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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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weigerte sich nach wie vor zu verschwinden.
    Barbara drehte das Wasser ab, trocknete sich ab, putzte sich die Zähne, drehte sich eine Hand voll elektrischer Lockenwickler ins Haar und setzte sich für ihr alltägliches Schminkritual vor den Spiegel. Zuerst die Augen-, dann die Feuchtigkeitscreme für fast 200 Dollar das Töpfchen. War sie verrückt? Wenn ihre Schwiegermutter davon wüsste, würde sie einen Herzinfarkt bekommen. »Vielleicht sollte ich es ihr erzählen«, flüsterte Barbara und tupfte ein wenig Abdeckcreme unter ihre Augen. Als Nächstes trug sie eine helle Foundation auf, die sie mit den Fingerspitzen sorgfältig bis zum Hals und den Schläfen verstrich, bevor sie Rouge auf ihre Wangen puderte. »Und einen Hauch auf Kinn und Stirn«, sagte sie – das wirkte wie natürliche Sonnenbräune. Dabei würde sie schädliche Sonnenstrahlen nicht mal in die Nähe ihrer Haut lassen. Selbst im tiefsten und grausten Winter von Cincinnati trug sie stets einen Sunblocker mit Lichtschutzfaktor 30 auf.
    Sie umrandete ihre Augen mit pflaumenfarbenem Eyeliner und ihren Mund mit einem kirschroten Konturstift. Anschließend trug sie tiefschwarze Mascara und korallenroten Lippenstift auf, bevor sie die heißen Lockenwickler aus ihrem dunklen Haar nahm, es gründlich ausbürstete und wo notwendig mit ein paar Klämmerchen hinter den Ohren sicherte. Dabei fragte sie sich, ob ihr Haaransatz nachgefärbt werden musste. Mrs. Bush, die Präsidentengattin, mochte den natürlichen Look bevorzugen, doch für Barbara war der Anblick eines einzigen grauen Haars genug, um sie zu Beruhigungsmitteln greifen zu lassen. Sie zog ihr Nachthemd wieder an und lag pünktlich zum Klingeln des Weckers um halb sieben wieder im Bett.
    »Ron, Schatz«, flüsterte sie, und ihre Stimme klang authentisch und verschlafen, als sie sich über ihn beugte, sodass ihre Brüste seinen Arm streiften. »Zeit zum Aufstehen.«
    Er gab ein undefinierbares Geräusch irgendwo zwischen Seufzen und Grunzen von sich, rührte sich jedoch nicht.
    »Ron, Schatz. Es ist halb sieben.«
    Er drehte sich auf den Rücken, schlug die Augen auf und starrte auf den Ventilator, der leise über ihren Köpfen surrte.
    Barbara beugte sich vor und küsste ihren Mann mehrmals sanft auf den Hals, doch er bewegte sich kaum. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Er sagte nichts, sondern starrte nur weiter an die Decke.
    »Ron, ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht es gut«, sagte er, richtete sich auf und mied ihren Blick. »Ich bin bloß müde.«
    »Du bist in letzter Zeit aber oft müde. Vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen?«
    »Ich brauche keinen Arzt.«
    »Was brauchst du
denn
?«, fragte Barbara provozierend, drängte sich in sein Blickfeld, streifte die Träger des Nachthemds von ihren Schultern und presste ihren frisch vergrößerten Busen an seine Brust. Die Lidstraffung hatte er vielleicht nicht bemerkt, doch als sie damit nach Hause gekommen war, war es ihm sofort aufgefallen, und wie. Was machte es schon, dass sie im Winter ein bisschen kalt wurden und dass ihre Brustwarzen nicht mehr so sensibel reagierten wie vorher? Wenigstens erregten sie seine Aufmerksamkeit.
    Im nächsten Moment war er auf und in ihr, pumpte einem einsamen Höhepunkt entgegen, während sie ihren Orgasmus vortäuschte und sich fragte, was sie falsch machte. Als Ron aus ihr herausglitt, küsste er sie flüchtig auf die Stirn und stieg dann, ohne sich umzusehen, aus dem Bett.
    War er mit seinen anderen Frauen auch so?
    Barbara lehnte sich gegen das Kopfteil aus Ebenholz und lauschte der plätschernden Dusche im Bad. Sie musste aufhören, sich in einem fort mit Rons anderen Frauen verrückt zu machen, mit der Gefahr einer drohenden Ansteckung oder der schrecklichen Aussicht auf Aids. Wie konnte sie erwarten, ihn zu befriedigen, wenn sie sich nicht entspannte? Ron benutzte bestimmt ein Kondom, wenn er fremdging, betete sie aus Angst, das Thema anzusprechen oder ihn zu bitten, eins zu benutzen, wenn sie miteinander schliefen. Wenn sie ihren Mann aufforderte, ein Kondom zu benützen, gab sie zu, dass sie all das Getuschel, die Andeutungen und offenen Lügen glaubte, die ihre Ehe von Beginn an überschattet hatten.
    Und seit Tonys furchtbarem Ausbruch an jenem Nachmittag bei Vicki vor drei Jahren war auch alles viel besser geworden. All die schrecklichen Dinge, die er angedeutet hatte – nein, nicht angedeutet, sondern offen ausgesprochen –, sie eine Lesbe zu nennen und sie zu beschuldigen, nicht

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