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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Dolch hät-te er sich so gut verteidigen können wie mit einem Löffel, das stand fest. Und es war ein Glück, dass er den Dolch an diesem Tag nicht gebrauchen musste.
    Nach einer Weile kam Scapa keuchend zum Stehen und krabbelte in ein altes Fass, das zwischen Hausmauern am Straßenrand lag. Die gewohnten Ge-räusche der Stadt umgaben ihn. Und als er seine neuen Schuhe anzog – Schuhe, die ihm viel zu groß waren und erst passten, als sie längst Löcher hatten –, war er einer der unzähligen Straßendiebe von Kesselstadt geworden.

    »Bitte sehr, gnädige Dame. Lasst es Euch schmecken.« Scapa überreichte Arane mit einer galanten Handbewegung den Wassereimer. Lächelnd setzte
sie sich auf; sie mochte es, wenn Scapa so mit ihr sprach. Arane trank lange, denn die Hitze machte durstig. Dann stellte sie den Eimer wieder ab, schöpfte mit der hohlen Hand Wasser heraus und wusch sich das Gesicht. Danach schien sie einigermaßen wach, stand auf und schüttelte sich die nassen Haare aus der Stirn.
    »Und jetzt gehen wir zu Afarell«, sagte sie.
    »Der Schlüsselbund noch.«
    Sie deutete an ihren Gürtel, an dem ein Leinenbeutel festgebunden war. »Ist schon drin.«
    Gemeinsam verließen sie das kleine Haus. Im Grunde war es kein wirkliches Haus mehr; die oberen Stockwerke waren zerstört worden bei einem der Brände, die es in Kesselstadt täglich gab. Man hatte jedoch übersehen, dass ein Zimmer im Erdgeschoss heil geblieben war, und Arane und Scapa hatten es bezogen, bevor einem anderen der vorteilhafte Schlafplatz aufgefallen wäre. Inzwischen waren auch die Nachbarhäuser wieder bewohnbar gemacht, und über dem niedergebrannten Haus hatte man eine Terrasse angelegt, auf der im Sommer Straßenkinder und Bettler übernachteten.
    Scapa und Arane gingen durch die schmale Gasse und erreichten eine Pflasterstraße. Ein Ochsengespann kam ihnen entgegen und sie mussten zur Seite weichen – der Besitzer des Wagens war zweifellos ein ahnungsloser Neuankömmling. Mit vier Rädern und einem Ochsen kam man in Kesselstadt schwer voran. Als der Wagen vorbeirumpelte, warf Scapa
einen Blick unter die Wagenplane: Obst häufte sich dort in wunderbar vollen Strohkisten. Als die Plane wieder zugefallen und das Ochsengespann vorbeige-zogen war, hielt Scapa Arane einen Pfirsich hin und biss herzhaft in einen zweiten.
    Während sie frühstückten, liefen sie weiter ihres Weges. Eine zerzauste graue Katze kam ihnen entgegen und strich Arane schnurrend um die Beine. Im Schatten eines Hauses suchten sich zwei magere Hunde Essen aus Abfällen. Kaum ein paar Schritte weiter stand ein bunt gekleideter Moorelf und bot Welpen feil. An der nächsten Hausecke saßen Männer und Moorelfen um ein altes Holzfass und spielten Karten.
    Scapa und Arane sprangen über blaue und grüne Pfützen hinweg, als sie unter den Wäscheleinen der Färber vorbeikamen. Über ihnen spannten sich violett tropfende Leinentücher und Hemden über die enge Straße, und sie mussten Acht geben, kein Färbemittel abzubekommen. Ein paar Kinder kamen an-gehuscht und schöpften mit verbeulten Eimern aus den Pfützen. Man nannte die Kinder, die die Reste des Färbemittels von den Straßen aufsammelten und damit selbst Kleider färbten (von schlechterer Quali-tät natürlich und zu einem wesentlich geringeren Preis) Regenschöpfe. Weil sie sich ständig unter den gefärbten Stoffen aufhielten, hatten sie unzählige bunte Spritzer in Gesicht und Haaren und erinnerten an die wilden Stämme der Moorelfen, die sich mit Schlamm bemalten. Viele der Kinder waren sogar
elfischen Geblüts. Eines von ihnen fletschte die Zäh-ne und knurrte, als Scapa und Arane vorbeikamen –
    hier war sein Territorium. Rasch hüpften die beiden über die letzten Pfützen, ein Tropfen fiel auf Arane herab und malte ihr eine violette Träne auf die Wange.
    Hinter den Färbereien schraubte sich eine breite Treppe weiter hinab in die Tiefen der Stadt. Es gab viele solcher Treppen – und das aus gutem Grund: Sie waren leichter zu nehmen als die Straßen, die zum Teil so steil waren, dass viele sie für schier un-begehbar hielten. Die alten Steinstufen, die Scapa und Arane hinabliefen, waren platt getreten und an einigen Stellen zerbröckelt. Links und rechts erhoben sich Häuser und sogar Türme, so klein und schief, dass sie bestimmt unbewohnbar waren. Schräge Balkone und Terrassen beugten sich über die Treppe, manche von ihnen waren bereits so durchgebogen, dass sie jeden Augenblick einzustürzen

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