Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
Vom Netzwerk:
drohten. Tatsächlich kamen solche Einstürze oft vor und versperrten danach ganze Treppenfluchten, bis die Leute kamen, um ein paar Ziegelsteine und Holzbretter für sich zu ergattern und den Weg dadurch wieder frei zu räumen.
    Am Ende der Treppe bogen Scapa und Arane um eine Straßenecke und standen plötzlich in goldenem Sonnenlicht. So war das oft in Kesselstadt: An manchen Orten konnte es zu jeder Tageszeit nachtfinster bleiben, und mit einem Mal trat man in einen einzigen gleißenden Lichtstrahl, der sich bis hinab in die
tiefsten Viertel verirrt hatte. Vor ihnen eröffnete sich ein Markt. Um die pralle Sonne abzuschirmen, waren weite helle Tücher von Hausdach zu Hausdach gespannt worden, und die Luft vibrierte mit dem Schlagen der Papierfächer, die vor den schwitzenden Gesichtern der Leute auf und ab tanzten.
    Scapa und Arane tauchten in die Menge ein.
    Schwer hing der Duft der feilgebotenen Gewürze über ihnen; Koriander, Jasmin und Anis roch Scapa aus der Mischung heraus. Ein paar Schritte weiter übertünchte salziger Fischgeruch die Gewürzdüfte.
    Ein Händler pries die Frische seiner Aale an. Scapa trat auf etwas Glitschiges und blickte hinunter: Fischdärme. Mit gerümpfter Nase schüttelte er seinen Schuh und ließ sich dann von der lärmenden Menge weiter vorwärts treiben.
    Fast alles war auf diesem Markt zu finden. Während sich Scapa und Arane mit den anderen Passanten vorandrängten, zogen Stände jeder Art an ihnen vorbei. Kleider und Schuhe wurden feilgeboten, Früchte, Körner, ofenwarme Brotfladen, Fisch und sogar Hühner – aber das Wunderbarste an allem waren die Gerüche. Scapa und Arane sogen tief das bunte Aroma ein: Da gab es Obst, Gebäck, Kräuter und an manchen Ständen Dinge, die von Orten ihren Weg nach Kesselstadt gefunden hatten, die Scapa und Arane nicht einmal mit Namen kannten.
    Bald wichen die Stände einem neuen Markt, der sich zwar nahtlos dem ersten anschloss, aber vollkommen anders wirkte. Es war ein Markt der Moorelfen.
Die Händler hier waren weder so laut noch so hek-tisch wie ihre menschlichen Kollegen. Träge saßen die Elfen vor ihren Ständen, rauchten ihre langen, merkwürdigen Pfeifen und beobachteten die vorbeiströmenden Leute wie aus der Ferne.
    Schlagartig hatte sich auch die Menge verändert: Statt der lärmenden Menschen umgaben Scapa und Arane nun beinahe ausschließlich die grauen Elfen-gesichter. Die Luft war erfüllt von ihrer schnellen, weichen Sprache. Schwermütiger Gesang erklang von einem Straßenmusikanten, und einige Passanten, die an ihm vorbeigingen, summten seine Melodie mit. Es war wohl ein bekanntes Elfenlied.
    Selbst die vielen Gerüche hatten jetzt nachgelas-sen, denn die meisten Moorelfen handelten mit Schmuck, mit gefälschten Goldbroschen und Silber-schnallen, mit schmalköpfigen Pfeifen und bemalten Öllampen. Eine junge Elfe verkaufte Armreifen und Fußbänder aus Holzperlen, so hübsch und zierlich, wie nur das Elfenvolk sie zu fertigen wusste. Trotzdem wäre ein Mensch nie auf die Idee gekommen, sich mit ihnen zu schmücken – das war genauso un-denkbar wie ein Junge, der Mädchenkleider trug.
    Denn obwohl beide Völker in den engen Straßen zu-sammenlebten, blieben sie in verschiedenen Welten.
    Etwas weiter, als der Markt in einen offenen Platz mündete, scharten Schausteller und Akrobaten Schaulustige um sich. Elfenkinder verbogen sich in waghalsigen Kunststücken das Rückgrat, kletterten aufeinander und bildeten Pyramiden aus Beinen und
Armen. Bunt gekleidete Flötenspieler mit Glocken-schuhen tanzten zu ihren eigenen Melodien, und zwei Jongleure hatten sich die grauen Gesichter mit weißer Farbe übermalt und vollführten Sprünge und Rollen, während die Jonglierbälle wie verzaubert ü-
    ber ihren Händen schwebten.
    Scapa und Arane drängten sich unbeeindruckt an alledem vorbei. Nur einmal konnte Scapa sich ein scheues Lächeln nicht verkneifen, weil ihm eine Elfentänzerin mit rasselndem Glockengürtel eine Mohnblume schenkte. Als die klatschenden Zuschauer hinter ihnen zurückblieben, war die Blume bereits wie ein Armband um Aranes Handgelenk ge-knotet.
    Eine Seitentreppe führte vom offenen Marktplatz in eine Gasse hinab, die von hohen, stuckverzierten Häusern umschlossen wurde. Solche Häuser waren selten in dieser Gegend, tief auf dem Grund von Kesselstadt. Sie waren das Zuhause reicher Bewohner, die sich trotz ihres Wohlstands im Untergrund verborgen halten wollten: die berühmten Hehler.
    Scapa und Arane

Weitere Kostenlose Bücher