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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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One-Night-Stand konnte sie woanders haben, dazu musste sie sich nicht zum Spielobjekt machen lassen.
    Er strich ihr eine Strähne hinters Ohr und seine Hand berührte ihre Wange. Joana hielt den Atem an. Ihr verdammter Puls donnerte bis in ihre Schläfen. Er würde ihn unter ihrer Haut spüren und sich sonst was darauf einbilden. Dummerweise nicht ganz zu unrecht.
    „Sag einfach, dass es dir nicht gefällt.“ Seine Stimme war scharf und weich zugleich. Wie eine mit dunklem Samt überzogene Klinge. „Sag Nein und ich gehe.“
    Die langen Finger, die sanft ihre Haut entlang strichen, bis sie den Saum ihres T-Shirts erreicht hatten, weckten die Erinnerung, wie sie seine Brust vom Stoff befreit hatte. Himmel, es war nur ein blöder Traum gewesen. Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    „Warum gibst du vor, mich nicht zu mögen?“, fragte er, ehe sie ihm etwas Garstiges an den Kopf knallen konnte. Aber für Schlagfertigkeiten war es ohnehin zu spät. In mehrfacher Hinsicht. „Warum verschließt du dich?“
    Joana lachte nervös und wischte seine Hand grob weg. „Das fragst du noch?“ Zu einer Antwort auf die Gegenfrage ließ er sich nicht herab, womit er Wut heraufbeschwor. „Vielleicht, weil du ein sexistischer Macker bist? Weil du es genießt, mir Angst einzujagen? Ganz bestimmt aber, weil du meine Grenzen überschreitest und erwartest, dass ich das scharf finde.“ Joana spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. Wer wusste schon, wann sie wieder den Mut finden würde, ihm die Meinung zu sagen? Jetzt ging sie in die vollen. „Alles in allem, weil du es einem verdammt schwer machst, dich auch nur ein klein wenig mögen zu können. Von deinem Äußeren mal abgesehen, ist an dir nichts begehrenswert. Schöne Fassade – nichts dahinter. Und für deine hübsche Nase bist du nicht mal selbst verantwortlich. Dank deiner Optik und den dafür verantwortlichen Genen, denn ihretwegen bist du evolutionär gesehen zumindest kein völliger Reinfall. Es gibt reichlich Frauen, denen das genügt. Mir nicht.“
    Sie nahm die nächste Kurve zu aggressiv, provoziert von ihren eigenen Worten, die mehr als nur bissig waren. Sie wären beleidigend gewesen, wenn sie nicht mit jedem Wort recht gehabt hätte. Von ihrer Lage auf diesem Schlachtfeld einmal abgesehen. Und wenn schon.
    Er konterte nicht, aber sie spürte seinen Blick im Nacken. Ein ausgehungerter, kleiner Teil in ihr sehnte sich nach mehr als nur Blicken. Oh Gott, er würde sie noch in den Wahnsinn treiben.
    „Was ist? Hat es dir etwa die Sprache verschlagen?“
    Sein leises, freudloses Lachen stellte augenblicklich klar, dass es mehr als das war. Es ließ Joana schlucken und die scharfen Worte, zu ihrem größten Ärger, sogar ein wenig bereuen.
    „So denkst du über mich?“ Sie hörte förmlich, wie er nach Worten suchte. „Nur weil ich gestern ein Selbstbewusstsein zur Schau getragen haben, von dem ich dachte, es würde dir gefallen? Denkst du denn, das sei alles echt? Menschen sind nicht immer, wofür sie sich ausgeben. Oft steckt mehr in ihnen, als es auf den ersten Blick erscheint.“
    „Was soll das jetzt werden? Eine plötzliche 180-Grad-Drehung? Wie unauffällig. Oder willst du mir einen psychologischen Vortrag halten?“ Das hatte gerade noch gefehlt. Zum Glück schwand die Zeit, in der er sie belästigen konnte. Sie bog soeben in die Schleestraße ein.
    „Hör mich einfach an“, bat er. „Manchmal gibt es Gründe, sich hinter Fassaden zu verstecken. Manch einer von uns … trägt eine gewisse Dunkelheit in sich. Eine Dunkelheit, die nicht jeder andere erkennen sollte. Die wenigsten Menschen haben die Attribute, die es braucht, um in einen Abgrund sehen zu können. Die meisten wollen es gar nicht. Daher bauen wir Fassaden und verstecken, was uns wirklich ausmacht, um …“
    „Das reicht!“ Joana stellte den Motor ab. Sie spürte sich zittern. Sprach er noch von sich selbst? Oder sprach er von ihr? Wie hatte er sie so tief durchschauen können? Seine Worte kratzten nicht an ihrer Oberfläche, sie brachten ihre Grundfesten zum Wanken. Sie fühlte sich gläsern. Bloßgestellt und nackt. So verletzlich wie seit Jahren nicht mehr. „Was weißt du schon?“ Sie wagte es nicht, sich zu ihm umzudrehen. Dass er etwas über ihre Vergangenheit wusste, war offensichtlich. Aber sie fragte sich, wie er auf die Formulierungen kam, mit denen sie ihr ausgekratztes Inneres beschrieb.
    Oder er sprach tatsächlich von sich selbst. Vielleicht war

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