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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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ihnen waren fingernagelbreit, andere so groß wie eine Faust, und sie alle leuchteten grau und suchten Yendreds Flamme.
    Nach einem Augenblick des Starrens zerriss das unförmige Wesen in menschengroße Gestalten, jede mit einem großen oder zwei kleinen Augen versehen, jede mit einem der Mäuler und mit Armen, die sich entfalteten und die Klauen vorstreckten.
    Nuramon und Nylma holten bereits mit den Schwertern aus, und auch Yendred machte sich zum Angriff bereit. Da leuchtete etwas vor den düsteren Gestalten auf und ließ die Gefährten innehalten. Es war der Almandin an Nylmas Kette. Der magische Edelstein war erwacht und warf den Schattenwesen einen roten Schein entgegen. Sie hielten inne, als spürten sie, dass die Macht des Almandins, den Noroelle einst mit Zaubern belegt hatte, ihnen ebenso schaden konnte, wie er einst dem letzten Devanthar geschadet hatte. Ein Verdacht erwachte in Yendred und schürte die Angst vor dem, was sich hinter diesem Ort verbergen mochte.
    Nylma machte einen Schritt auf die Gestalten zu, und sie wurden durchscheinend und wichen hastig zurück, drängten sich gegen die Wände und verschwanden im Fels. Das Licht des Almandins schwand, und im gleichen Atemzug erwachten die Barinsteine zu neuem Leben. Sie leuchteten viel schwächer als zuvor, als wäre in ihnen nur noch die Glut jenes Feuers übrig, das sie einst erhellt hatte.
    Yendred unterstütze den schwachen Schimmer der Barinsteine mit seinem Flammenzauber. Vorsichtig sahen sie sich in dem nun mehr erhellten Höhlengang um. Für einen Moment glaubte er, die grauen Augen auf dem glatten Fels zu erkennen. Doch nach einem Blinzeln war nichts dergleichen zu sehen. Die fremden Wesen blieben verschwunden.
    Als Nuramon sie weiterführte, war Yendred in Gedanken bei Dareen. Was, wenn diese fremdartigen Wesen überall in diesem Berg waren, auch in dem Felsental der Dareen? Und was, wenn die Lichter in Dareens Sternengrotte ermattet waren und statt ihrer die grauen Augen jener Ungetüme von der Decke auf sie herabstarren würden?
    Nuramon führte seine Gefährten aus der Höhle hinaus in ein kleines Felsental mit zimtfarbenen Wänden. All die Pflanzen mit ihren bunten Blüten nährten sich von dem Wasser, das in der Mitte des Talkessels einem Felsen entsprang, den See speiste und sich in das Bächlein ergoss, das ihnen entgegenströmte und ihren Weg kreuzte. Sie waren am Ziel. Dies war Dareens Heim.
    Jenseits des Sees lag der Höhleneingang zur Sternengrotte, in der Dareen ihm einst den Weg gewiesen hatte. Ein Blick nach links weckte Nuramons Erinnerung an Alwerich. Da war die Felsspalte, durch die er einst mit dem Zwerg gekommen war – und an ihrem Ende lag der Albenstern.
    Nuramon legte den Kopf in den Nacken, atmete tief ein und blickte in den strahlend blauen Himmel. Ganz so wie damals, dachte er, senkte den Kopf wieder – und eine Frau stand vor ihm. Das schwarze Haar reichte ihr in langen Strähnen bis zu den Hüften, ihre Augen waren so blau wie der Himmel und das mit Elfenmustern verzierte Kleid. Und doch war sie keine Elfe. Die länglichen Ohren stachen ihr zwar durchs Haar, doch deren Enden waren rund wie bei Nuramons Kindern.
    Die Frau machte einen Schritt auf ihn zu, lächelte und berührte den Barinstein, den Nuramon noch immer in Händen hielt. Unter ihrer Berührung erstrahlte das Artefakt in seiner ganzen Kraft. Sie schritt vor Nylma und ließ auch ihren Stein wieder hell leuchten. Die Wyrenara schaute den Barinstein an, als sähe sie ihn zum ersten Mal.
    Die Frau blickte nun erst Yendred an und ließ ihren Blick dann zwischen Lyasani und Salyra hin und her wandern. Schließlich erblühte ein kindliches Lächeln auf ihrem Gesicht.
    »Dareen«, sprach Nuramon leise.
    Die Frau nickte. »Ich bin es«, sagte sie. »Auch wenn ich nicht die gleiche Gestalt wie damals besitze.«
    »Sehen wir denn alle das Gleiche?«, fragte Nuramon.
    Sie nickte erneut.
    »Dann ist dies … deine wahre Gestalt?«, fragte Yendred.
    »Sie ist so wahr wie Cerens Gestalt«, sagte das Orakel.
    Yendred machte große Augen. »Du kennst sie?«
    »Die Vergangenheit ist wie ein Buch, das Buch der Welten.« Sie wies mit einer knappen Geste zum See, schritt dann langsam voran und bedeutete Nuramon, an ihre Seite zu kommen. »Ich habe dich beobachtet«, sagte sie ihm. »Es gibt kein Wesen, welches dich besser kennt als ich. Und ich kenne deine Frau, deine Kinder und deine Vertrauten.«
    »Und meine Feinde?«, fragte Nuramon, als sie über eine Steinplatte

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