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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Alexander grinste sich selbst im Spiegel zu. Seine Fleischhülle, ein aparter Mann Mitte vierzig, blickte auf ihn zurück. Erfolgreich. Wohlhabend. Sexy. Das strahlende Leben.
    Welch Ironie, dass er gerade letzteres in diesem Moment so bitter nötig hatte.
    „Herein.“
    Einer der englischen Archäologie-Studenten, die an der Ausgrabung beteiligt waren, betrat zögerlich das Zimmer und senkte demütig den Kopf. „Bitte entschuldigen Sie die Störung, Mr. Meyers.“
    Er rollte mit den Augen. Dieser menschliche Name ging ihm auf die Nerven. Sein Berater, der Nybbas, hatte sicher recht, wenn er sagte, dass ein solcher Name nötig war, um Unauffälligkeit zu wahren. Der Nybbas war der Geschickteste, wenn es darum ging, Menschlichkeit zu imitieren. Das war seine Stärke und daher hatte Alexander ihn zu seinem Adjutanten erklärt. Zudem war er ein starker Kämpfer. Jedoch änderte des Nybbas’ Rat nichts daran, dass es den Whiro demütigte, sich nach einem leeren Stück Fleisch nennen zu müssen. Er ließ sich ja auch nicht Armani rufen, nur weil er das Zeug gern am Leib trug.
    „Was willst du?“, fuhr er den Studenten an, der prompt zusammenzuckte. Weichei.
    „Dr. Mac Jerrems hat noch etwas gefunden, Sir, nachdem Sie die Grabungsstätte verlassen haben. Er dachte, dass Sie diese Nachricht sicherlich sofort zu erhalten wünschten. Aber er konnte Sie telefonisch nicht erreichen, daher schickt er mich.“
    „Worum geht’s?“
Hoffentlich ist es wichtig, Kleiner. Sonst verlässt du dieses Zimmer mit akutem Darmdurchbruch
.
    Der Junge schluckte. „Nun, er hat noch ein paar Ultraschall-Aufnahmen in der freigelegten Grotte gemacht und noch einen weiteren, abzweigenden Tunnel gefunden. Der Stollen ist vollkommen verschüttet, aber die Bodenbeschaffenheit zeigt eindeutig, dass dies von Menschen mutwillig verursacht wurde.“
    Erregung durchfuhr seinen menschlichen Körper. „Wann?“
    „Den ersten vorsichtigen Schätzungen nach wurde der Tunnel vor nicht mal siebzig Jahren zugeschüttet.“
    „Das würde exakt ins Bild passen“, murmelte er und lächelte zufrieden. Vielleicht war der Tag ja doch noch zu retten. „Gute Arbeit, mein Junge. Wie heißt du?“
    „Ian Sniders, Sir.“
    „Ian.“
Komm zu mir
,
Ian
. „Hol dir deine Belohnung bei mir ab.“
    Der junge Mann trat paralysiert näher und Alexander schob ohne jedes Zögern seine Hand unter dessen Jeanshemd. Der Student spannte erschrocken die Muskeln an, als der Dämon über seinen Bauch strich und damit die Gesundheit seiner Organe prüfte.
    Du kannst dich nicht wehren. Du willst es gar nicht. Dir gefällt, was ich tue
.
    Er war ein klein wenig pummelig, der Junge. Naschte wohl gern oder genoss zu oft dieses neumodische Fastfood. Alexander knetete ein kleines Speckröllchen fest zwischen seinen Fingern und der Student keuchte unterdrückt. Trotz ungesunder Lebensweise schien er vollkommen vital. Alle Organe waren makellos, der Dämon hatte die freie Wahl. Er entschied sich für die Leber und pflanzte den Keim eines herrlichen Leberzellkarzinoms. Mit etwas Glück würde Ian Sniders seine Krebserkrankung erst in sehr weit fortgeschrittenemStadium bemerken, wenn es bereits zu spät war. Wohin er auch gehen würde, jeden Tag würde nun ein bisschen mehr Gesundheit seiner Leber in den Whiro überfließen.
    „Bis dass der Tod uns scheidet“, murmelte Alexander. Nun ja, oder ein findiger Arzt. Den Menschen und ihrem medizinischen Fortschritt war heutzutage einfach nichts mehr heilig.

    Das versprochene Unwetter ließ sich bis zum nächsten Abend Zeit, dafür kam es umso heftiger. Joana stand auf dem Taxihalteplatz am Messegelände vor dem Eingang Ost. Sie staunte über die unglaubliche Menge an Wasser, die auf das Autodach niederging, an den Scheiben herablief und die Welt in trüben Farben verschwimmen ließ. Die Messe versprach auch am Abend immer Fahrgäste, doch heute musste sie ungewöhnlich lange warten. Ihr Magen knurrte und sie sah ungeduldig auf die Uhr. Halb neun, ihre Schicht ging noch anderthalb Stunden. Ihr Notvorrat an Kaubonbons war seit einer guten Stunde leer und zu trinken hatte sie nur noch lauwarmes Wasser. Sie überlegte, die nächste Tankstelle anzusteuern, als ihr Display blinkte und ihr einen Fahrgast am Parkplatz vor dem Alsterpark meldete. Sicherlich ein Spaziergänger, den der Regen überrascht hatte. Hoffentlich ohne Hund. Sie hatte Respekt vor Hunden, außerdem gab es kaum etwas, das in einem Auto schlimmer roch, als ein nasser

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