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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Strubbelige Haare hingen ihm ins Gesicht, darum löste er die drei Zöpfe, die die vordersten Strähnen zurückhielten, und band sie erneut fest.
    Arane lag schlafend auf den Bodenmatten, die Knie angezogen und das Gesicht unter den Locken versteckt. Sie sah kleiner aus, als sie war, und vor allem jünger. Man konnte sie mit ihren kurzen Haare glatt für einen Jungen halten, hätte sie nicht den Rock getragen.
    »Arane. Wach auf.« Scapa stupste sie mit dem Griff seines Dolches an.
    Arane knurrte im Schlaf und vergrub das Gesicht unter der zusammengerollten Decke.
    »Wach auf! Wie kannst du bei dieser Schweine-hitze noch schlafen?« Scapa lächelte.
    Eine Weile blieb es still unter der Decke. Dann drang, gedämpft und leise, eine Frage hervor: »Holst du Wasser …?«
    »Du bist eine faule Kröte, weißt du das?«, erwiderte er, während er sich das Hemd überzog und den Gürtel umband. Zuletzt steckte er sich den Dolch ein.
Dann nahm er den verbeulten Blecheimer aus einer Zimmerecke, mit dem sie Wasser holten, und verschwand hinter dem Türvorhang.
    Von hier aus war es nicht weit bis zum nächsten Brunnen. Scapa lief durch die Straßen, bog ein paar Mal ab und erreichte schließlich die Schlange, die vor dem Brunnen anstand.
    So geschickt Scapa als Dieb und Gauner auch sein mochte, so trickreich er sich durchs Leben schmug-geln konnte – an den reizbaren Anstehenden vor einem Brunnen kam selbst er nicht vorbei. Geduldig stellte er sich darauf ein, zu warten.

    An einem Tag wie diesem hatte das Leben von Scapa, dem Dieb begonnen. Die Sonne hatte sengend auf die oberen Hausdächer niedergebrannt, doch hier unten, in den tiefsten Winkeln der Stadt, hatte man davon kaum etwas bemerkt. Nur die Luft war drückender und schwerer zu atmen gewesen.
    Ein kleiner Junge war durch die Gassen des Viertels gelaufen. Er trug keine Schuhe und hatte von Steinen und Straßenschmutz zerschundene Füße. Am Morgen dieses heißen Sommertages, an dem selbst die Fliegen matt an den Hauswänden herumkrabbel-ten, war seine Mutter gestorben.
    Er lief schon seit einigen Stunden so vor sich hin, immer weiter fort von dem muffigen kleinen Zimmer, in dem die tote Frau lag. Wahrscheinlich hatten das Essen, das schmutzige Wasser sie dahingerafft, vielleicht war es eine Seuche gewesen. Scapa trauer-
te nicht. Trauer war, das wusste er, ein Luxus für die Reichen. Außerdem hatte seine Mutter nicht selten zugeschlagen. Nein, traurig war er nicht, und doch …
    er fühlte sich alleine, stand plötzlich verloren und barfuß in der Welt. Es war ein beängstigendes Gefühl.
    Er kam zu einem Markt. Menschen und Elfen strömten an ihm vorüber, Blicke streiften ihn, ohne dass jemand ihn wahrnahm. Eine Weile beobachtete er das rege Treiben. Ihm war klar, dass er weder Geld noch Arbeit hatte und ohne beides nur betteln konnte. Oder er konnte das Risiko wagen und es wie die anderen machen, die in seiner Lage waren: Er konnte stehlen.
    Langsam kam er auf einen Stand zu, Stoffe, Gürtel, Kleider und Schuhe häuften sich auf den Waren-tischen und hingen von der bunten Stoffplane herab.
    Langsam, langsam näherte er sich dem Stand, wie ein Hund sich einem Knochen nähern würde, den ein Fremder ihm entgegenhält.
    Der Händler hinter den Tischen schwatzte so aufgeregt mit einem Kunden, dass silbrige Schweißperlen auf seiner Stirn glitzerten. Er sah Scapa überhaupt nicht. Es würde ganz einfach sein. Nur ein Griff. Ein kleiner Griff und dann rennen.
    Scapa stand zitternd am Rand des Standes. Für einen Moment war er sich nicht sicher, ob er nicht vor Schreck wie erstarrt stehen bleiben würde; prüfend trat er von einem Fuß auf den anderen. Sollte er es jetzt wagen?
    Er warf unauffällig einen Blick nach allen Seiten.
    Niemand sah zu ihm herüber. Oder? Er blickte wie-
der zum Händler. Wie schnell würde der merken, dass Scapa etwas gestohlen hatte – würde er ihm gar folgen?
    Plötzlich drehte sich der Händler zu ihm um. Einen Herzschlag lang sahen sie sich in die Augen.
    Scapa schoss das Blut ins Gesicht, ihm war, als stün-de ihm sein Vorhaben auf die Stirn geschrieben. Oh-ne nachzudenken, schnappte er sich ein Stiefelpaar vom Tisch und flitzte davon.
    »He! Dieb! Dieb! Dieb …« Die wilden Rufe des Händlers verloren sich hinter ihm. Während er durch die dichte Menge sprintete, streckte er die Hand aus und klaute im Rennen einen Dolch – nur zur Sicherheit, zur Sicherheit –, falls man ihn verfolgte. Er hatte noch nie eine Waffe gehalten. Mit dem

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