Nuramon
Feinde.«
Und tatsächlich fuhren die Gestalten scheinbar planlos auf das Schlachtfeld hernieder. »Sie heilen jene, die auf der Schwelle zum Tode stehen«, erklärte Nerimee und schaute auf den König hinab. »Wie geht es dir, Tyregol?«, fragte sie.
»Müde«, antwortete er. »Ungeheuer müde.«
»Kein Wunder«, antwortete Sawagal. »Die Schlacht fordert ihren Tribut, und die Magie schwindet.« Er hob die Hand und ließ eine winzige Flamme darauf erscheinen. Sie zitterte und verging. »Wir können nicht mehr aus dem Vollen schöpfen«, sagte er, lächelte aber dennoch.
»Was sprach der Geist dir zu?«, fragte Nerimee.
»Ich müsse das wenige, was bleibt, besser zu nutzen lernen.« Sawagal grinste. »Das ist mehr, als ich erwartet hatte.«
»Ob die Feinde noch zaubern können?«, flüsterte Tyregol. Der Geist hatte ihn nur von der Schwelle des Todes geholt und Nerimees Heilzauber, den sie nun wieder auf ihn sprach, wirkte nur langsam.
»Die Feinde haben ihre Magie vorhin schon erschöpft«, erklärte Yendred.
»Aber nicht ihren Willen zum Kampf«, sagte Salyra und schüttelte den Kopf. Dann deutete sie voraus. »Aniscaro kommt mit allem, was er noch zusammenraffen konnte!«
Tatsächlich drängte der Fürst von Helbyrn, der Kopf der Tjuredanbeter, an der Spitze der Kriegsschar näher und gab ein Hornsignal, während die varmulischen Fürsten und deren Wyrenar abseits verharrten und sich staunend umblickten.
Ningilim trat in den Kreis, den seine Wächter um sie gezogen hatten. Inzwischen trug keiner von ihnen mehr einen Helm. Sie hatten gelernt, dass auch ihre Fremdartigkeit eine Waffe war, die ihre Feinde in die Flucht trieb.
Yendred dankte Ningilim auf Elfisch, und die Wächter betrachteten ihren Bruder wie ein Wunder.
»Nur noch einmal«, sagte Yendred und wies auf die Tjuredanbeter um Fürst Aniscaro. Er baute sich mit Lyasani und Salyra neben Ningilim auf. Nylma bettete Bjoremuls Haupt auf den Boden und küsste seine Stirn. »Sei stark«, sagte sie, und nach einem Nicken Bjoremuls trat sie in den Ring aus Kriegern hinein.
Die Helbyrnianer kamen ihnen entgegen, schon tobte wieder die Schlacht, und Nerimee, die erneut zwischen Tyregol und Bjoremul kniete und ihre Heilkräfte fließen ließ, wusste nicht, welche Seite dem Sieg näher war.
Unter all den Schreien erkannte Nerimee Salyras Stimme. Ein Speer steckte ihr im Oberschenkel. Mit einem Ruck drehte sie sich zur Seite, stach mit dem Schwert den Speer entlang und traf den Feind in der Brust. Schon näherten sich zwei weitere Tjuredgardisten.
»Salyra! Runter!«, rief Nerimee, erhob sich und streckte den Arm vor. Ihre Schwägerin ging mit einem Schmerzensschrei in die Hocke. Während diese sich die Speerspitze aus dem Bein zog, ließ Nerimee einen Feuerstrahl über sie hinwegschießen und trieb die beiden Angreifer mit den Flammen zurück. Sofort ging sie wieder auf die Knie, berührte Bjoremul und Tyregol gleichermaßen und spielte ihnen Heilmagie zu.
Die Reihen der Verbündeten schwanden dahin. Es schien, als hätten sich die Helbyrnianer und allen voran die Tjuredgardisten schneller als alle anderen von den magischen Vorgängen auf und über dem Schlachtfeld erholt. Und wenngleich Nerimee nicht einen einzigen Krieger der varmulischen Fürstenarmee sah, nicht einmal die Wyrenar, die ihnen so bitter zugesetzt hatten, gewannen die Krie ger Fürst Aniscaros an Boden und der Kreis, der sie umgab, schwand dahin.
Salyra und Yendred nahmen die ersten Wunden hin, Nylma und Ningilim traf es als Nächstes, und als Sawagal aufschrie, den Zauberstab fallen ließ und sich die blutende Hand hielt, löste sich Nerimee noch einmal von Tyregol und Bjoremul und stellte sich hinter Yendred und Lyasani. Diese machten ihr Platz, und sie trieb ihre Flammen durch die Lücke den Feinden entgegen.
Die Helbyrnianer drängten so verzweifelt gegen sie an, als wäre ihnen allen klar, dass die eigene Macht an diesem Tag gebrochen war und ihre einzige Hoffnung darin bestand, die Kinder Nuramons zu töten.
Nerimee wandte sich nach Westen und war entsetzt, dass dort gut fünfzig Angreifer in ihrem Rücken zusammenströmten. Sie mochten ausreichen, um tief ins Lager, vielleicht sogar ins Hauptquartier vorzustoßen. Doch es gab auch noch Verbündete, die sich bemühten, zu ihnen durchzukommen. Das Bauernheer hatte sich aufgerafft und drängte mit Speeren und Dreschflegeln von Norden heran.
Im Westen aber erhob sich mit einem Mal ungeheures Geschrei unter den Feinden. Die
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