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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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meinem Portemonnaie«, wies Barbara ihre Tochter an, während sie Chris ins Wohnzimmer führte. »Und ich brauche ein Paar dicke Socken«, rief sie Tracey nach, die nach oben gerannt war, um die Handtasche ihrer Mutter zu holen. »Ich kann nicht glauben, dass du in der Eiseskälte barfuß unterwegs warst«, sagte sie und massierte Chris' Füße.
    »Ich mache heißen Tee!«, bot Tracey wenige Minuten später an, nachdem sie den Taxifahrer bezahlt und ihm versichert hatte, dass alles in Ordnung war. »Geht es Ihnen gut, Mrs. Malarek?« Sie beobachtete, wie ihre Mutter die dicken grau-weißen Sportsocken über Chris' blau angelaufene Füße streifte.
    Chris zitterte so heftig am ganzen Körper, dass sich unmöglich sagen ließ, ob ihr Nicken absichtlich war.
    »Sind die Socken okay?«
    »Sie sind ganz prima, Schätzchen«, erklärte Barbara Tracey. »Und Tee wäre wunderbar.«
    Barbara schlang die Arme um ihre zitternde Freundin und wiegte sie sanft hin und her wie ein Baby. Sie konnte nicht fassen, dass Chris tatsächlich hier war, in ihren Armen. Sie hatte sich so danach gesehnt, sie zu sehen. Und wie schön sie aussah, trotz der verstrichenen Zeit und all des Grauens, das sie bestimmt hatte durchmachen müssen. Barbara küsste Chris' eiskalte Stirn, ihre bitterkalte Wange und beobachtete, wie die Jahre und Schmerzen dahinschmolzen. Und plötzlich waren sie wieder an der Sandkiste am Ende der Grand Avenue, lachend, glücklich und sorgenfrei wie die Kinder, die um ihre Füße spielten. Nichts konnte ihnen passieren, nicht solange sie füreinander da waren. »Kannst du mir erzählen, was passiert ist?«
    Chris starrte Barbara verwirrt und ängstlich an. »Tony und ich hatten einen furchtbaren Streit.« Sie zitterte, und Barbara wusste nicht, ob vor Kälte oder wegen der Erinnerung. »Er hat mir das hier gekauft.« Chris öffnete die Decken, die sie um ihren Körper gehüllt hatte, und starrte leeren Blickes auf das Kostüm, das sie trug. »Er hat darauf bestanden, dass ich es anziehe. Kannst du dir das vorstellen?«, fragte sie, selbst zusehends ungläubiger. »Ich meine, ich bin mir darin vorgekommen wie ein absoluter Idiot, dieser blöde Fellbesatz und das wehende Cape. Ich konnte nicht glauben, dass er das ernst meint.«
    Barbara blickte zur Küche und hörte, wie Tracey Wasser aufsetzte. »Was ist passiert?«
    »Ich habe versucht, einen Witz zu machen. ›Ich bin's, Supermom‹, habe ich gesagt. Ich dachte, er würde vielleicht lachen, aber er ist so wütend geworden, wie ich ihn noch nie erlebt habe.«
    »Hat er dich geschlagen?«
    Chris betrachtete ihre Freundin neugierig, und es dauerte lange, bis die Frage tatsächlich angekommen war, so als müsste sie zunächst etliche Schichten gefrorener Haut durchdringen. »Nein«, sagte sie nach einer langen Pause. »Ist das nicht seltsam? Er hat mich nicht geschlagen.«
    »Warum ist das seltsam?«
    »Weil er mich immer schlägt.«
    Barbara spürte, wie ihre Wangen vor Scham feuerrot anliefen. »Was ist passiert, Chris? Wieso bist du ohne Geld und ohne Kleidung am Leib aus dem Haus gerannt? Wir können die Polizei anrufen...«
    »Bitte keine Polizei.«
    »Wieso nicht? Wenn er dich bedroht hat –«
    »Er hat mich nicht bedroht.«
    »Was hat er
denn
getan?«
    »Er hat mich rausgeworfen.« Chris lachte, ein brüchiger Laut, der bei der Berührung mit der Luft zerbarst wie ein Eiszapfen, der von einer Regenrinne gebrochen war.
    »Er hat dich praktisch nackt aus dem Haus geworfen?«
    »Bitte ruf nicht die Polizei an.«
    »Warum nicht? Der Mann ist ein Verrückter. Du hättest erfrieren können.«
    »Er hat gesagt, ich würde die Kinder nie wieder sehen.«
    »Nun, dann redet er Blödsinn«, erklärte Barbara unerbittlich. »Wenn irgendwer die Kinder nicht wieder sehen wird, dann er.«
    Chris versuchte zu lächeln. »Er kann mich nicht davon abhalten, die Kinder zu sehen, oder, Barbara?«
    »Natürlich nicht. Gleich morgen früh rufen wir Vicki an. Sie weiß bestimmt, an wen du dich wenden musst.«
    »Wenn wir die Polizei anrufen, macht das alles nur noch schlimmer.«
    »Wie könnte es noch schlimmer werden? Man wird das Schwein verhaften, Chris. Ihn ins Gefängnis werfen.«
    »Er wird wieder rauskommen, er wird zurückkommen. Sein Wort steht gegen meins. Und das der Kinder«, fügte Chris leise hinzu. »Er kann mich nicht davon abhalten, die Kinder zu sehen, oder, Barbara?«
    Barbara hörte den Kessel in der Küche.
    »Nein, er kann dich nicht davon abhalten, deine Kinder zu

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