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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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jeden in der Stadt und weißt um alles, was vor sich geht. Ich kann mir die erschrockenen Mienen der anderen Ratsmitglieder vorstellen.«
    »Und genau darauf freue ich mich am meisten«, sagte Loramu. »Die alten Pfeffersäcke brauchen ein Gegengewicht.«
    »Das würde ich gern sehen«, sagte Nuramon.
    Seine Freunde schwiegen und tauschten betrübte Blicke.
    »Lässt es sich nicht abwenden?«, fragte Nylma nach einer Weile. »Nichts deutet daraufhin, dass es bald endet. Du wirkst stärker denn je.«
    »Es scheint nur so«, sagte Nuramon. »Die Magie brennt in einem grellen Licht aus. Deswegen fühle ich mich so stark.« Er ballte behutsam die Faust. »Aber mein Körper fühlt sich fremd an.«
    »Könnte Ceren es nicht mit der Magie, die noch in den Steinen unten in den Magischen Hallen liegt, weiter hinauszögern?«, fragte Nylma.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist ein Geschenk, dass ich überhaupt noch hier sein darf. Und es hat etwas Beruhigendes zu wissen, wann das eigene Leben endet. Nutzen wir einfach die Zeit, die uns bleibt.«
    »Dann sollten wir etwas trinken gehen«, sagte Loramu und erntete ein kräftiges Nicken Bjoremuls.
    Nylma lachte. »Diesmal gibt es keine Ausreden, mein lieber Nuramon. Der König hat die Festwochen ausgerufen. Da müssen wir uns unten in der Stadt blicken lassen.«
    »Das möchte ich Daoramu lieber nicht antun«, sagte er.
    Nylma schüttelte den Kopf. »Wir nehmen sie natürlich mit. Sie war ewig nicht mehr unten in der Stadt.«
    »Die hat bestimmt keine Lust«, sagte Bjoremul.
    »Sagt wer?«, erwiderte Nylma und erzählte, dass Daoramu früher sehr wohl mit ihr und Yargir unterwegs gewesen war.
    »Das stimmt«, sprach Nuramon und musste bei der Erinnerung an Yargir lächeln.
    »Na, worauf warten wir dann noch?«, sagte Loramu.
    Nuramon grinste und gab sich geschlagen.
    Es war nach Mitternacht, und Yendred war noch wach. Die Mädchen schliefen längst nebenan, nur er und seine beiden Frauen vermochten nicht zur Ruhe zu kommen. Lyasani saß im Bett gegen die Wand gelehnt, Salyra auf der Bettkante, und Yendred stand am Fenster, schaute in die Nacht hinaus und atmete die kühle Luft. Unten auf dem Hof machten die Wachen ihre Runde. Die Tür zur Garnison stand offen, und das Licht der Laternen erhellte einige Zimmer. »Frü her wäre drüben jedes Fenster erleuchtet gewesen«, sagte er. »Und wir hätten das Gegröle bis hier herauf gehört.«
    »Es sind zu viele Tote«, sagte Lyasani.
    Yendred wandte sich zu Salyra um und fasste ihre Hände. Sie zog ihre linke Hand zurück, doch er tastete langsam danach.
    »Vielleicht habe ich mich doch noch nicht daran gewöhnt«, sagte sie mit einem Blick auf die Reste der beiden fehlenden Finger. »Du hast es schön geheilt«, sagte sie und strich sich über die beiden Wölbungen, die wie zusätzliche Fingerknöchel wirkten. Die Haut legte sich ohne sichtbare Narbe darüber.
    »Ich wünschte mir, meine Heilkräfte wären so mächtig, dass ich die Finger hätte anfügen können«, sagte er.
    Salyra lachte. »Dazu hätten wir sie erst einmal finden müssen.«
    Yendred dachte an die Erzählungen seines Vaters von Heilern, die der Sage nach ganze Arme und Beine nachwachsen ließen, doch Salyra strich ihm durch das Haar und sagte: »Es ist nicht schlimm. Es wird mich immer daran erinnern, dass ich mehr hätte verlieren können. Wenn Borugar sagt, das Zeitalter der magischen Flut gehe nun zu Ende, sollten wir Krieger dankbar sein, durch die Magie dem Tod getrotzt zu haben.«
    Aus der Nacht drang ein vielstimmiges Grölen.
    Yendred schaute aus dem Fenster. Unten auf dem Hof hielten sich zwei Gestalten aneinander fest. Eine brummende Männerstimme und die rau gewordene Stimme einer Frau sangen ein Lied.
    »Wer ist das?«, fragte Salyra.
    Lyasani kam zu ihnen ans Fenster und lachte. »Mein Vater und Nylma.«
    Hinter Bjoremul und Nylma erblickte Yendred im schwachen Schein der Garnisonslaternen seinen Vater und seine Mutter, die sich von Loramu verabschiedeten. »Deine Eltern sehen noch recht gut aus«, sagte Salyra. Die beiden folgten Bjoremul und Nylma. Yendreds Mutter kicherte, und sein Vater stützte sie und nahm sie schließlich auf die Arme. Da verstummte Daoramu, legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn.
    »Ich glaube, ich habe deine Mutter noch nie betrunken gesehen«, sagte Salyra.
    Yendred schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, Mutter wird nicht daran zerbrechen, dass Vater fortgeht.«
    »Sie ist stärker als wir alle«, sagte Lyasani.
    Salyra

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