Nuramon
stach. Zugleich spürte er, wie die Kraft in seinem Schild verging. So presste er die Wellen seines Zaubers noch heftiger gegen seine Feinde. Der weiße Schein jenseits des Schildes färbte sich blau, und Nuramon wagte es, den Kopf zu heben. Keine fünf Schritte von ihm entfernt krümmten sich neun Ringträger am Boden. Sein Zauber hatte sie überschwemmt, und sie kämpften nun darum, nicht darin zu ertrinken.
Nur in ihrer Mitte erhob sich noch eine aufrecht stehende Gestalt in dunkelgrauem Mantel und Kleidung aus hellgrauem Tuch. Haube und Schal vermummten ihr Gesicht, in der Haltung jedoch meinte Nuramon die eines Mannes zu erkennen. Der Zauberer hielt die Hände zu einer Schutzgeste erhoben, und die Magie, die Nuramon ausgesandt hatte, umströmte die Gestalt, als stünde sie auf einem Felsen im Fluss. Die Untergebenen des Magiers – die Ringträger – krochen nach links und rechts davon.
»Tarsun?«, rief Nuramon.
Sein Gegenüber nickte, wirbelte mit den Händen und sandte Nura mon einen Lichtschein entgegen.
Nuramon hob den Schild und bemühte sich, einen Zauber emporzureißen, doch das Licht war schneller, erfasste seinen Schild, riss ihn zur Seite und traf Nuramon an der Schulter. Der Zauber war in seiner Grobheit nicht mit den sorgfältig konstruierten Zaubern auf den Ringen zu vergleichen, doch die Kraft, die dahinter stand, übertraf alles, was Nuramon je auf den Schlachtfeldern Arlamyrs erlebt hatte. Mit der Linken riss Nuramon seine Magie zum Schutz hoch und fing einen weiteren Stoß seines Gegenübers auf. Als dieser die Arme senkte, befreite sich Nuramon rasch von seinem Schild. Dann warf er die Arme vor und sandte seinem Feind einen Strom purer Magie entgegen.
Tarsuns Zauber flackerte auf, doch Nuramons Macht erstickte dessen Kraft im Keim. Der Hofzauberer des Königs machte große Augen über dem Schal, der den Rest seines Gesichtes verbarg. Er krümmte sich und schrie vor Schmerz durch den Schal hindurch. Seine Hände zitterten, sein Kopf zuckte, und doch richtete er sich wieder auf.
Nuramon sammelte seine Magie zu einem neuen Schild. Keinen Moment zu spät, denn Tarsun griff wieder an, und dieses Mal war es Nuramon, als stünde er einem Riesen gegenüber, mit dessen Kraft er sich nicht messen konnte; zumindest nicht nach all den Heilzaubern, die er an diesem Tag gewirkt hatte.
Da traf Nuramon ein Pfeil in der Schulter und riss ihn zu Boden. Er spürte wie sein Zauber fortschwappte und Tarsuns Macht über ihn hinwegstrahlte.
Nuramon zwang sich, zu Tarsun aufzublicken. Der Hofmagier hatte bereits wieder die Hände erhoben, und dieses Mal spürte Nura mon, dass sein eigener Zauber zu spät kommen würde. Schon flimmerte es über Tarsuns Handflächen, und dessen Macht drückte Nuramon zu Boden. Er spürte den Zauber, der Daoramu in die Besinnungslosigkeit getrieben hatte; eine Macht, der er kaum etwas entgegensetzen konnte. Er wand sich am Boden und vermochte lediglich, Tarsuns Zauber daran zu hindern, in seinen Körper zu dringen.
Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass es vorbei war. Links und rechts näherten sich die verbliebenen Ringzauberer. Sie würden über ihn kommen wie eine Gelgerokherde über ein Lamm.
Gaerigar säte Feuer auf der Südmauer von Varlbyra, und die Merelbyrer, die ihn wohlwollend als Feldherrn angenommen hatten, jubelten, während Jasgurs Leute rasch die Leitern hinaufstrebten. Gae rigar wollte ihnen nach, doch Nylma hielt ihn zurück. Sein Großvater, der die Schlacht mit Jasgur vom Lager aus leitete, hatte ihm Nylma und Yargir als Leibwächter zur Seite gestellt. »Denk nicht einmal daran«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. Kurz stieg wieder der Zorn in ihm auf, doch er schluckte ihn hinunter. Nylma hatte seinem Großvater ihr Wort gegeben, und er wollte sie nicht in Schwierigkeiten bringen.
»Wir können kein ganzes Heer über die Leitern führen«, erklärte Yargir und wies auf das Tor, gegen das die Krieger ein weiteres Mal den Rammbock donnerten. »Dein Großvater vertraut darauf, dass du das Tor öffnest.«
»Dein Steinzauber«, sagte Nylma, doch Gaerigar schüttelte den Kopf. »Der ist nicht mächtig genug.«
Nylma lachte leise. »Unsinn! Ich habe gesehen, was du kannst. Versuch es! Leg alles, was du hast, in diesen Angriff.«
Gaerigar schaute seine Lehrmeisterin ungläubig an. Sie hatte ihn oft ermutigt, dass sie nun aber so viel Vertrauen an seine Fähigkeiten knüpfte, verwirrte ihn.
»Denk an damals, als du mit dem Steinbrocken die Rüstung durch
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