Nur Wenn Du Mich Liebst
Bursche. Sehr groß, so wie du es magst.«
Der junge Arzt fiel ihr wieder ein. »Tony, er hat mir bloß den Weg zur Toilette gezeigt.«
»Er hat dich persönlich dorthin begleitet«, korrigierte Tony sie. »Er hat deinen Arm gefasst.«
»Er wollte bloß nett sein.«
»Vielleicht ein bisschen arg vertraulich, meinst du nicht?«
»Es ist rein gar nichts passiert. Das hast du gesehen.«
»Ich habe einen Mann gesehen, der einen Arm um meine Frau gelegt hat.«
»Er hat bestenfalls meinen Ellbogen berührt.« Chris hielt inne. Das war verrückt. Tony war dort gewesen. Er wusste genau, was passiert war. Warum verteidigte sie sich?
»Was hat er zu dir gesagt, Chris? Was für Pläne habt ihr beide geschmiedet?«
»Wir haben gar keine Pläne gemacht. Das ist doch albern.«
»Hast du ihm deine Nummer zugesteckt? Hast du ihm erzählt, dass dein Mann geschäftlich außerhalb der Stadt zu tun hat?«
Chris schüttelte wortlos den Kopf. Tony wollte keine Antworten, er wollte sie nur terrorisieren.
»Ich hätte dem armen Kerl sagen sollen, dass er keine Chance hat«, fuhr Tony fort. »Nicht solange die Barbie-Puppe in der Nähe ist.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest.« Chris versuchte, sich an Tony vorbei ins Schlafzimmer zu drängen, doch er streckte den Arm aus und versperrte ihr den Weg.
»Wohin willst du, Chris? Hast du ein heißes Date?«
Chris schüttelte den Kopf und spürte ein Pochen. »Ich habe Mrs. McGuinty versprochen, dass ich Wyatt um zwei Uhr abhole.«
Panik flackerte in Tonys Gesicht auf. »Möchtest du dich nicht vorher frisch machen? Ich meine, du willst doch nicht, dass dich irgendjemand sieht, wenn du aussiehst, als wärst du gerade von einem Laster überfahren worden.« Seine dunklen Augen verengten sich argwöhnisch. »Oder doch? Ist das Teil des Plans?«
»Es gibt keinen Plan«, sagte Chris und fühlte mit der Zunge einen wackeligen Zahn.
»Bist du da ganz sicher? Keine Anweisungen von einer deiner Freundinnen? Von der kleinen Vicki-Schlampe vielleicht? Ich habe gehört, wie du sie angerufen hast, Chris. Ich habe gehört, wie du gesagt hast, du müsstest sie dringend sprechen. Was sollte das denn?«
»Ich wollte ihr bloß von Barbara berichten«, erklärte Chris und spürte ein Brennen auf ihrer geschwollenen Wange.
»Ich habe aber nicht gehört, dass du irgendwas von der Barbie-Puppe gesagt hast. Ich habe nur gehört, wie du etwas über Möglichkeiten gesagt hast.«
»Nein.«
»Über was für Möglichkeiten wolltest du denn sprechen, Liebling?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Chris wahrheitsgemäß. Welche Möglichkeiten konnte sie gemeint haben? Was für Möglichkeiten hatte sie schon?
»Du würdest doch nicht darüber nachdenken, mich zu verlassen, oder?«
Tränen schossen in Chris' Augen, kullerten ihre Wangen hinab und vermischten sich auf den Lippen mit ihrem Blut.
»Weil ich es, glaube ich, nicht ertragen könnte, wenn du mich verlassen würdest, Chris. Ohne dich würde ich verrückt werden. Ich würde nicht mehr leben wollen.«
Chris schmeckte das Salz ihrer Tränen in dem getrockneten Blut um ihren Mund.
Tony tastete sich zentimeterweise vor. »Ich liebe dich, Chrissy. Bitte sag mir, dass du das weißt.«
»Das weiß ich«, flüsterte Chris.
»Du weißt doch, dass ich dir niemals wehtun wollte.«
Chris nickte wortlos.
»Es ist der ganze Druck, unter dem ich stehe, neue Kunden aufzutreiben und gleichzeitig den Kopf über Wasser zu halten. Die Bank hat den Darlehensantrag abgelehnt.«
»Was?«
»Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich dich nicht beunruhigen wollte.«
»Sie haben den Darlehensantrag abgelehnt?«
»Ich wollte nicht, dass du dir deswegen Sorgen machst, Chris. Das wird schon wieder. Alles wird gut, solange wir beide zusammen sind, solange ich weiß, dass du bei mir bist, dass ich auf dich zählen kann. Es ist nur, dass du mich manchmal verrückt machen kannst. Ich will dir vertrauen, aber ich kann es nicht. Weil du mich nicht lässt. Und das macht mich verrückt, weil ich dich so sehr liebe.« Er streckte die Arme aus, zog sie in einer erdrückenden Umarmung an sich und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. »Sag mir, dass du mich liebst, Chris. Sag mir, dass du mich genauso sehr liebst wie ich dich.«
»Tony, bitte...«
»Ich muss die Worte hören, Chris. Ich muss hören, wie du sie sagst.«
»Ich...« Chris versuchte die Worte hervorzupressen, doch sie klebten störrisch an einem kleinen Klumpen getrockneten Blutes und wollten einfach nicht
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