Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone
zu mir, ehrenwerte Herrschaften?« Afarell nahm die Pfeife aus dem Mund und stieß kleine Rauchwölkchen aus.
Noch weit über ihm an der Decke des Zimmers sah Scapa die Rauchkringel im Lampenschein tanzen. »Wir wollen Euch etwas anbieten, Afarell«, sagte er und drehte sich zu Arane um. Sie hielt ihm den Schlüsselbund schon entgegen. »Wir haben die Schlüssel zum Gefängnis.«
Afarell hob die Augenbrauen. »Für jeden Kerker?«
Scapa nickte und trat, die Schlüssel vorgestreckt, näher zu ihm. Jedoch hütete er sich davor, den Schlüsselbund aus der Hand zu geben. Bei einem Elf konnte man sich schließlich nie sicher sein.
»Wenn Ihr den ganzen Bund abkauft, könnt Ihr gerne ausprobieren lassen, ob die Schlüssel echt sind.
Wenn Ihr herumfragt, werdet Ihr außerdem erfahren, dass die Gefängnisschlüssel den Soldaten tatsächlich letzte Nacht verloren gegangen sind – die hier sind also die echten.«
»Interessant«, murmelte Afarell, ohne den Blick von den klirrenden Schlüsseln zu wenden. »Natürlich muss ich die Sache noch überprüfen lassen. Aber ich habe in der Tat etwas von einem verlorenen Schlüsselbund gehört … Neuigkeiten gehen in Kesselstadt um wie ein Lauffeuer, nicht wahr? Was verlangt Ihr denn für Euer Angebot, mein Herr?«
Ein Zucken ging um Scapas Mundwinkel, teils weil das »mein Herr« spöttisch geklungen hatte, teils weil er sich noch keine Gedanken über eine Antwort auf diese Frage gemacht hatte. Arane, dachte er.
Arane, was denkst du? Aber sie blieb wie immer hinter ihm wie ein Geist, der ihn stumm bewachte.
»Fünfzig Taler. Dreißig in Silber, zehn in Gold und zehn in Kupfer.«
Afarell lachte mit offenem Mund. So lustig war Scapas Angebot nun auch nicht gewesen!
»Ach, fünfzig Taler, dreißig Silber, zehn Gold?
Und zehn in Kupfer, wie großzügig!« Schneller als geahnt lehnte sich Afarell zu ihm vor. Fast ein bisschen erschrocken zog Scapa den Schlüsselbund zu-rück und wollte auch einen Schritt rückwärts gehen –
aber er zwang sich, fest stehen zu bleiben.
»Ich will dir mal was sagen, Junge«, fuhr Afarell in amüsiertem, aber wesentlich ernsterem Ton fort.
»Ich weiß ganz genau, was du und deine kleinen Freunde wie dieses wilde Menschenmädchen da hinten vorhabt –«
»Beleidigt sie nicht«, fiel Scapa ihm kalt ins Wort und trat vor Arane.
Afarell ließ sich dadurch nicht beirren. »Ihr wollt Torron und seinen Männern an den Hals springen, ihr kleinen tollwütigen Hunde.« Er lachte gackernd.
»Und dafür kratzt ihr schön euer Geld zusammen. Zu einem kleinen, schmuddeligen Häufchen. Und mit eurem hübsch gesammelten Sümmchen wollt ihr euch dann Waffen und Ausrüstung und Mut kaufen.«
Afarell legte ruckartig den Kopf schief. Sein Dop-pelkinn wälzte sich in kleinen Röllchen über den Hemdkragen. »Oder nicht?«
Scapa biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kieferknochen vortraten. »Ich wüsste nicht, was Euch das angeht. Aber eine amüsante Theorie.«
Afarell kicherte und paffte wieder seine Pfeife.
Genüsslich stieß er ein paar Rauchringe in ihre Richtung. »Aber jeder weiß doch, dass ihr das plant, Jungchen.« Er klang schrecklich liebenswürdig; wie klebriger Honig übergoss seine Stimme die beiden.
Scapa riss der Geduldsfaden. »Wollt Ihr den Schlüssel kaufen, ja oder nein? Sonst suchen wir einen anderen Käufer.«
Afarell lachte herzhaft und seine Augen wurden starr wie Murmeln. »Ein anderer Käufer! Gab! Als ob noch jemand mit euch Rotznasen Geschäfte machen würde, nachdem ihr euch die Frechheit bei Torron erlaubt habt!«
Scapa presste die Lippen aufeinander vor Zorn.
Dass der Moorelf Recht hatte, war beinahe noch unerträglicher als sein Gekicher. »Also nicht«, murmelte Scapa schließlich. Afarell lachte ein bisschen leiser, um ihn zu hören. »Dann seid Ihr also auch einer von Torrons Speichelleckern.«
Scapa wandte sich um, als der Ruf des Hehlers ihn zurückhielt: »Vorsicht, Menschchen! Vorsicht, wie du mich nennst … Ich habe mit Torron nichts zu schaffen, so wie ich auch mit eurem kleinen Krieg nichts zu schaffen habe.«
»Wieso dann das Gerede?«, fragte Scapa über die Schulter hinweg.
Der Elf lehnte sich auf die andere Seite seines Sessels und kuschelte sich in die weichen Kissen wie ein schnurrender Kater. »Komm schon, ich wollte dich nicht vergraulen, Junge. Du weißt doch, dass ich nur
Spaß mache, nur ein Späßchen. Nicht mehr. In Ordnung?« Er spreizte die fetten, kleinen Hände, als lade er ihn zu
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