Nur Wenn Du Mich Liebst
Frau genug zu sein, um Ron bei der Stange zu halten, ihr die Affären ihres Mannes vor all ihren Freunden direkt ins Gesicht zu schleudern. Und ihre Freunde hatten ausgesehen, als wären sie am liebsten im Boden versunken, weil sie im Bild waren, weil alle von Rons Eskapaden wussten. Alle wussten es. Auf der Heimfahrt hatte sie sich sogar bei Ron für Tonys Ausbruch entschuldigt, als ob es irgendwie ihre Schuld gewesen wäre. »Dieser furchtbare kleine Mann«, erinnerte sie sich gesagt zu haben. »Wie konnte er solche Gemeinheiten sagen?«
»Mach dir deswegen keine Sorgen«, hatte Ron sie beruhigt. »Dem Schwachkopf hört sowieso niemand zu.«
Eine Zeit lang hatte es so ausgesehen, als würde Ron sich nach Kräften bemühen, Tonys Anschuldigungen zu entkräften. Er war liebevoll, charmant und aufmerksam. Und Barbara war entschlossen, die bestmögliche Ehefrau zu sein, die beste Gefährtin, die beste Köchin, die beste Liebhaberin. Sie verschlang Sexratgeber und exotische Kochbücher – die einzigen Bücher, die sie überhaupt je zu Ende las – und verbrachte Stunden damit, Feinschmeckermenüs zu komponieren, damit ihr Mann gern zum Essen nach Hause kam. Und tatsächlich lud er ständig Gäste ein, Kollegen vom Institut und dann auch kleine Studentengruppen, die aus einer stetig wachsenden Zahl junger Mädchen bestanden, die ihren attraktiven Professor offen anhimmelten.
»Du bist paranoid«, flüsterte Barbara ungeduldig. Bloß weil Ron in den vergangenen Monaten eher distanziert gewesen war, musste er nicht gleich eine Affäre haben. Er war beschäftigt, das war alles. Mit den Sommerkursen, die er seit neuestem unterrichtete, hatte er sich einiges aufgebürdet. Ein paar Abende, an denen er spät nach Hause gekommen war, hatten nichts zu bedeuten. Sie musste sich keine Sorgen machen. Hatten sie etwa nicht gerade miteinander geschlafen?
»Hast du einen anstrengenden Tag vor dir?«, fragte sie ihn, als er frisch rasiert und mit einem Handtuch um die schlanken Hüften wieder aus dem Bad kam.
»Das Übliche.« Er machte den Kleiderschrank auf und ging seine Hemden durch. »Ich dachte, vielleicht könnten wir heute Abend zusammen essen gehen. Nur wir beide.«
Barbara musste sich beherrschen, um nicht spontan in die Hände zu klatschen. Wann hatte ihr Mann sie zum letzten Mal zu einem romantischen Abendessen eingeladen? »Klingt wundervoll.«
»Ich reserviere einen Tisch bei Fathom. Ist sieben Uhr okay?«
»Perfekt.« Fathom war das angesagteste Restaurant von Cincinnati, ein Laden zum Sehen und Gesehenwerden. »Meinst du, wir kriegen noch einen Tisch?«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt.« Er zog eilig ein blau-weiß gestreiftes Hemd und eine schwarze Hose an. »Wie ist das Wetter draußen?«, fragte er und wies mit dem Kopf aus dem Schlafzimmerfenster.
Sofort stand Barbara auf, zog die mit einem grün-beigen Blumenmuster verzierten Jalousien hoch und spähte in den sonnigen Garten. »Sieht aus, als würde es ein herrlicher Tag werden.«
Fathom lag in der 6th Street im Herzen des Fountain Square District direkt im Zentrum von Cincinnati. In dieser Gegend reihten sich Gourmettempel an rustikale Restaurants, exklusive Boutiquen an große Kaufhäuser, und die imposanten neuen Wolkenkratzer bildeten einen interessanten Kontrast zu den historischen Sehenswürdigkeiten. Barbara ließ sich von dem Taxi vor dem anmutigen, 100 Jahre alten Tyler-Davidson-Brunnen absetzen, der in der Mitte eines der geschäftigsten Plätze Amerikas stand. Unzählige Menschen flanierten an diesem warmen Juliabend durch die City, lachten oder tanzten sogar zu den Klängen der herüberwehenden Livemusik. Eine Reihe von Pferdekutschen stand wartend am Straßenrand. Vielleicht konnte sie Ron nach dem Essen zu einer romantischen Kutschfahrt überreden.
In dem Restaurant sah es aus wie auf dem Meeresgrund. Grell bunte, exotische Fische schwammen in großen Aquarien entlang der meergrünen Wände; Lampen aus Korallen und Seetang ragten aus dem blau gefliesten Boden; die Theken zu beiden Seiten des Raumes waren aus Stein gemeißelt; und die Kronleuchter an den hohen Decken erinnerten an frei schwebende Tintenfische.
»Ist Ron Azinger schon hier?«, fragte Barbara die hübsche junge Frau am Empfang. Sie sah aus wie alle Mädchen ihres Alters – groß, kurvenreich, blond und kaum geschminkt. Sie würdigte Barbara kaum eines Blickes, während sie sie in den großen Raum führte, wo Ron sie an einem Glastisch erwartete.
»Ihr Kellner
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