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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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und –
    vor allem – den Aufwand des Einbruchs nicht wert.
    »Sieben Kröten? Die hätte ich auch beim Slatof an der Straßenecke besorgen können.«
    Slatof war ein Bettler und hatte mehr Schnaps im Blut als Münzen in der Hand.
    »Das Geld und die Schlüssel habe ich doch nur aus Rache mitgenommen! Besser wir haben den Kram als der Wachmann, oder? Wenigstens ist er schön wütend.« Scapas Knie waren jetzt noch ganz weich vor Schreck – für einen Augenblick hatte er sogar gefürchtet, die Soldaten würden ihn fassen.
    Aber wirklich nur für einen Augenblick, denn Scapa konnte sich in den dunklen Gassen von Kesselstadt unsichtbar machen wie ein Schatten. Die Soldaten hingegen machten mehr Lärm als ein Haufen raufender Köter. »Wir bekommen die Waffen noch zusammen«, murmelte Scapa, ohne selbst recht daran zu glauben. »Oder schlimmstenfalls kämpfen wir mit Ziegelsteinen.«
    Arane hatte wieder den Schlüsselbund zur Hand genommen. »Das kannst du vergessen. Mit Ziegelsteinen bekommen wir nicht den Fuchsbau, sondern eingeschlagene Köpfe. – Sag mal, ist das der Schlüsselbund vom Gefängniswärter?«
    »Ich glaube schon. Er hing an der Wand, hinter der Gittertür, die zu den Kerkern runterführt. Ich wä-
    re fast im Gitter stecken geblieben, als der Wachmann kam. Guck hier, ich habe mir die Haut aufge-
schürft.« Scapa hielt ihr den Arm entgegen. Über seine Hand zogen sich hellrote Striemen.
    Arane nahm die Verletzung behutsam in Augenschein, dann blickte sie spitzbübisch wieder zu ihm auf. »Da hast du genau das Richtige mitgenommen, Scapa«, flüsterte sie. Ihre leicht schiefen Zähne wurden sichtbar, als sie lächelte. »Wenn wir die Schlüssel vom Gefängnis haben …«
    Scapa verstand sofort. Er fasste sich an die Stirn.
    »Natürlich, mit den Schlüsseln ist es ganz leicht, ins Gefängnis zu kommen. Dann könnte man die Gefangenen befreien, zum Beispiel einen eingekerkerten Freund – und dafür zahlt uns jeder Hehler in Kesselstadt ein Vermögen. Und damit wiederum beschaffen wir uns Waffen und der Fuchsbau gehört uns!«
    Arane lächelte. Es war ein zufriedenes Lächeln, das sich immer nur dann zeigte, wenn sie ihren Kopf leicht nach unten neigte. Beinahe schien es, als berge dieses Lächeln ein Geheimnis, das ganz zu zeigen sie nicht wagte. »Weißt du schon, wer uns die Schlüssel abkaufen könnte?«
    Scapa rieb sich über die Wangen. Wichtig war nun, welcher Händler ihnen das meiste Geld zahlte.
    Und welcher Händler überhaupt Geschäfte mit ihnen, den Straßenkindern, machen würde. Davon waren nicht viele übrig geblieben. Denn fast jeder Händler, dessen Geschäft auf gestohlener Ware beruhte, steckte mit Vio Torron und seinen Männern unter einer Decke. Torron beherrschte Kesselstadt – mehr als der Fürst, der hoch oben in seiner Burg lebte, fernab der
Straßen und Marktplätze. Die Diebe, die Händler, die Schmuggler, die Mörder – sie alle zahlten Torron seinen Anteil an ihrem Lohn, und vor nicht langer Zeit hatten es auch die Straßenkinder getan. Jetzt nicht mehr. Scapa und Arane hatten damit begonnen, sich zu verweigern, und hatten die anderen Kinder überzeugt, dass niemand ihr Herr sein sollte – auch Torron mit seinen dreißig finsteren Halsabschneidern nicht. Was Scapa und Arane wollten, schon solange sie sich erinnern konnten, war wirkliche Freiheit –
    und Macht. Die Macht über das wahre Leben Kesselstadts, das sich in den heruntergekommenen Häusern verbarg und erst nachts zum Vorschein kam, lautlos und vorsichtig, wenn die Soldaten des Fürsten in ihren Wachstuben dösten.
    Seit dem offen ausgesprochenen Widerstand verfolgten Torrons Männer die Straßenkinder unerbitt-lich. Es war ein Krieg in den Gassen von Kesselstadt entflammt, und die Stadt war tatsächlich zu einem brodelnden Kessel geworden, dessen unheilvolles Aufkochen nicht einmal der Fürst verhindern konnte.
    Nein, die Sache zwischen Torron und den Straßenkindern würde ausgetragen werden.
    »Vielleicht«, überlegte Scapa, »kauft uns dieser Elfenhehler Afarell die Schlüssel ab. Ich glaube, dass er mit Torron nichts zu schaffen hat.«
    »Einen Versuch ist es wert. Gehen wir morgen zu ihm.«
    Scapa ließ sich auf die Schlafmatten fallen. Sie hatten ihre Decken zusammengerollt und benutzten
sie als Kissen, denn es war Sommer – da verwandelte sich Kesselstadt in ein brütend heißes Nest, erfüllt von Sandstaub und den fiebrigen Ausdünstungen der tiefen Viertel. Von den Marschen von Korr kam die

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