Nur Wenn Du Mich Liebst
den Namen kennen müsste.
»Pam Muir?« In Barbaras Kopf nahm langsam das Bild einer jungen Frau Anfang zwanzig mit einem runden Gesicht und blassen mandelförmigen Augen Gestalt an. »Pam Muir«, wiederholte sie, als das Bild schärfer wurde. Rotblondes Haar, das in einer welligen Mähne auf ihren schlanken Rücken fiel, kleine, hoffnungslos kecke Brüste und volle, sinnliche Lippen. Lippen, bei denen Männer nur an eines denken, hatte Barbara still geurteilt, als Ron sie einander vorgestellt hatte.
Ein dummes kleines Mädchen mit Pfannkuchengesicht, dachte Barbara jetzt. Sogar Pickel am Kinn hatte sie, einen großen und zwei kleinere direkt unter ihrer aschfahlen Haut, und eine Nase voller Sommersprossen wie Erdnussbutter auf Weißbrot. Wie konnte ihr Mann es wagen, sie wegen einer pickeligen, sommersprossigen, pfannkuchengesichtigen Studentin zu verlassen, die er zuvor in ihr Haus, in ihr Wohn- und Esszimmer gebracht hatte, die sie bekocht hatte, verdammt noch mal.
»Es war wirklich nett von Ihnen, die Studiengruppe zum Essen einzuladen, Mrs. Azinger«, hatte die pickelige, sommersprossige, pfannkuchengesichtige, kleine Pammy gesagt und Barbara geholfen, das dreckige Geschirr in die Spülmaschine zu räumen.
»War mir ein Vergnügen«, hatte Barbara spontan geantwortet.
Gütiger Gott. »Pam Muir.«
Wenn sie daran dachte, dass ihr das Mädchen beinahe Leid getan hatte. Sie mochte einen brillanten Verstand haben, wie ihr Mann mehrmals festgestellt hatte – die intelligenteste Studentin in fast zwanzig Jahren Lehrtätigkeit –, doch sie hatte keine Ahnung, wie man einen guten Eindruck und das Beste aus seinem Typ machte. Als ob lange Haare, kleine spitze Brüste und Lippen wie zum Blasen modelliert nicht genug wären, dachte Barbara bitter.
Also gut, er hatte eine Affäre mit ihr gehabt. Das hatte sie bereits vermutet. Na und? Er hatte während ihrer gesamten Ehe Affären gehabt. Das bedeutete doch nicht, dass er sie verlassen musste, dass sie die Dinge nicht irgendwie regeln konnten.
»Es ist eben einfach passiert«, sagte Ron, obwohl Barbara ihn nicht um eine Erklärung gebeten hatte.
Der Kellner näherte sich besorgten Blickes mit dem Seebarsch.
»Hast du Hunger?«, fragte Ron, und Barbara schüttelte den Kopf, obwohl sie sich seltsamerweise wie ausgehungert fühlte. Ron schickte den Kellner mit einer Handbewegung fort.
»Was kann ich tun?«, fragte Barbara. Tränen standen in ihren Augen, und sie hob das Kinn, damit sie nicht auf den Tisch tropften. Sie werden zehn Jahre jünger aussehen, hatte der Arzt ihr versprochen, als sie sich die Augen hatte machen lassen. Und Ron hatte es nicht einmal bemerkt. Ich hätte zwanzig Jahre verlangen sollen, dachte Barbara.
»Du kannst gar nichts tun«, erklärte er ihr. »Es ist nicht deine Schuld.«
Aber es war natürlich doch ihre Schuld, so viel verstand Barbara. Sie war eben einfach nicht mehr das Mädchen, das er geheiratet hatte; sie war erwachsen und alt geworden. Trotz des Make-ups und der Schönheitschirurgie lauerten permanent neue Fältchen unter ihrer Haut, um sie beim ersten Anzeichen von nachlässiger Selbstzufriedenheit zu überfallen. Die Schwerkraft attackierte sie weiter von allen Seiten, selbst im Schlaf, und vielleicht betonten die perfekten Plastikbrüste nur all ihre anderen Unvollkommenheiten.
»Du kannst gar nichts tun«, sagte er noch einmal.
»Es muss doch irgendwas geben, was ich tun kann, damit du deine Meinung änderst«, bettelte sie, ärgerte sich über die Bedürftigkeit in ihrer eigenen Stimme und hasste sich dafür noch mehr. »Ich tue alles, was du willst.« Sie wäre auch auf die Knie gesunken, wenn sie nicht mitten im beliebtesten Restaurant der Stadt gesessen hätten. Sie warf die Hände in die Luft, als wollte sie ihn anflehen, besann sich eines Besseren und ließ sie wieder auf den Tisch sinken, wo sie unabsichtlich ihr Besteck auf den Boden stieß.
»Musste das sein?«, fragte Ron, als hätte sie es mit Absicht getan.
»Musste
das hier
sein? Vermutlich sollte ich dankbar sein, dass du mich nicht in der Phil-Donahue-Show damit überrascht hast.«
Ron hatte offensichtlich keine Ahnung, wer Phil Donahue war. »Ich dachte bloß, dass ein öffentlicher Ort dafür sorgen würde, dass die Dinge nicht aus dem Ruder laufen.«
»Kontrolle durch Öffentlichkeit«, murmelte Barbara.
»Etwas in der Richtung.« Er lächelte.
Barbara ließ sich auf ihren Stuhl zurücksinken. »Feigling.«
»Ich hatte gehofft, dass wir
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