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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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weist die fünfte Richtung?“ Ihre Stimme kam ihr schwach vor. „In den Himmel?“
    „Manche sagen das.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich dagegen denke, sie führt uns nach unten, in den Abgrund. Direkt in die Hölle.“
    „Du glaubst an die Hölle?“
    „In der Tat. Irritiert dich das?“
    „Es herrscht Glaubensfreiheit“, erwiderte sie trocken. „Ich zum Beispiel glaube an Wiedergeburt. Aber ich kenne etliche Menschen, die allein für diese Aussage meine Überreste eines vergangenen Lebens ausgraben, und mich mit ihnen totschlagen würden.“
    „Wiedergeburt … interessant.“ Sein Blick schien sie zu durchbohren. „Eine verklärte Variante der Unsterblichkeit.“
    „Was müsste man an Unsterblichkeit verklären?“ Sie gab es auf, den Augenkontakt halten zu wollen und sah weg. Diese Augen blickten zu tief. Es war ihr, als hätte sie mit ein paar Worten ihr ganzes Inneres vor ihm ausgebreitet. Nun musterte er es kritisch, auf der Suche nach Schwachstellen. Sie räusperte sich und tippte an ihrem Bordcomputer herum. „Ich muss jetzt weiter. Wenn du drauf bestehst, dann sehen wir uns morgen.“ Rasch kramte sie im Handschuhfach nach dem Werbeflyer der Kartbahn. „Elf Uhr vormittags?“
    Er nahm den Zettel an sich und reichte ihr im Gegenzug einen Geldschein. „Ich werde da sein“, versprach er, stieg aus und ließ die Tür leise zufallen.
    Ungerührt trat er in das Unwetter und ging die Straße hinunter. Es blitzte, donnerte und im gleichen Moment verloschen die Straßenlaternen. Seine Silhouette wurde eins mit dem Regen und verschwand in der Dunkelheit.

7
    N
icholas hatte sich das anders vorgestellt. Ganz anders.
    Schon als sie aufgetaucht war, einen grinsenden Schwächling in ihrem Schatten mit sich schleifend, hätte er ahnen müssen, dass die Dinge nicht so liefen, wie er es sich ausgemalt hatte. Sie wollte immer schon mal Kart fahren – und dann begrüßte sie die Angestellten der Bahn mit Vornamen?
    Er war nicht davon ausgegangen, mit diesen Spielzeugautos ernsthafte Probleme zu bekommen. Tatsächlich fiel es ihm unglaublich leicht, damit zu fahren. Dummerweise fuhr sie besser als er. Viel besser. Dass die männliche Anstandsdame, die sie mitgebracht hatte, keine Chance gegen seine Fahrkünste hatte, munterte ihn nur geringfügig auf.
    Als sie ihn nun überrunden wollte, fühlte er sich vorgeführt, zumal sie an diesem Tag vollkommen immun auf seine lautlose Stimme zu sein schien und nichts darauf gab, dass er sie anwies, langsamer zu fahren. Glückshormone verstärkten in Kombination mit Adrenalin oft die mentale Kraft von Menschen. Die Versuche, sie trotzdem zu überwältigen, schwächten ihn. Mit zusammengebissenen Zähnen hielt er die Idealspur und zog zu der Seite heraus, an der sie ihn überholen wollte. Schließlich gelang es ihr doch, sich links neben ihn zu setzen. Die nächste Kurve war ein U-Turn nach links. Joana war deutlich im Vorteil. Er knurrte und rammte sie, jedoch kannte sie das offenbar schon, denn sie grinste nur unter ihrem Helm, machte einen gekonnten Schlenker und ließ ihr Kart gegen die Schnauze seines eigenen krachen, worauf sein Vorderrad blockierte und er sich um 180 Grad drehte. Reifen quietschten über den Asphalt und spieen den Gestank von schmorendem Gummi aus. Eins zu Null für sie. Er fluchte. Sein aggressives Wendemanöver mitten auf der Strecke zwang einen weiteren Fahrer zu einer Vollbremsung, die den Kerl in die Leitplanke rutschen ließ. Nicholas gab Vollgas und ließ den anderen in einer Abgaswolke stehen.
    Dreck nochmal, was machte er eigentlich hier? Er kreiselte in dieser nach Öl stinkenden Halle herum, während sein Wagen, ein 555 Pferdchen starker BMW X5, vor der Halle stand, den schmachtenden Blicken neidischer Motorsportfans ausgeliefert. Es war einfach nur lächerlich.
    Seine Wut ließ nach, als Joana wenig später kichernd neben ihm auftauchte. Gewonnen zu haben, ließ ihre Laune in die Höhe steigen und nach dieser Euphorie gierte jeder Teil von ihm. Leider brachte sie auch den blonden Schönling mit, der ihr permanent Honig um den Mund schmierte. Gemeinsam gingen sie in das angrenzende Café, das durch eine Glaswand freien Blick auf die Bahn bot. Joana wollte ihren Sieg feiern. Diesem Benedikt roch man an, dass er dringend seinen Flüssigkeitsverlust ausgleichen musste. Nicholas ärgerte sich in der Zwischenzeit über lauwarmen Kaffee. Er wollte sie einfach nur haben; das war der einzige Grund, zu bleiben. Ungehemmt wollte er sie, auf

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