Nuramon
Vater glauben, wenn er sagte, dass meine Mutter noch zu retten ist?«
Sie betrachtete ihn mit einer Miene, mit der sie vorhin Sterbende getröstet und Schwerverletzten Hoffnung auf Genesung gemacht hatte. »Das würde ich«, sagte sie schließlich.
Gaerigar nickte und lächelte bitter. »Warum habe ich mich dann so schwer damit getan?«, sagte er und griff nach Warelnes geröteten Händen. »Ich danke dir«, flüsterte er und sah ein Glitzern in den Augen der Heilerin.
Nuramon sammelte sich mit seinen Leuten am Ende der nördlichen Hügelkette. Er führte nicht nur die Ilvaru an, sondern auch eines von Jasgurs Bannern unter dem Feldherrn Alarnol. Zudem folgte ihm Bjoremul mit dreihundert Kriegern, dem Rest der Miliz aus den eroberten Gebieten. Sie strebten über das Feld den Hügeln entgegen, die sich östlich der Stadt nach Süden zogen. Als sie drei Viertel des Weges zurückgelegt hatten, schossen ihnen Steinbrocken aus dem Wald entgegen. Die Varmulier hatten mit ihren Katapulten nur auf sie gewartet. Bjoremul hatte Nuramon gewarnt, dass die Katapulte schwenkbar waren und die Feinde so auf Ausweichbewegungen reagieren konnten. Deshalb fächerte Nuramons Streitmacht sich breit auf, um kein zu klares Ziel zu bieten. Dennoch merkte er, dass selbst die Ilvaru unter dem Beschuss der Katapulte zögerlich wurden. Als ihnen dann auch noch Pfeile aus dem Wald entgegenschossen, hoben sie die Schilde.
Die Wut brannte in Nuramon und trieb ihn dazu voranzustreben. Für einen Moment glaubte er, er liefe ganz allein dem Wald entgegen, doch dann war Loramu bei ihm, und die Ilvaru rückten nach, und links und rechts folgten Bjoremul und Alarnol mit ihren Leuten.
Als sie am Fuße der östlichen Hügelkette in den Wald vorstießen und den feindlichen Bogenschützen entgegenstürmten, waren sie wie ein reißender Fluss, gegen den sich die Feinde zu stemmen versuchten. Die Schützen schienen zuerst entschlossen ihnen standzuhalten, dann aber packte sie die Verzweiflung, und sie liefen davon.
Nuramon und die anderen Ilvaru trieben die Schützen den Berg hinauf und auf eine Reihe Schwert- und Spießträger zu. Die Schützen behinderten ihre eigenen Leute, sodass diese zur Seite auswichen, um ihren Kampfgefährten einen Rückzugsweg zu öffnen. Genau in diese Lücke strebte Nuramon, während von links und rechts Alarnol und Bjoremul mit ihren Scharen herandrängten und die feindlichen Krieger in einen Kampf verwickelten.
»Da sind die Katapulte«, rief Loramu und wies den Hügel hinauf.
Die feindlichen Krieger, die sich dort oben bewegten, schauten kurz zu ihnen herab, doch statt sich dann zur Verteidigung aufzustellen, gossen sie Öl über die Katapulte und entzündeten sie mit Fackeln. Während die Flammen in die Höhe schossen, folgten sie den fliehenden Schützen und verschwanden kurz darauf im Wald.
Nuramon legte seinen Schild am ersten Katapult nieder und wirkte einen Zauber. Blaue Flammen schlugen aus seinen Fingern. Sie fraßen sich in das Feuer, das die Varmulier gelegt hatten, und erstickten es. Während seine Krieger auf den Hügel nachströmten, löschte Nuramon ein Katapult nach dem anderen.
Geschrei ließ ihn herumfahren. Varmulische Krieger waren in ihren Rücken geschlichen. »Da ist er!«, rief einer der Feinde, und die ganze Schar stürmte heran. Obwohl der Feuerzauber Nuramon geschwächt hatte, schob er die freie Hand nach vorn. Eine Wand aus Blitzen schoss vor, und die Varmulier, die ihnen gerade noch so entschlossen in den Rücken gefallen waren, hielten nun inne.
Erst auf das Zeichen eines bärtigen Varmuliers in grauer Lederrüstung rückten die Feinde wieder vor. Nuramon wartete nicht, sondern ging zum Angriff über. Ein Hieb links, ein Stich rechts, ein Tritt gegen den Krieger vor ihm, und der Weg zum Anführer war frei.
Da traf ihn der Dorn eines Kriegshammers in der Schulter und zwang ihn auf die Knie. Schon erhob sich der Säbel des Anführers drohend über ihm. Nuramon gab seinen Widerstand gegen den Kriegshammer auf, fiel zu Boden und riss seinen Peiniger mit sich – gerade in dem Augenblick, da der feindliche Schwertfürst den Hieb vollzog. Nuramon spürte den Schwertschlag durch den Körper des Kriegers hindurch, der auf seinen Rücken gestürzt war. Der Mann keuchte, dann erschlaffte er.
Nuramon befreite sich von der Last des Toten und riss sich den Dorn des Kriegshammers aus der Schulter. Der Schmerz ließ ihn verharren, doch schon war seine Schwertschwester Loramu an seiner Seite. Mit
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