Nur wenn es Liebe ist
Erstaunen, das sich daraufhin auf ihrem schönen Gesicht widerspiegelte, war unbezahlbar und erinnerte ihn nur zu gut daran, wie wenig sie im Grunde voneinander wussten. „Das hast du mir damals nicht erzählt“, sagte sie vorwurfsvoll.
„Dazu gab es auch keinen Grund. Soweit ich mich erinnere, hatten wir wenig Gelegenheit zum Reden.“
Er sah ihr in die Augen und erkannte, dass seine Worte Erinnerungen an die eine Nacht in ihr wachriefen. Doch dann fasste Cheyenne sich schnell wieder und wurde kühl und selbstbeherrscht. „Ich weiß davon nichts mehr“, erwiderte sie so eisig wie möglich.
Er lächelte. Cheyenne log, und sie wussten es beide. Aber wenn sie darauf bestand, sich nicht mehr an die leidenschaftlichen Stunden mit ihm zu erinnern, dann würde er es akzeptieren.
„Da du mich ebenfalls nicht gefragt hast, wie die drei heißen, werde ich es dir jetzt trotzdem mitteilen“, fuhr sie fort, und er hörte an ihrem Tonfall, dass sie immer noch aufgebracht war. „Meine Töchter heißen Venus und Athena, mein Sohn Troy.“
Er nickte. Es waren schöne Namen.
„Was Troy betrifft, solltest du etwas wissen.“
Er runzelte die Stirn, plötzlich besorgt. „Was denn?“
„Troy hat manchmal ziemlich schlechte Laune, besonders wenn er hungrig ist. Dann besteht er darauf, als Erster gefüttert zu werden. Außerdem steht er gern im Mittelpunkt.“
„Typisch Westmoreland.“
„Meine Kinder tragen den Namen Steele.“
Quade stieß einen Seufzer aus. „Nur weil ich nicht zum richtigen Zeitpunkt hier war. Sonst sähe die Sache anders aus. Aber jetzt bin ich ja da.“
Sofort bemerkte er, wie sie sich verspannte. „Und das bedeutet?“, fragte sie.
Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Das bedeutet Folgendes“, begann er. „Da ich jetzt weiß, dass ich der Vater dieser Babys bin, wird das einige Konsequenzen nach sich ziehen.“
„Welche da wären?“
Er sah ein kampflustiges Aufblitzen in ihren Augen und wusste, dass sie nichts von dem, was er vorschlagen würde, einfach so hinnehmen würde. „Darüber möchte ich jetzt nicht diskutieren“, meinte er deshalb. „Ich will einfach nur meine Kinder sehen.“
Ihm wurde langsam klar, dass Cheyenne eine stolze, unabhängige Frau war, die ihre Angelegenheiten für gewöhnlich selbst regelte. Es war offensichtlich, dass sie sich gegen sein plötzliches Eindringen in ihr Leben geradezu sträubte. Doch das kümmerte ihn nicht. Da ihre gemeinsame leidenschaftliche Nacht zur Folge gehabt hatte, dass sie schwanger wurde, wollte er auch die Verantwortung dafür übernehmen, obwohl ihm der Gedanke an Kinder bisher noch nicht gekommen war. Und falls Cheyenne es vergessen haben sollte, würde er es ihr eben noch einmal klarmachen: Ein Westmoreland drückte sich nicht vor seinen Verpflichtungen, egal, um was es sich handelte. Dieser Verhaltenskodex wurde jedem Westmoreland von klein auf eingetrichtert, und er hatte vor, ihn an seine Kinder weiterzugeben.
An seinen Sohn und seine zwei Töchter.
Es war seltsam, aber erst in diesem Moment begriff er wirklich, was geschehen war. Was, in aller Welt, sollte er mit drei Babys anfangen? Er mochte Kinder, ja, das schon, aber er hatte nicht geplant, selber welche zu haben. Vor allem weil es schon genügend Nichten und Neffen in seiner Familie gab, entweder gerade geboren oder noch nicht auf der Welt. Es schien, als wären alle seine Cousins und Cousinen gerade dabei, sich zu vermehren, und das bedeutete, dass es in seiner Familie noch sehr viele Babys geben würde. Und jetzt sah es so aus, als hätte er seinen Beitrag versehentlich gleich dreifach geleistet. Er konnte sich die Reaktion seiner Familie nur zu gut vorstellen, wenn er davon zu Hause berichtete. Seine Mutter, Sarah Westmoreland, würde ausflippen vor Freude, denn sie war fest entschlossen, so viele Enkelkinder wie möglich von ihren sechs Söhnen zu bekommen.
„Denk dran, dass du sie auf keinen Fall aufwecken darfst“, sagte Cheyenne.
Ihre Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. „Du brauchst mich nicht ständig zu ermahnen, Cheyenne“, erwiderte er kühl.
Genervt verdrehte sie die Augen und öffnete sachte die Tür zum Kinderzimmer. Er folgte ihr in den Raum und sah sich um. Die Wände waren mit Tierbildern dekoriert, und er erkannte die Geschichte, die die Bilder erzählten, sofort. Noahs Arche. Es musste sich um ein zurzeit sehr beliebtes Motiv handeln, denn das Zimmer der zweijährigen Tochter seines Bruders wies dieselbe Gestaltung auf. Er
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