Nuramon
Fürsten ließen ihn Befehle aussenden, die genau darin mündeten. »Nur noch eine Weile«, sagte seine Mutter stets. »Bis jene, denen wir vertrauen können, dort sind, wo sie uns schützen können.« Doch dieser Tag schien nie zu kommen. Und als Tyregol sich für Bauern starkmachen wollte, denen die Armee zu viel abverlangte, steckten die Fürsten die Köpfe über ihm zusammen und drohten ihm offen, dass alles verloren wäre, wenn er ihnen nicht gehorchte, und dass seine Mutter und alle, die er liebte, in Gefahr wären, wenn er die Befehle nicht unterzeichnete und siegelte. Da wusste er, dass er kein Herrscher war, sondern ein Gefangener.
Jasgur hatte genug von der Verantwortung. Immer öfter sagte er zu allen, die ihn behelligten: »Habe ich nicht schon genug getan?« Er war des Herrschens müde, und so nahm er seinen Sohn zur Seite und bat ihn, sein Erbe anzutreten.
Sie hatten ihr Ziel erreicht. Der Fürst von Helbyrn hatte ihren geforderten Preis bezahlt, und gegen den Widerstand der Ahnenpriester den Bann aufgehoben, der den Götterglauben verbot. Nun konnten sie den Menschen offen zeigen, dass sie über wahre Macht verfügten. Wer sonst sollte sie vor den Quellen des Tjured schützen, die überall zur Prüfung wurden? Wer sollte sie vor der wachsenden Gefahr des Elfenkindes und dessen Brut warnen, wenn nicht sie? Die ersten Gläubigen waren schon unter den Beratern des Fürsten, die ersten Grafen, die sich ihrem Glauben geöffnet hatten, führten ihre Töchter dem Fürstensohn vor. Es fehlte nur wenig, und ihnen würde gelingen, wonach sie so lange strebten. Sollten es ihre Glaubensbrüder einst schaffen, ihnen zu folgen, würden sie ihnen ein Fürstentum zu Füßen legen – und vielleicht sogar ganz Arlamyr.
Ruinen und Pforten
Nuramon brachte die Gefährten auf den Pfad, der einst ins südliche Fjordland geführt hatte. Er schritt vorsichtig voran, denn die Tjuredanbeter hatten mit ihrer früheren Macht über die Jahrhunderte zahlreiche Albenpfade beschädigt. Mit seinen alten Gefährten war er einmal an einer brüchigen Stelle von den Albenpfaden in die Welt zurückgestürzt und in Bedrängnis geraten. Er wusste bis heute nicht, ob sie damals einfach nur Glück gehabt hatten, dass sie überhaupt in der Welt erschienen und nicht in die ewige Finsternis hinabgestürzt waren.
Er ließ seine Sinne in der Hoffnung vorauseilen, einen beschädigten Pfad früh genug zu erkennen. Als sie an den ersten Albenstern kamen, kniete er nieder und winkte Yendred zu sich. »Du wolltest den Torzauber lernen«, sagte er und lächelte, als er sah, wie aufgeregt Yendred war. »Und ich werde heute damit beginnen, ihn dich zu lehren.«
Yendred legte seine Hände über die sich kreuzenden Pfade. »Das ist viel Macht«, sagte er sofort. »So viel Magie!«
Auch Nuramon berührte den Albenstern und sandte seine magischen Sinne aus. Es war, als tauchte er seine Hände in heißes Wasser, und dann sah er draußen auf der anderen Seite ein pulsierendes Licht am Boden. Es befand sich zwischen zwei Bäumen und strahlte enorme Kraft aus. Am Rand des Sichtfeldes lag ein verwesender Fuchs. Nuramon sprach seinen Gefährten zu, was er sah, und schließlich sagte er: »Es ist eine magische Quelle.«
Yendred löste seine Hände vom Boden. »Ich habe nur ein Leuchten gesehen.«
»Heißt das, hier geschieht das Gleiche wie bei uns?«, fragte Nylma.
Nuramon nickte. »Wir sollten uns eine andere Stelle suchen.« Er wies einen Pfad entlang. »Dort geht es nach Firnstayn, aber wir müssen nach Süden.« Er schaute lange den Pfad nach Firnstayn entlang und fragte sich, was aus den Resten der Stadt geworden war. Als er das letzte Mal dort gewesen war, war es nur noch eine Ruine gewesen, deren ehemalige Bewohner sich nach Albenmark gerettet und an der Seite der Albenkinder gegen die Tjuredanbeter gekämpft hatten.
Nuramon führte die Gefährten auf einen Pfad, der seiner Einschätzung nach in den Süden nach Angnos führte. Kaum waren sie fünf Schritte auf diesem Weg gegangen, spürte Nuramon plötzlich einen Strom vor sich. Dort glitzerte der Pfad silbern und golden, und ein Sog führte in die Tiefe.
»Es ist wie ein Loch im Boden«, sagte Yendred. »Ist das eine der Stellen, die die Tjuredanbeter beschädigt haben?«
»Es scheint so«, sagte Nuramon. »Aber so etwas haben wir damals nicht gespürt, als wir auf eine brüchige Stelle gestoßen sind.«
Also machten sie kehrt und versuchten ihr Glück auf einem Pfad nach dem anderen. Am Ende
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