Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone
dunklen Gasse vor-beihuschen sah, und einer Stimme, die aus hundert Diebeskehlen flüsterte. Und eines Tages verschwand er aus Kesselstadt.
Er kam nie wieder.
Ein neuer Bandenführer tauchte auf und der ewige Kreislauf der Stadt begann von neuem. Er nannte
sich nicht Herr der Füchse, obgleich er die Geschäfte seines Vorgängers weiterführte und wie er nur die jüngsten Diebe um sich scharte.
Mit der Zeit wurden die Diebe älter. Aus Jungen wurden Männer, aus Mädchen Frauen. So vergaß man die Zeit, in der Kinder die Stadt beherrscht hatten – die Kinder selbst, die keine mehr waren, verga-
ßen es. Die Vergangenheit wurde erneut verschluckt vom regen Treiben der Stadt, dem Leben.
Kesselstadt veränderte sich täglich. Nur hatten die Menschen sich bereits daran gewöhnt … Sie merkten es gar nicht mehr, wenn sie morgens aufwachten und in eine neue Welt hinaustraten. Nur in manchen, seltenen Augenblicken bekamen sie ein Gespür dafür, und der neue Bandenführer hatte dieses Gefühl am Tag seiner Wiederkehr von langer Reise. Die Stadt war ihm tausend Jahre älter und tausend Jahre jünger erschienen als an dem Tag, an dem er sie verlassen hatte. Die Gesichter waren ihm allesamt fremd, die Händler hatten neue Ware, die Gerüchte hatten sich verändert, ohne dass jemand es bemerkte. Und obgleich die Vergangenheit des neuen Bandenführers ebenfalls im Licht der Gegenwart verblasste, blieben ihm dennoch Erinnerungen.
Oft musste er an den Jungen und das Mädchen denken – das Diebespaar, das hier Legende gewesen war. Er erinnerte sich an ihre Freundschaft, von der die Wäscherinnen während des Tages geschwärmt hatten, und er dachte warmen Herzens an die Nächte zurück, in denen er selbst durch einen dunkelroten,
mottenzerfressenen Vorhang in ein Zimmer gespäht hatte, in dem die beiden beieinander gesessen hatten
– erfüllt von ihren Visionen und Träumen. All das hatte Kesselstadt vergessen. Die Stadt hatte sich die Legende vom Dieb und der Straßenprinzessin vom Gesicht gewaschen wie Schminke, nur um sich wieder zu bemalen, täglich aufs Neue. Ihre Namen waren verloren, ihr Schicksal versunken im steten Er-neuern der Welt.
Doch eines Tages, als der neue Bandenführer durch die Straßen der Stadt strich, kam er an einem Puppentheater vorbei. Verblüfft blieb er stehen. Es ging um eine Prinzessin und einen Krieg. Die Prinzessin trug eine wunderbare Goldkrone aus gelb be-maltem Holz. Ihre Stimme war zart, aber ihre Worte waren kraftvoll.
Und Fesco konnte kaum fassen, welchen Lauf die Vorstellung nahm. Das Puppentheater führte die Geschichte von Scapa auf – von Scapa und Arane! Genau ihre Geschichte wurde vorgespielt und vor Überraschung und Rührung traten Tränen in die Augen des Bandenführers.
Vielleicht stimmte es, überlegte Fesco und musste lächeln. Menschen kamen und gingen, ihre Herzen, ihre Namen und Taten glommen auf in der Finsternis der Welt und erloschen ebenso schnell wie Funken in einer sternlosen Nacht. Aber ihre Geschichten … ih-re Geschichten wiederholten sich immer. Danke!
Wenn du um Nill gebangt hast, wenn dir warm geworden ist am Feuer der Elfen und du eine Gänsehaut hattest im Turm … dann musst du das hier lesen. Und wenn du dieses Buch nicht mochtest, dann lies das hier erst recht, damit du weißt, wer dafür verantwortlich ist.
Nämlich ich. Nun ja. Und ein paar Leute, ohne die Nijura für immer ein stummes Flüstern in meinem Herzen geblieben wäre.
Diese sehr besonderen Leute sind Menschen mit Fleiß, Tatkraft und Talent – zu ihnen gehört mein Literaturagent Thomas Montasser, der an mich geglaubt hat zu einem Zeitpunkt, da mein eigener Glaube schon ins Wanken geraten war. Auch meine Lektorin Susanne Krebs bei cbj, die sich so intensiv um Nijura gekümmert hat und der ich so viel zu verdanken habe. Dank an all die engagierten Mitarbeiter bei cbj, die meinen größten Traum haben wahr werden lassen.
Ein Kuss an meine Mama, weil sie meine Geschichten immer geliebt hat, meinem Papa, weil ich von ihm gelernt habe, was Hartnäckigkeit bedeutet, Kim-Mai, weil ich sie lieb habe, und Mike, dessen Musik mich so inspiriert hat. Ille Middendorf ist meine künstlerische »Mutter« in der Familie – danke dafür! Ich danke Janet Bayer für hundert tiefsinnige Gespräche, alle Gedanken, die wir miteinander teilen, und die Zukunft, die uns gehört. Und natürlich
Lizzy Teutsch, meiner »inoffiziellen« Lektorin und Testleserin: Danke für die feinfühlige und
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