Nur Wenn Du Mich Liebst
sehen.«
Im nächsten Moment kam Tracey mit zwei Bechern dampfendem Tee herein. »Ich hab Früchtetee gemacht.« Sie schob mehrere Zeitschriften aus dem Weg und stellte die beiden Becher auf dem Couchtisch vor dem Sofa ab. »Erdbeer-Kiwi. Ganz neu.«
»Danke.« Chris beugte sich vor und wärmte ihre Hände an dem aufsteigenden Dampf.
Der angenehme Duft exotischer Früchte erfüllte den Raum. »Danke, Schätzchen«, sagte Barbara, unheimlich stolz auf ihr einziges Kind. Sollte Ron mit seiner jungen Braut ein Baby nach dem anderen machen. Das Beste von seinem Samen hatte sie schon bekommen. »Warum gehst du jetzt nicht wieder ins Bett, Liebes? Du hast morgen Schule.«
»Kann ich Ihnen sonst noch etwas bringen, Mrs. Malarek? Ein paar Kekse vielleicht?«
»Nein danke, Tracey, das ist sehr lieb von dir.«
Tracey drückte sich noch eine Weile herum und trat von einem nackten Fuß auf den anderen, als würde sie versuchen, sich vorzustellen, wie sich Schnee zwischen den Zehen und Eis an den Fersen anfühlte. »Gute Nacht, Mrs. Malarek. Gute Nacht, Mom. Ich bin in meinem Zimmer, wenn du irgendwas brauchst.« Sie küsste ihre Mutter auf die Wange und verschwand nach oben.
Barbara nahm einen der Becher vom Tisch, führte ihn an Chris' Lippen und sah zu, wie Chris vorsichtig die heiße Flüssigkeit schlürfte.
»Er ist gut«, sagte Chris, nahm Barbara den Becher ab und legte ihre Hände darum.
»Er hat dich also einfach rausgeworfen«, bohrte Barbara weiter, weil sie die Fakten in irgendeinen Zusammenhang bringen und Details hören wollte, die der Geschichte einen Sinn geben würden. War Chris zu den Nachbarn gelaufen? Hatten sie sich geweigert, sie hereinzulassen? Wie hatte sie ein Taxi gefunden, das sie um ein Uhr nachts nach Mariemont gebracht hatte, obwohl sie aussah, als wäre sie einem Pornofilm entsprungen?
»Ich wusste nicht, was ich tun sollte.« Chris' Blick zuckte hin und her, als würde sie selbst nach Antworten suchen. »Ich konnte einfach nicht glauben, dass Tony mich praktisch nackt rausgeworfen hatte, dass ich tatsächlich ohne Schuhe, Mantel und Geld in der Eiseskälte stand und er mich nicht wieder reinlassen wollte. Ich habe gegen die Tür gehämmert, bin ums Haus gegangen und habe sogar überlegt, eines der Fenster einzuschlagen. Aber ich hatte Angst, dass er dann noch wütender werden würde. Und dann dachte ich... oh Gott, das ist schrecklich, weil meine Kinder immer noch dort sind... ich dachte, nein, ich will nicht zurück in dieses Haus. Ich bin draußen. Ich bin tatsächlich draußen. Er steht nicht mehr drohend über mir, haucht mir seinen Atem in den Nacken und nimmt mich mit Gewalt.«
»Oh Gott.«
»Ich bin frei.« Chris sah sich in ungläubiger Dankbarkeit in Barbaras Wohnzimmer um. »Ich bin draußen.«
Tränen schossen in Barbaras Augen. »Ja, das bist du. Und du musst nie wieder dorthin zurückgehen.«
»Aber meine Kinder...«
»Wir holen deine Kinder da raus. Kein Gericht der Welt würde diesem Ungeheuer das Sorgerecht geben.«
Chris nickte und trank einen großen Schluck von ihrem Tee. »Zuerst habe ich überlegt, zu den Nachbarn zu gehen«, nahm sie den Faden der Erzählung wieder auf. »Doch es war schon fast Mitternacht. Alle Häuser waren dunkel. Ich wusste, dass alle schon schlafen. Ich konnte doch nicht mitten in der Nacht Menschen, die ich kaum kenne, wecken und mich ihnen in diesem Aufzug präsentieren. Also bin ich einfach losgerannt.«
»Du bist losgerannt? Wohin? Wie?«
»Ich weiß es nicht. Im Kreis. Ich bin ausgerutscht und ein paar Mal hingefallen, bevor ich schließlich auf einer Hauptstraße gelandet bin. Ein paar Autofahrer haben laut gehupt, sind aber weitergefahren. Wahrscheinlich habe ich die Leute erschreckt. Und dann hat ein Taxi am Straßenrand gehalten. Der Fahrer sprach nicht besonders gut Englisch, doch er hat gesehen, dass ich in Schwierigkeiten war. Er sagte, er würde mich ins Krankenhaus oder zur Polizei fahren, aber ich habe gesagt, nein, bringen Sie mich nach Mariemont zu meiner Freundin Barbara, und dass du ihn bezahlen würdest, wenn wir hier wären. Dann hat er seine Jacke ausgezogen und um mich gelegt.« Ihre Stimme verlor sich, und ihr Blick wanderte zur Haustür.
»Das ist alles erledigt«, erinnerte Barbara sie.
»Ja. Danke.« Chris trank ihren Tee leer und stellte den Becher wieder auf den Tisch.
Sofort drückte Barbara ihr den zweiten Becher mit heißem Tee in die Hand. »Haben die Kinder irgendwas mitbekommen?« Barbara dachte an
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