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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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mit Lyasani, die nur mit den Schultern zuckte. »Vielleicht erfahren wir dort etwas.«
    Nuramon schaute einem nach dem anderen ins Gesicht, dann die Klippe zum alten Weltentor hinauf. Er stutzte, dann schüttelte er den Kopf. Leise sagte er: »Wir alle dachten, ein neues Zeitalter wäre angebrochen. Eines, in dem auch Menschen die Zauberei erlernen und diese Welt meiner Heimat ähnlicher wird. Aber nun?« Er schüttelte den Kopf. »O Emerelle! Du wusstest es!«
    »Wovon sprichst du?«, fragte Yendred.
    Mit funkelnden Augen schaute sein Vater ihn an. »Ich habe dir doch erzählt, was Emerelle und die anderen Weisen getan haben, um die Feinde zu bezwingen.«
    »Sie trennten die Welten, ja.«
    »Und du hast mich damals gefragt, ob das wirklich ein Sieg war.«
    Salyra spitzte die Lippen. »Emerelle hat ihr Reich vor dem Untergang bewahrt. Man könnte fragen, ob sie es nicht auch anders geschafft hätte. Wenn sie nicht so schicksalsergeben gewesen wäre.«
    Nuramon blickte Salyra an und nickte schließlich. »Ja, aber was, wenn sie nicht nur ihr Reich gerettet hat? Was, wenn sie zugleich einen Schlag ausführte, der die Feinde niederschmetterte?«
    »Und das da soll es sein?«, fragte Yendred zweifelnd und deutete auf den Farbfluss über dem Fjord.
    Nuramon wies mit der Hand über das Wasser. »Die Magie steigt wie die Flut – auch in Arlamyr.« Er wandte sich an Yendred. »Du selbst sagtest, dass du zum Zügeln der Quellen mehr magische Steine als erwartet brauchtest. Bislang war uns das recht, denn für Daoramus Heilung benötigen wir viel Magie. Außerdem dachte ich, die Magie würde sich irgendwann einpendeln. Aber das hier?« Er trat vor und schaute in die Runde. »Das überzeugt mich vom Gegenteil. Die magischen Giftwolken, die bei uns in Arlamyr einige Dörfer bedrohten, könnten hier bereits über eine ganze Region wehen. Auf ganzen Landstrichen könnte es vor verwandelten Lebewesen wimmeln. Ganze Reiche könnten in einem Meer aus Flammen verbrannt, in einer gewaltigen Flut versunken, in einem Sturm hinfortgefegt oder in einem ewigen Eis erstarrt sein. Was bei uns im Kleinen geschieht, mag hier bereits im Großen geschehen sein.«
    Als sie wieder auf den Albenpfaden waren und Nuramon sie auf den goldenen Weg führte, auf dem er einst mit seinen Gefährten in das Kloster des Devanthar geschritten war, fragte er sich, was dort nun auf sie wartete. An der nächsten Lichtinsel zögerte Nuramon jedoch, ehe er sich hinkniete und seine magischen Sinne durch den Albenstern in die Welt hinaussandte.
    Von dem Kloster, das dort einst gestanden hatte, war vor lauter Licht nichts zu sehen, ein magisches Rauschen überdeckte jedes Geräusch, und seine Sinne offenbarten ihm, dass dort draußen alles von Magie überflutet war. Im Grunde verwunderte es ihn nicht. Das Kloster hatte in der Nähe von Aniscans gelegen, und dort hatte der Tjuredglaube seine üble Wendung genommen. Gewiss hatten die Tjuredanbeter ihre Macht hier mehr als anderswo genutzt und dadurch Wunden in das Gefüge der Welt geschlagen. Und in den Jahrzehnten nach der Trennung der Welten mochten sich diese Eingriffe gerächt haben.
    »Dort scheint nichts mehr zu sein«, sagte er. Er zog seinen Zauberblick zurück und schaute den senkrecht in die Höhe führenden Albenpfad hinauf. Das war der Weg ins Versteck des Devanthar gewesen; dort hatten sie ihn einst bezwungen und den Albenstein des Rajeemil erbeutet. Nuramon dachte an all die Macht, die am Ende dieses Pfades auf ihn warten mochte. Er hätte hier und jetzt ein Tor in die Zerbrochene Welt öffnen können. Er vermochte es von den Albenpfaden aus. Früher hatte er erst nach Dayra zurückkehren müssen, um dort ein Tor zu öffnen, das zwischen den Welten verlief.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Nylma und legte sich die Hand auf ihre Brust. »Der Almandin ist dort erwacht und hat dir das Leben gerettet. Ohne ihn und Farodins Stein hätte der Devanthar euch erledigt. Auch ich bin neugierig auf den Ort. Aber du solltest dein Schicksal nicht zweimal herausfordern.«
    Nuramon nickte langsam. »Der Devanthar mag tot sein, aber der Zauber, der uns damals an jenem Ort festhielt, mag neue Kraft gesammelt haben«, sagte er schließlich. »Lassen wir es auf sich beruhen.«
    Als sie endlich an einen anderen Albenstern kamen und sein Vater sagte, dass draußen in der Welt weit und breit nichts zu erkennen sei, war der Moment gekommen, den Yendred bei all den Gefahren, die hier lauerten, gefürchtet hatte: Er selbst

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