Nuramon
Spitze eines schmalen Langschwertes wirbelte dort immer wieder über die Köpfe der Feinde hinweg. Es war das magische Schwert ihres Vaters! Nuramon kämpfte dort mit einer Schnelligkeit, die Nerimee niemandem zugetraut hätte. Mal blitzte es, mal schoss eine Flamme in die Höhe, dann drang ein magischer Windstoß zur Seite fort. »Weg hier!«, rief einer der maskierten Helbyrnianer, und auch dessen Gefährten liefen zu den Seiten davon und öffneten Nuramon den Weg.
Seine Rüstung wirkte wie ein Flickenteppich. Er musste etliche Wunden erlitten haben, und doch drang kein Tropfen Blut hervor. Rasend schnell kämpfte er sich außen herum zu Yendred und Lyasani nach vorn. Er zauberte sofort, und ein magischer Stoß, der sich flimmernd durch die Luft zog, fegte die Feinde von den Beinen. Er hob sein Schwert in die Höhe und rief: »Für Arlamyr!«, und lief voran, und ihr Bruder, ihre Schwägerinnen und alle, die noch zum Kampf bereit waren, liefen ihm nach. Nerimee blickte ihnen ebenso hoffnungsvoll wie ungläubig nach. Irgendetwas stimmte nicht mit ihrem Vater.
Nuramon war unter den Feinden und brachte sie dazu, einander zu schlagen, sprang einmal Salyra zur Seite und parierte an ihrer Stelle einen Hieb, nur um dann wieder von ihr fortzustreben und einen neuen Gegner anzugehen. Er riss den Feinden die Masken vom Haupt, und als wäre damit die Macht der Krieger gebrochen, suchten viele von ihnen ihr Schicksal in der Flucht.
Nun trennte ihn nur noch die fürstliche Leibwache von Aniscaro. Er tauchte unter zwei Schwerthieben hinweg und wich einem Stich aus, dann griff er an. Jeder Hieb war ein verletzter Gardist, jeder Stich ein Toter. Er nahm Wunden hin, die nicht einmal schmerzten, und überraschte die Feinde mit einer Gegenattacke, die ihnen den Tod brachten. So erreichte er Aniscaro.
Der Fürst hob sein Schwert, und Nuramon tauchte darunter hinweg, holte aus und schlug zu. Der Fürst riss gerade noch seine Waffe hoch und parierte den Schlag. Da trieb Nuramon seine Magie voran. Ein feuriger Blitz fuhr seine Klinge entlang und sprang auf Aniscaros Schwert über. Mit einem Schrei ließ der Fürst seine Waffe fallen. Seine Hände standen in Flammen, und er starrte sie ungläubig an.
Nuramon wich dem Stich eines Tjuredgardisten aus, der von schräg hinten angriff. Der Krieger traf versehentlich seinen Herrn an der Schulter.
Aniscaro schrie erneut auf, schlug das Schwert seiner Wache zur Seite und stieß dieser mit hassverzerrter Miene die brennende Hand ins Gesicht, und sofort sprangen die Flammen auf den Gardisten über. Während der Getroffene mit flammendem Kopf fortlief, sprang Aniscaro vor.
Nuramon fing den Fürsten mit der Klinge seines Schwertes auf. Aniscaro erstarrte direkt vor seinen Augen, und ein neuer Schmerz mischte sich unter all die anderen Schmerzen, die Nuramons Körper erfasst hatten. Er schaute hinab und sah den glänzenden Dolch in Aniscaros Hand. Der Fürst stach erneut zu. »Stirb!«, rief er.
Mit einem Ruck riss Nuramon das Schwert aus Aniscaros Wunde. Der Fürst packte seinen Hals und würgte ihn, doch Nuramon fasste die Handgelenke seines Gegenübers und starrte in seinem hassver zerrten Gesicht zwischen den blauen Augen hin und her. Und weil der Fürst von Helbyrn die Tjuredanbeter anführte, war es Nuramon, als starrte er in die Fratze des Devanthars, wiedergeboren in Aniscaro.
»Du solltest tot sein!«, schrie ihm der Fürst entgegen.
Nuramon ließ glühende Magie fließen. Sie überzog Aniscaros Finger, drang in seinen Arm und zwang ihn, seinen Würgegriff zu lockern. Zuckend fiel Aniscaro zu Boden und schüttelte den Kopf. »Wachen!«, rief er schließlich, aber niemand rührte sich.
Die Geister umschwebten die Krieger, einige blieben stehen und halfen den schwerverletzten Kämpfern beider Seiten. Auch bei Ningilim, der sich eine Bauchwunde hielt, kniete ein Geist und steckte ihm die fahle Hand in die Brust.
»Wer sind die?«, fragte Aniscaro.
Nuramon sah ihn verwundert an. »Du weißt es wirklich nicht?«
»Sind es Dämonen?«
»Es sind Naturgeister«, sagte Nuramon. »Sie dienen dieser Welt, werden die Wunden, die deine Glaubensgeschwister in die Welt rissen, heilen und die Magie wieder in alte Bahnen lenken.«
»Bevor du mich tötest«, sagte Aniscaro, »musst du mir eines sagen: Ist es wahr, dass du selbst damals in Aniscans warst?«
»Ich war es«, antwortete Nuramon. »Und ich wollte Guillaume retten. Ein Devanthar – der Dämon, der dich und deine Vorgänger
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