war unmöglich, ihre Gedanken vorauszuahnen, und es war sinnlos, es zu versuchen.
    Genauso wenig, wie man das Urteil anhand der Dauer der Beratung einer Jury vorhersagen konnte. Manchmal gingen die Geschworenen langsam und systematisch vor und begutachteten sorgfältig jedes Indiz, bevor sie ihr Urteil fällten. Manchmal waren sie so ungeduldig, dass sie ihre Stimme abgaben, sobald sie das Geschworenenzimmer betreten hatten. Warum Zeit damit verschwenden, die Indizien zu begutachten, wenn sie sich ohnehin alle einig waren? Fünf Wochen waren schließlich lange genug. Lass uns die Nummer über die Bühne bringen und dann so schnell wie möglich hier raus.
    »Meine Damen und Herren Geschworenen, sind Sie zu einem Urteil gekommen?«, erkundigte Richter Fitzhenry sich und klang dabei selbst überrascht, als hätte auch er nicht erwartet, sich so schnell nach den letzten Belehrungen der Geschworenen erneut im Gerichtssaal wiederzufinden.
    »Das sind wir, Euer Ehren«, erklärte ein Mann mittleren Alters, den die Geschworenenzuihrem Sprecher gewählt hatten.
    Vicki hielt den Atem an, als sie gemeinsam mit Tracey aufstand und die Geschworenen ansah. Noch ein paar Sekunden, und alles würde zu Ende sein. Genau wie die Freundschaft mit den beiden Frauen, deren Liebe und Unterstützung sie vierzehn Jahre lang getragen hatte.
    Vielleicht hätten Susan und Chris ihr irgendwann vergeben, dass sie Tracey verteidigt hatte. Vielleicht hätten sie irgendwann verstanden, dass sie es ebenso sehr für Barbara wie für sich selbst getan hatte. Doch in ihrem Kreuzverhör mit Chris war sie zu weit gegangen. Sie hatte eine Grenze überschritten, hatte die Vertraulichkeiten unter Freundinnen als Waffe benutzt und in einer Stunde mehr Schaden angerichtet als Tony in einem Jahrzehnt. Verglichen mit ihr war Tony der reinste Amateur.
    Nein, Susan und Chris würden ihr nie verzeihen. Und ob

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